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Hilgert, Markus [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Menschen-Bilder: Darstellungen des Humanen in der Wissenschaft — Berlin, Heidelberg, 54.2010(2012)

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Dölling, Dieter: Menschenbilder in der Kriminologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.16708#0298

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Kapitel 17

Menschenbilder in der Kriminologie

Dieter Dölling

Menschenbilder haben in der Kriminologie - der empirischen Wissenschaft von
der Kriminalität und ihrer Kontrolle1 - erhebliche Bedeutung. Die Vorstellungen
von Kriminologen über straffällig gewordene Menschen bestimmen die Erklärung
von kriminellem Verhalten mit und sind dafür relevant, welchen Umgang mit de-
linquenten Menschen Kriminologen befürworten.2 Die Frage nach den Menschen-
bildern der Kriminologie wird in der Regel auf die Täter bezogen. Demgegenüber
stand die Frage, welche Vorstellungen Kriminologen von den Menschen haben, die
die Kriminalitätskontrolle ausüben, bisher eher im Hintergrund. Auch im Folgen-
den soll schwerpunktmäßig auf Menschenbilder bezüglich der Täter eingegangen
werden.3

Ein einheitliches Bild der Kriminologie von der Person des Täters gibt es nicht.
Vielmehr haben sich die Vorstellungen vom Täter im Verlauf der Geschichte der
Kriminologie gewandelt, wobei diese Veränderungen im Zusammenhang mit all-
gemeinen gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftstheoretischen Strömun-
gen stehen, und sind auch heute in der Kriminologie unterschiedliche Vorstellungen
vom Täter zu verzeichnen. Hierbei wird das kriminologischen Arbeiten zugrunde
liegende Menschenbild häufig nicht ausdrücklich formuliert. Vorstellungen vom
straffällig gewordenen Menschen liegen kriminologischen Forschungen mehr oder
weniger reflektiert zugrunde und müssen - soweit dies möglich ist - aus den Texten
erschlossen werden. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die Entwicklung
des Täterbildes in der Kriminologie gegeben werden und soll anschließend die eige-
ne Position skizziert werden.

1 Zur Definition der Kriminologie siehe Kaiser 1996, 1.

2 Zum Einfluss des Menschenbildes auf die empirische Untersuchung der Abschreckungswir-
kung der Todesstrafe vgl. den Beitrag von Hermann in diesem Band.

3 Es wird von „Tätern" gesprochen, da unter den straffälligen Menschen Männer eindeutig über-
wiegen; zum Verhältnis von Geschlecht und Kriminalität siehe Kaiser 1996, 495-511.

D. Dölling

Institut für Kriminologie, Friedrich-Ebert-Anlage 6-10, 69117 Heidelberg, Deutschland
E-Mail: doelling@krimi.uni-heidelberg.de

M. Hilgert, M. Wink (Hrsg.), Menschen-Bilder, 281

DOI 10.1007/978-3-642-16361-6 17, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012
 
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