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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0064
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Karl Zangemeister

Existenz des Kultus in Niedergermanien, und es steht also nichts im
Wege, auf obigem Denkmal die germanische Trias anzunehmen.

Ferner dürfen vielleicht hierher gezogen werden zwei Denkmäler
von Numidiern Das eine (Corp. VIII 2498 = 18004) ist geweiht:
Mer cur (io) [e]t Herculi et Ma[r]ti von T. Iulius Rufus, Centurio
der leg. III Augusta. Die Aufschrift des anderen Steines stammt aus
dem Jahre 283/4 und lautet (Corp. VIII 4578): „Iovi optimo maximo,
Iunoni reginae, Minervae sanctae, Soli Mithrae, Herculi, Marti, Mer-
cu rio, Genio loci, diis deabusque omnibus Marcus Aurelius Decimus
v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex principe pere-
grinorum votum solvit.“ In dieser Inschrift ist wie in denen der equites
singuläres die germanische Trias der kapitolinischen angeschlossen, mit
Einschaltung des Sol wie in n. 22 und 23, nur dass dieser hier als
Mithras bezeichnet wird, also von jenem Sol verschieden ist. Hier wie
dort wird an letzter Stelle der Genius genannt. Vielleicht darf auch als
weiteres Analogon hervorgehoben werden das Beiwort sanctae, das sich
gerade auch in jenen Inschriften wiederholt findet (n. 35 Marti sancto,
15 Marti sanctissimo, Notizie 1889 p. 66 Herculi sancto). Nichts steht
der Annahme im Wege, dass dieser praeses, früherer princeps peregri-
norum, und jener Centurio vorher in Germanien gestanden haben können
oder durch einen anderen Umstand zu dieser Weihung an die germani-
schen Gottheiten veranlasst worden sind.

Mit Weglassung der Minerva einer- und des Mercur andererseits
finden sich beide Gruppen vereinigt in der Inschrift des Jahres 221 von
Jagsthausen (Bramb. 1609), und hier werden Mars und Hercules aus-
drücklich als dii patrii bezeichnet* 1).

Für den Mercur sei hier noch auf die folgenden Inschriften auf-
merksam gemacht: Corp. XII n. 1084, gewidmet „Mercurio veatori“2),
und n. 5849, die wohl so zu ergänzen ist; „[Me]rc[curio] viat[ori].“
Beide stammen zwar aus der Gallia Narbonensis und können daher den
gallischen Mercur, den Teutates, meinen3). Bemerkenswert ist jeden-

Scliirmherr der Volksversammlung heisst), oder ob der Eigenname des von einem
einzelnen Volksstamme verehrten Gottes anzunehmen ist. Welcher dieser Kategorien
gehört z. B. der batavische, dem Hercules geglichene Magusanus an? — Bemer-
kenswert ist, dass die drei obersten Götter der Germanen auf den Inschriften nie
mit ihrem einheimischen Eigennamen genannt werden.

1) „[I. o.] m., Iun. reg., Marti et Here., diis patriis, dis deabusque omnibus“
u. s. w. — Vgl. z. B. Tacitus Ann. 1, 59: „dis patriis“ (in Arminius’ Rede).

2) vea als vulgäre Form für via erwähnt Varro r. r. I 2, 14.

3) Nach Caesar b. g. 6, 17 betrachteten ihn die Gallier als „viarum atque
itinerum ducem“. Die britannische Inschrift Corp. VII n. 271 „Deo, qui vias et
semitas commentus est“ wird von Hübner wohl mit Recht auf Mercur bezogen.
 
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