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Brodersen, Kai; Kiesel, Helmuth [Hrsg.]; Dölling, Dieter [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Rausch — Berlin, Heidelberg [u.a.], 43.1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.4065#0097
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92 Rolf Verres

national in Funk und Femsehen eine große Resonanz. Ein wichtiges Ziel des
Europäischen Collegiums für Bewußtseinsstudien, nämlich die wissenschaft-
lich fundierten Erkenntnisse über Möglichkeiten und Gefahren psychoaktiver
Substanzen im Rahmen eines weitgefächerten interdisziplinären Bezugsrah-
mens zu bewerten, wurde in der Öffentlichkeit weitgehend gut verstanden und
auch auf vielfältige Weise aufgegriffen.

Die Plenumsvorträge sind publiziert in: Verres, R., Leuner H., Dittrich, A.
(Hrsg.): Welten des Bewußtseins. Band 7: Multidisziplinäre Entwürfe. Verlag
für Wissenschaft und Bildung, Berlin 1998.

Im Rahmen dieses Kongresses fand auch ein öffentliches Symposion zum
Thema „Rausch und Mißbrauch" statt. Es wurde von Dr. med. Gerhard Hel-
ler, Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie in Heidelberg, und Dr. med. Peter
Heß, Frankenthal, moderiert. Die Vorträge sowie die Diskussion wurden von
Susanna Kramarz, Berlin, zusammengefaßt. Eingeladen war die gesamte in-
teressierte Öffentlichkeit; gezielte Einladungen wurden an die Drogenbeauf-
tragten verschiedenster Institutionen, die Pädagogischen Hochschulen, die In-
nenministerien, die Schulen, die Polizei und die juristischen Institutionen der
Rhein-Neckar-Region versandt.

Ziel des Symposiums war, die Dialektik zwischen Verteufelung und Glori-
fizierung von Drogen so differenziert wie möglich auszuleuchten. Ausdrück-
lich sollten auch positive Wirkungen bewußtseinsverändernder Substanzen
erörtert werden. Neben der Darstellung von Gefahren sollte auch diskutiert
werden, inwieweit eine akzeptierende Drogenpolitik durch Aufklärung der
Bevölkerung dazu beitragen kann, Risiken zu minimieren und Menschen, die
Drogenerfahrungen machen möchten, so zu beraten, daß sie vielleicht wirk-
lich das finden können, was sie suchen.

Peter Hess: Ein Ende der Schwarz-Weiß-Malerei?

Leider sind wir noch weit davon entfernt, die Substanzen, die unsere Psyche
und unser Befinden verändern, richtig einzustufen. Unsere moderne Gesell-
schaft verteufelt einen Teil dieser als Drogen bezeichneten Substanzen, wäh-
rend sie in verschiedenen Subkulturen verherrlicht werden. Das gleiche Phä-
nomen finden wir bei Psychopharmaka in der Psychiatrie: Die Psychiater und
Patienten machen damit viele positive Erfahrungen, während in der Gesell-
schaft dieselbe Verteufelung stattfindet. Ursache hierfür ist sicher unsere un-
bewußte Angst vor allen Dingen, die unsere Persönlichkeit verändern. Das
aber tun diese Substanzen, sie greifen in unsere Wahrnehmung und Gefühle
ein. Rational ist es nicht zu erklären, warum manche dieser Substanzen als
Drogen, andere als Medikamente, dritte als Genußmittel bezeichnet werden.
Mit den Wirkungen und Nebenwirkungen hat es jedenfalls nichts zu tun. Das
Sucht- und Mißbrauchspotential von all diesen Substanzen ist unterschiedlich,
 
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