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Hilgert, Markus [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Menschen-Bilder: Darstellungen des Humanen in der Wissenschaft — Berlin, Heidelberg, 54.2010(2012)

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Redepenning, Dorothea: Jonny spielt auf: Die trügerische Lebenslust in Opern der Weimarer Republik
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https://doi.org/10.11588/diglit.16708#0198

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Kapitel 11
Jonny spielt auf

Die trügerische Lebenslust in Opern der Weimarer
Republik

Dorothea Redepenning

Am 10. Februar 1927 erlebte die Oper Jonny spielt auf am Leipziger Neuen Theater
ihre Premiere. Mit 421 Aufführungen in der Spielzeit 1927/28, aufgeführt an 45
deutschsprachigen Bühnen,1 und übersetzt in 14 Sprachen2 ist dies vermutlich die
mit Abstand erfolgreichste Oper der Weimarer Republik. Ihr Komponist Ernst Kre-
nek,3 der auch den Text verfasste, war damals 26 Jahre alt. Jonny ist ein schwarzer
Jazz-Geiger, der mit seiner Band in einem mondänen Pariser Hotel auftritt, der mit
dem Stubenmädchen Yvonne anbändelt und dem eitlen Violinvirtuosen Daniello
seine Luxusgeige stielt, als der die Sängerin Anita, die Freundin des Komponisten
Max, verführt. Nach verschiedenen Verwicklungen, darunter einer Verfolgungsjagd
mit einem Automobil, zeigt das Schlussbild Jonny mit der Geige auf einem rotie-
renden leuchtenden Globus stehend. Dazu singt der Chor: „Die Stunde schlägt der
alten Zeit, die neue Zeit bricht jetzt an. Versäumt den Anschluss nicht. Die Über-
fahrt beginnt ins unbekannte Land der Freiheit. Die Überfahrt beginnt, so spielt uns
Jonny auf zum Tanz. Es kommt die neue Welt übers Meer gefahren mit Glanz und
erbt das alte Europa durch den Tanz."4

Jonny ist eine von vielen Verkörperungen des Neuen Menschen, nach dem
Künstler und politische Gruppierungen unterschiedlichster Ausrichtung damals

1 Wilhelm Altmann, Opern-Statistik 1927/28, in: Musikblätter des Anbruch. Halbmonatsschrift
für moderne Musik 10 (1928), S. 426; von der Uraufführung bis zum Ende der Spielzeit 1926/27
fanden 26 Aufführungen an drei verschiedenen Bühnen statt.

2 http://de.wikipedia.org/wiki/Jonny_spielt_auf (17.4.2010).

3 Geb. 1900 in Wien, gest. 1991 in Palm Springs, der Name schrieb sich ursprünglich Kfenek;
nach der Übersiedlung in die USA (1937) ließ er den Hatschek weg, ab 1945 amerikanischer
Staatsbürger.

4 Libretto, Klavierauszug, Universal Edition UE 8621, Wien 1926, 21954, S. 201-207.

D. Redepenning (El)

Musikwissenschaftliches Seminar, Zentrum für Europäische Geschichts- und
Kulturwissenschaften der Universität Heidelberg, Augustinergasse 7,
69117 Heidelberg, Deutschland

E-Mail: Dorothea.Redepenning@zegk.uni-heidelberg.de

M. Hilgert, M. Wink (Hrsg.), Menschen-Bilder,

DOI 10.1007/978-3-642-16361-6_11, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012

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