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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 7.1897

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Heft 2
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Kleinschmidt, Arthur: Karl Theodor, Friedrich zu Salm und F. X. von Zwackh
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https://doi.org/10.11588/diglit.29033#0226
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Arthur Kleinschmidt

rieh 111. selbst war höchst unzufrieden mit der Wendung der Dinge und
schrieb am 29. Mai aus Parisx): bei der allseitigen Disharmonie in der
Regierung und bei dem Umstande, „dass er einen Präsidenten ohne Ge-
schäftskenntnis (Welling), einen abwesenden Regierungsdirektor (Geheim-
rat Jungert), einen mit Uns und einigen Unserer Räthe in Prozess be-
fangenen Hofrath und Kammerdirektor (Zwackh) habe“, befehle er dem
pensionierten ersten Hofrate Manz einstweilen den Posten des Regierungs-
direktors zu übernehmen, sonderlich „alle dermalen gegen Uns gestellten,
hei beiden höchsten Reichsgerichten verhandelten Prozesse zu betreiben“,
denn die dermalige Regierung müsse ihre Unfähigkeit selbst eingestehen.
Während Heumann dem ewig schwankenden Fürsten riet1 2), Jungert und
Zwackh baldigst zu entlassen und Zwackh sogar, falls er die Erlangung
einer Pension durchsetze, sie lieber zu zahlen, um einen Verräter und Auf-
wiegler loszuwerden, „der den Pluto mit seinem ganzen höllischen An-
hang aufgefordert habe“, erliess Zwackh aus Wetzlar einen Vergleichs-
vorschlag an Friedrich3). Der Fürst, so sagte er, habe alles gethan,
um ihn zu freiwilligem Abgänge zu bewegen, trotzdem gehe er nicht,
er bleibe vielmehr um des Fürsten Interesse und um der eigenen Ehre
willen und achte nicht der zahllosen unverdienten Kränkungen; gebe ihm
der Fürst kein Recht, so prozessiere er; gestatte ihm der Fürst, in seinem
Dienste zu bleiben, ohne nach Kirn zurück zu gehen, so stehe er vom
Prozesse ab; durch beständiges Fernbleiben von Kirn höre ja ohnehin
alle Verbindung mit den Leuten auf, die dem Fürsten Verdacht ein-
flössen. Er erinnerte den Fürsten an die schönen Stunden, die er letztes
Jahr in seinem Kabinet verlebt, an das Vertrauen, das er damals bei
ihm genossen, und frug, warum er dasselbe verloren habe. „Warum
hat man mir“, so fuhr er fort, „den ohnehin traurigen Interims-Aufent-
halt in Kirn missgönnt? Wie konnten Eure Durchlaucht behaupten, ich
wäre als ein Verräter und schon ohne Ehre in Höchstdero Dienste ge-
treten, da mir das erstere nicht einmal das pfälzische Cabinet vorge-
worfen hat, meine Collegialzeugnisse aus Bayern meine Rechtschaffenheit
erprobten und Höchstdieselben von der ganzen Illuminatengeschichte in-
formiert waren! Doch die Zeit wird alles aufdecken.“ Am 1. Juli richteten
die Unterthanen des Oberamts Kyrburg eine von den Landesdeputierten
Jacobi, Weinz und Filzer Unterzeichnete Bittschrift4) an den Fürsten,

1) Original, in Zwackhs Besitz.

2) Original aus Sobernheim, 3. Juni, ebenda.

3) Original, 16. Juni, ebenda.

4) Kirn, Kopie in Zwackhs Besitz, ihre Echtheit bescheinigte Bonati.
 
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