158
A. von Domaszewski
Da wir die Grundlage, von welcher die Heerbildung jener Zeit aus-
ging, das Heer Casars, das Gallien bezwang, genau kennen, so ist da-
mit der sichere Ausgangspunkt von selbst gegeben. Allerdings schon
hier ist die Überlieferung in den modernen Darstellungen nicht zu ihrem
Hechte gekommen. Bekannt ist, dass Casars Heer im Jahre 51 elf
Legionen zählte. Zehn gehörten Casars eigenem Heere an, mit den
Nummern VI, VII, VIII, IX, X, XI, XII, XIII, XIV, XV; dazu kam die
legio I, welche ihm Pompeius geliehen 1 2 3 4). In ihrer Bezifferung schliessen
die Legionen, welche im Laufe des Krieges errichtet worden waren (VI,
XI, XII, XIII, XIV, XV) an jene an, die Cäsar beim Antritt seiner
Statthalterschaft übernahm (VII, VIII, IX, X). Die vier ersten Legionen,
die quattuor primae der Gesetze, kamen in jener Zeit regelmässig nicht
zur Aufstellung, da sie den consularischen Jahresheeren nach uralter
Sitte Vorbehalten blieben, die Consuln aber kein Kommando mehr führ-
ten2)- Als Pompeius im Jahre 55 als Consul ausnahmsweise zur Aus-
hebung geschritten, erhielt die aus den damals eingestellten Mannschaf-
ten gebildete Legion, welche in Cäsars Heer übertrat, die Nummer 13).
Dagegen müssen die V. und VI. Legion, deren Existenz Cäsars Zählung
voraussetzt, im Jahre 58 notwendig bestanden haben. Die einheitliche
Bezifferung der Heere der Republik schreitet aber von den westlichen
Provinzen nach den östlichen vor4). Es geht dies hervor aus der In-
schrift C. I. L. III p. 1059 n. 6541 a = Dessau, Inscr. lat. sei. 2224:
N(umerius) Granonius N(umerii) f(ilius) Gal(eria)5) domo Luceria, IIII
1) Drumann 3, 236.
2) Mommsen, Staatsrecht II S. 578.
3) Caesar b. G. 6, 1, 1 simul a Gnaeo Pompeio proconsule petit, quoniam ipse ad
urbem cum imperio rei publicae causa remaneret, quos ex cisalpina Gallia consul
sacramento rogasset, ad signa convenire et ad se proficisci iuberet und 8, 54 Nam
Cn. Pompeius legionem primam, quam ad Caesarem miserat, conf'ectam ex delectu
provinciae Caesaris, eam tamquam ex suo numero dedit.
4) Aus dem einfachen Grunde, weil die stehenden Heereskommanden des
Westens älterer Entstehung sind als die des Ostens. Noch in den Heereslisten der
Kaiserzeit geht deshalb der Westen dem Osten voran. C. 1. L. VI, 3492.
5) Nach einer Mitteilung von Wolters kann der letzte Buchstabe in Zeile 1
auch als L gelesen werden, da die senkrechte Haste unten einen Ansatz nach rechts
hat. Mommsen las im Corpus zweifelnd C'at(ulus); aber ich glaube, dass nach den
zahlreichen Analogien der Soldateninschriften aus der Zeit der Bürgerkriege, die
immer die Tribus und nur selten daneben das Cognomen nennen, z. B. C. V p. 243 ff.
Ateste, hier die Tribus erkannt werden muss. Allerdings giebt man Luceria allge-
mein die Claudia, Kubitschek imp. Rom. tributum descriptum p. 42; aber die Inschrift
C. 9, 799 C. Valerius C. f. Cla. Proculus domo Baeterris vet. leg. IIII
Mac. ist, gerade weil es sich um einen Veteranen handelt, nicht entscheidend. Vgl.
C. I. L. III Suppl. p. 1460. Denn da er die Tribus seiner neuen Heimat Baeterrae,
die Pupinia, nicht führt, so lässt es sich gar nieht sagen, wo er geboren war.
A. von Domaszewski
Da wir die Grundlage, von welcher die Heerbildung jener Zeit aus-
ging, das Heer Casars, das Gallien bezwang, genau kennen, so ist da-
mit der sichere Ausgangspunkt von selbst gegeben. Allerdings schon
hier ist die Überlieferung in den modernen Darstellungen nicht zu ihrem
Hechte gekommen. Bekannt ist, dass Casars Heer im Jahre 51 elf
Legionen zählte. Zehn gehörten Casars eigenem Heere an, mit den
Nummern VI, VII, VIII, IX, X, XI, XII, XIII, XIV, XV; dazu kam die
legio I, welche ihm Pompeius geliehen 1 2 3 4). In ihrer Bezifferung schliessen
die Legionen, welche im Laufe des Krieges errichtet worden waren (VI,
XI, XII, XIII, XIV, XV) an jene an, die Cäsar beim Antritt seiner
Statthalterschaft übernahm (VII, VIII, IX, X). Die vier ersten Legionen,
die quattuor primae der Gesetze, kamen in jener Zeit regelmässig nicht
zur Aufstellung, da sie den consularischen Jahresheeren nach uralter
Sitte Vorbehalten blieben, die Consuln aber kein Kommando mehr führ-
ten2)- Als Pompeius im Jahre 55 als Consul ausnahmsweise zur Aus-
hebung geschritten, erhielt die aus den damals eingestellten Mannschaf-
ten gebildete Legion, welche in Cäsars Heer übertrat, die Nummer 13).
Dagegen müssen die V. und VI. Legion, deren Existenz Cäsars Zählung
voraussetzt, im Jahre 58 notwendig bestanden haben. Die einheitliche
Bezifferung der Heere der Republik schreitet aber von den westlichen
Provinzen nach den östlichen vor4). Es geht dies hervor aus der In-
schrift C. I. L. III p. 1059 n. 6541 a = Dessau, Inscr. lat. sei. 2224:
N(umerius) Granonius N(umerii) f(ilius) Gal(eria)5) domo Luceria, IIII
1) Drumann 3, 236.
2) Mommsen, Staatsrecht II S. 578.
3) Caesar b. G. 6, 1, 1 simul a Gnaeo Pompeio proconsule petit, quoniam ipse ad
urbem cum imperio rei publicae causa remaneret, quos ex cisalpina Gallia consul
sacramento rogasset, ad signa convenire et ad se proficisci iuberet und 8, 54 Nam
Cn. Pompeius legionem primam, quam ad Caesarem miserat, conf'ectam ex delectu
provinciae Caesaris, eam tamquam ex suo numero dedit.
4) Aus dem einfachen Grunde, weil die stehenden Heereskommanden des
Westens älterer Entstehung sind als die des Ostens. Noch in den Heereslisten der
Kaiserzeit geht deshalb der Westen dem Osten voran. C. 1. L. VI, 3492.
5) Nach einer Mitteilung von Wolters kann der letzte Buchstabe in Zeile 1
auch als L gelesen werden, da die senkrechte Haste unten einen Ansatz nach rechts
hat. Mommsen las im Corpus zweifelnd C'at(ulus); aber ich glaube, dass nach den
zahlreichen Analogien der Soldateninschriften aus der Zeit der Bürgerkriege, die
immer die Tribus und nur selten daneben das Cognomen nennen, z. B. C. V p. 243 ff.
Ateste, hier die Tribus erkannt werden muss. Allerdings giebt man Luceria allge-
mein die Claudia, Kubitschek imp. Rom. tributum descriptum p. 42; aber die Inschrift
C. 9, 799 C. Valerius C. f. Cla. Proculus domo Baeterris vet. leg. IIII
Mac. ist, gerade weil es sich um einen Veteranen handelt, nicht entscheidend. Vgl.
C. I. L. III Suppl. p. 1460. Denn da er die Tribus seiner neuen Heimat Baeterrae,
die Pupinia, nicht führt, so lässt es sich gar nieht sagen, wo er geboren war.