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Peip: Zum Beweis des Glaubens.
vor dem die christliche Religion erschreckt, zumal wir wissen, dass
keine Religion die Unsterblichkeit der Seelen bestimmter und all-
gemeiner lehrt wie die unsere. Hieraus folgt, dass die christliche
Lehre vom Uebel kein Capitel vom Tode aufzuweisen hat. An
anderer Stelle liegt also das wirklich existirende Uebel, im Todes-
phänomen als solchem kann es nicht gefunden werden.
Wir kommen dem eigentlichen Uebel leicht auf die richtige
Spur, wenn wir die Herrschaft jenes Wesens richtig und vollkom-
men verstehen, das wir im pathologischen wie im ethischen Sinne
unter dem Begriff der Krankheit, Entartung und Anomalie be-
greifen. Jener eigenthümliche Zwischenzustand zwischen Leben
und Sterben , der zum gesunden , vollkommenen Leben zu wenig,
zum rechtzeitigen Tode zu viel Rietet, und eine Reihe krankhafter
Zwischenzustände erzeugt, die extrem und unverträglich
miteinander streiten, somit jedes gesunde harmonische Da-
sein während des Lebens hindern und stören. Jener anomale Zwi-
scbenzustand, für den es durch Begriffe und Worte kaum eine ge-
nügende Definition gibt, wird im Grossen wie im Kleinen,
mit der grossen Reibe seiner unerträglichen und niederzuhaltenden
Erscheinungen auf allen Lebensgebieten leicht die Blätter des
schwarzen Buches vom Weltübel füllen.
Von diesem Uebel der unästhetischen Dissonanz, Störung und
Hemmung gesunder und regelrechter Entwicklung, von der patho-
logischen Thatsache der Degenerationszustände und physischen
Krankheit,*) von der die Wandlung des Todes stets wie ein Be-
freier wirkt, gibt das Leben des weltlichen Daseins in der That
ein furchtbares Zeugniss. Dass aber dieses Uebel degenerirender
Störungen, krankhafter Hemmungen, und extremer Spannungen zugleich
»vormenschlich« im echten Sinne des Wortes ist, und höchst wahr-
scheinlich in dem allgemeinen Zerfall der planetarischen Kräfte
und ihrer ungleichen Vertheilung im Sonnensystem, somit zugleich in der
atomistisch-solaren Formenbildung seine wohlbegründeten Ursachen
hat, muss von diesem Gesichtspunkt immerhin angenommen wer-
den, und diese Anschauung wird sich sogar mit dem unbefangenen
aufgeklärten Glauben, selbst vom naturwissenschaftlichen Gesichts-
punkte, für die, welche einen umfassenden Blick haben, vereinigen
lassen. Eines steht fest: sowohl wie im Mikrokosmus, muss auch
im Makrokosmus aus dem Missbrauch der natürlichen Weltgesetze
die dauernde Unverträglichkeit substantieller Kräfte hervorgeheu,
welche das Extrem und die Unerträglichkeit der Zustände zur Folge
hat. Aber ist es wahr, dass Krankheit und Krankhaftigkeit als
Extreme dauernd unerträglich wirken, so ist andererseits
deutlich, dass der Tod ausgleichend und befreiend auftritt. Sehen
wir endlich wie die ungleich vertheilte Wechselwirkung der plane-
tarischen Kräfte, die Herrschaft krankhafter Bedingungen für den
Siehe die Anmerkung oben über Kriterium der Krankheit.
Peip: Zum Beweis des Glaubens.
vor dem die christliche Religion erschreckt, zumal wir wissen, dass
keine Religion die Unsterblichkeit der Seelen bestimmter und all-
gemeiner lehrt wie die unsere. Hieraus folgt, dass die christliche
Lehre vom Uebel kein Capitel vom Tode aufzuweisen hat. An
anderer Stelle liegt also das wirklich existirende Uebel, im Todes-
phänomen als solchem kann es nicht gefunden werden.
Wir kommen dem eigentlichen Uebel leicht auf die richtige
Spur, wenn wir die Herrschaft jenes Wesens richtig und vollkom-
men verstehen, das wir im pathologischen wie im ethischen Sinne
unter dem Begriff der Krankheit, Entartung und Anomalie be-
greifen. Jener eigenthümliche Zwischenzustand zwischen Leben
und Sterben , der zum gesunden , vollkommenen Leben zu wenig,
zum rechtzeitigen Tode zu viel Rietet, und eine Reihe krankhafter
Zwischenzustände erzeugt, die extrem und unverträglich
miteinander streiten, somit jedes gesunde harmonische Da-
sein während des Lebens hindern und stören. Jener anomale Zwi-
scbenzustand, für den es durch Begriffe und Worte kaum eine ge-
nügende Definition gibt, wird im Grossen wie im Kleinen,
mit der grossen Reibe seiner unerträglichen und niederzuhaltenden
Erscheinungen auf allen Lebensgebieten leicht die Blätter des
schwarzen Buches vom Weltübel füllen.
Von diesem Uebel der unästhetischen Dissonanz, Störung und
Hemmung gesunder und regelrechter Entwicklung, von der patho-
logischen Thatsache der Degenerationszustände und physischen
Krankheit,*) von der die Wandlung des Todes stets wie ein Be-
freier wirkt, gibt das Leben des weltlichen Daseins in der That
ein furchtbares Zeugniss. Dass aber dieses Uebel degenerirender
Störungen, krankhafter Hemmungen, und extremer Spannungen zugleich
»vormenschlich« im echten Sinne des Wortes ist, und höchst wahr-
scheinlich in dem allgemeinen Zerfall der planetarischen Kräfte
und ihrer ungleichen Vertheilung im Sonnensystem, somit zugleich in der
atomistisch-solaren Formenbildung seine wohlbegründeten Ursachen
hat, muss von diesem Gesichtspunkt immerhin angenommen wer-
den, und diese Anschauung wird sich sogar mit dem unbefangenen
aufgeklärten Glauben, selbst vom naturwissenschaftlichen Gesichts-
punkte, für die, welche einen umfassenden Blick haben, vereinigen
lassen. Eines steht fest: sowohl wie im Mikrokosmus, muss auch
im Makrokosmus aus dem Missbrauch der natürlichen Weltgesetze
die dauernde Unverträglichkeit substantieller Kräfte hervorgeheu,
welche das Extrem und die Unerträglichkeit der Zustände zur Folge
hat. Aber ist es wahr, dass Krankheit und Krankhaftigkeit als
Extreme dauernd unerträglich wirken, so ist andererseits
deutlich, dass der Tod ausgleichend und befreiend auftritt. Sehen
wir endlich wie die ungleich vertheilte Wechselwirkung der plane-
tarischen Kräfte, die Herrschaft krankhafter Bedingungen für den
Siehe die Anmerkung oben über Kriterium der Krankheit.