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Die Anordnung der grossen Heidelberger
Liederliandsclirift.

Von

Fr. Grimme.

In der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 46,
Heft 3 hat A. Schulte eine längere Abhandlung veröffentlicht unter dem
Titel: „Die Disposition der grossen Heidelberger (Manessischen) Lieder-
handschriftdie sicherlich Aufsehen in den Reihen der Germanisten
erregen wird, da die Ergebnisse derselben wirklich zunächst bestechend
sind und manche Fragen gelöst scheinen, die bis jetzt kaum eine end-
gültige Regelung erwarten Hessen. Um so mehr ist es unsere Pflicht,
sofort des Näheren zu prüfen, ob Schuttes Angaben richtig sind, und
deshalb möchte ich von vornherein meine Stimme erheben und warnen,
nicht zu bauen auf dem, was Schulte Neues gefunden zu haben glaubt;
denn leider haben sich seine Ergebnisse mir recht bald als Trugschlüsse
herausgestellt, und trotz seinen weitläufigen Auseinandersetzungen sind
wir auf dem Gebiete der Minnesingerforschungen nicht einen Schritt
weiter gekommen, vielmehr müssen wir noch manches von dem, was
wir bis jetzt als völlig feststehend annahmen, über den Haufen werfen
und auf einem ganz anderen Fundamente von Neuem zu bauen beginnen.

Schulte stellt für seine Abhandlung sechs Thesen auf, von denen die
meisten kaum einen Widerspruch erfahren werden, da sie ganz allge-
mein bekannte Sachen enthalten, oder Wahrheiten verkünden, die kein
Forscher bezweifeln wird. Einem Germanisten, der selbst nur ganz
oberflächlich in v. d. Hägens Minnesinger geschaut hat, wird nicht viel
Neues durch Schulte geboten werden. Wenn nun der Verfasser zu Beginn
seiner Darlegungen der Verwunderung Ausdruck giebt, dass noch nie-
mand bis jetzt das Geheimnis der Anordnung der Handschrift entdeckt
habe, so irrt er zunächst, wie wir sogleich zeigen werden, dann aber
 
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