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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0065
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Zur germanischen Mythologie

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falls die Bezeichnung „viator“, die dem Beinamen des Wodan „Der
Wanderer“ 3) genau entspricht.

Hercules erscheint neben zweien der kapitolinischen Gottheiten auf
der oben S. 49 angeführten Inschrift von Rom, bei dessen Dedikant die
Beziehung zu Untergermanien sicher steht. Zugesellt sind ihm die
Campestres, deren Hamen mit Recht auf den Campus Martius bezogen
wird 1 2). Wir werden daher den Hercules hier auch als kriegerischen Gott
zu fassen haben. Es sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass
sich die beiden Haupt-Attribute des Thunar, der Bart und der Hammer,
auf germanischem Gebiet in Beinamen des Hercules nachweisen lassen.
Ein tubicen der untergermanischen 10. Legion hat in den Brohler Stein-
brüchen eine Inschrift gewidmet: Herculi Barbato3), und bei Obern-
burg am Main ist ein Relief des Gottes gefunden worden, an dessen
Sockel steht4): HERCVLI | MALIATOR • d. h. Herculi mal(l)iator(i).
Die Inschrift war wohl von einem oder mehreren Soldaten geweiht, die
dorthin zu Holz-5) oder Steinarbeiten abkommandiert waren. Die Fort-
setzung des Textes kann sehr wohl auf einer jetzt verlorenen Basis ge-
standen haben.

Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen zu den Yi erg öfter-
st einen. Hach der verdienstvollen Arbeit von Haug6) kommen diese
Denkmäler (von denen dieser Gelehrte 218 Hummern aufführt) am meis-
ten vor in den Rheinlanden und zwar weit überwiegend in Obergermanien,
ferner bei den Treveri; endlich vereinzelt in Raetien, auf dem germa-

1) „viator inclefessus“ Saxo p. 128 (p. 80, 3 Holder).

2) Vgl. die Inschriften Corp. VI 533 „Nemesi sanctae campestri“ und Corp. II
4083 „Marti campestri“, die von einem campidoctor der Praetorianer, bezw. der
equites singuläres geweiht sind.

3) Bramb. 653. Die Inschrift (von mir im Museum zu Münster i. W. kopiert)
stammt aus der Zeit von Domitian bis Hadrian.

4) Christ, Bonn. Jahrb. 62, S. 49. Jetzt im Museum zu Obernburg, wo ich die
Inschrift kopiert habe — Es ist m. E. nicht mal(l)iator(es) zu erklären, wie der
Herausgeber vorschlug mit der seltsamen Annahme, der hinter „maliator“ stehende
Punkt scheine „eine Abkürzung von doch wenigstens zwei Buchstaben anzuzeigen“.
Selbstverständlich bleibt die Beziehung auf den Hammer auch bei den Erklärungen
„malliator“ oder „malliatores“ bestehen. — Mit i ist das Wort auch geschrieben
in der von den Zuschlägern, „malliatoresder kaiserlichen Münze zu Rom im J. 115
gesetzten Inschrift Corp. VI n. 44. Diese ist übrigens auch dem Hercules und zwar
dem „H. Augustus“ geweiht, womit aber ohne Zweifel der römische II. ponderum
gemeint ist (vgl. Corp. VI 282 und 336), an den in Obernburg gewiss nicht gedacht
werden darf.

5) Westd. Ztschr. 9, 168 und Bramb. 1748.

6j Haug, Die Viergöttersteine, in der Westd. Zeitschr. X (1891) S. 9—62.
125—161. 295—340. Vgl. jetzt auch bes. Ilettner, Steindenkmäler 1893 S. 16.
 
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