Peip: Zum Beweis des Glaubens.
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Forscher eben diesen Endzweck aller Wissenschaften erkennen, so
wollen wir andererseits hinzufügen, dass die Naturwissenschaft
freilich einst aus gerechten Gründen Misstrauen schöpfen musste
gegen eine Naturphilosophie, deren Grundprincipien als Phantome
keine Befruchtung auf die Forschung derjenigen Wissenschaften
ausüben konnten, welche nur mit feststehenden Thatsachen zu
rechnen hatte. Wie dem sei, es bleibt Thatsache und bezüglich
des letzten Zwecks aller Wissenschaften anzuerkennen,
dass die Naturwissenschaft, ein Glied in der alles umschlingen-
den Kette des Forschens nach Wahrheit ist, und eben um der
Wahrheit willen nicht beziehungslos sein kann zur Philosophie, zur
Ethik und zur Religion, der Religion, welche aus dem tiefsten
und letzten Grunde ihres Wissens, d. h. »im Gewissen« Wahrheit
schöpfen will im Glauben. In der That forschen wir um der Gründe
willen, so liegt es uns ob zu forschen endlich nach den letzten
Gründen, und dieser letzte Grund, der erste und letzte Begriff,
(das Princip des Wissens, das Allergewisseste) — es ist zugleich
die Stimme des eigenen Gewissens, das ist »der göttlich sich ge-
wusste Theil des Menschen«, und des wissenden Bewusstseins, das
sich selbstbewusst wieder erkennt im Forschen nach dem wahr-
haftigen »Zusammenhänge der Dinge«. Glauben wir um des Wissens
willens an dieses Allergewisseste, und ist dieses Gewisseste zugleich
die ursprüngliche Wurzel des Glaubens, so sind in diesem allge-
meinen Sinne Glauben und Wissen nicht mehr zwiespältig, son-
dern schlechthin eins, d. h. ein Wissens-Glaube beweist sich
schlechthin von selbst. Ist dem so, so forscht alle Wissenschaft
um des Gewissens willen, und also aus sittli ch e n Beweggründen,
und nur in diesem Sinne forscht sie »gewissenhaft«. Diesen Ge-
wissenhaften mit solchem Sinne braucht kein Glaube im Allgemeinen
bewiesen zu werden, und der Verfasser wäre seiner Aufgabe über-
hoben. Unser Verfasser jedoch will mehr, er will von eben die-
sem Gesichtspunkte aus, bis zu dem er uns gehoben, nicht nur
den Glauben, sondern den Schriftglauben und die sich hieran
schliessenden orthodoxen Lehren beweisen.
III.
Die Orthodoxie und das Wunder.
Hatte uns der Verfasser auf den Standpunkt des Gewissens
hingewiesen, hatte er uns richtig gesagt, dass derjenige in der
That gewissenlos ist, dessen wissenschaftliche Sinnesart keinen
sittlichen Sinn hat für den letzten Grund, als das unmittel-
bare Bewusstsein der unbedingten Bezogenheit des Geschöpfes auf
den Schöpfer, als auf den, von dem alle Thaten, ob auch aller
Welt verborgen, schlechthin gewusst werden, so hat uns leider
der Verfasser vollkommen im Dunklen darüber gelassen, ob nicht
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Forscher eben diesen Endzweck aller Wissenschaften erkennen, so
wollen wir andererseits hinzufügen, dass die Naturwissenschaft
freilich einst aus gerechten Gründen Misstrauen schöpfen musste
gegen eine Naturphilosophie, deren Grundprincipien als Phantome
keine Befruchtung auf die Forschung derjenigen Wissenschaften
ausüben konnten, welche nur mit feststehenden Thatsachen zu
rechnen hatte. Wie dem sei, es bleibt Thatsache und bezüglich
des letzten Zwecks aller Wissenschaften anzuerkennen,
dass die Naturwissenschaft, ein Glied in der alles umschlingen-
den Kette des Forschens nach Wahrheit ist, und eben um der
Wahrheit willen nicht beziehungslos sein kann zur Philosophie, zur
Ethik und zur Religion, der Religion, welche aus dem tiefsten
und letzten Grunde ihres Wissens, d. h. »im Gewissen« Wahrheit
schöpfen will im Glauben. In der That forschen wir um der Gründe
willen, so liegt es uns ob zu forschen endlich nach den letzten
Gründen, und dieser letzte Grund, der erste und letzte Begriff,
(das Princip des Wissens, das Allergewisseste) — es ist zugleich
die Stimme des eigenen Gewissens, das ist »der göttlich sich ge-
wusste Theil des Menschen«, und des wissenden Bewusstseins, das
sich selbstbewusst wieder erkennt im Forschen nach dem wahr-
haftigen »Zusammenhänge der Dinge«. Glauben wir um des Wissens
willens an dieses Allergewisseste, und ist dieses Gewisseste zugleich
die ursprüngliche Wurzel des Glaubens, so sind in diesem allge-
meinen Sinne Glauben und Wissen nicht mehr zwiespältig, son-
dern schlechthin eins, d. h. ein Wissens-Glaube beweist sich
schlechthin von selbst. Ist dem so, so forscht alle Wissenschaft
um des Gewissens willen, und also aus sittli ch e n Beweggründen,
und nur in diesem Sinne forscht sie »gewissenhaft«. Diesen Ge-
wissenhaften mit solchem Sinne braucht kein Glaube im Allgemeinen
bewiesen zu werden, und der Verfasser wäre seiner Aufgabe über-
hoben. Unser Verfasser jedoch will mehr, er will von eben die-
sem Gesichtspunkte aus, bis zu dem er uns gehoben, nicht nur
den Glauben, sondern den Schriftglauben und die sich hieran
schliessenden orthodoxen Lehren beweisen.
III.
Die Orthodoxie und das Wunder.
Hatte uns der Verfasser auf den Standpunkt des Gewissens
hingewiesen, hatte er uns richtig gesagt, dass derjenige in der
That gewissenlos ist, dessen wissenschaftliche Sinnesart keinen
sittlichen Sinn hat für den letzten Grund, als das unmittel-
bare Bewusstsein der unbedingten Bezogenheit des Geschöpfes auf
den Schöpfer, als auf den, von dem alle Thaten, ob auch aller
Welt verborgen, schlechthin gewusst werden, so hat uns leider
der Verfasser vollkommen im Dunklen darüber gelassen, ob nicht