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Heidelberg,31.Oktober1931 / Nr.1

Winter-Semester 1SS1/32 (SS.Halbjahr)

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«erantwortl. Schriftletter: Srich Lauer. wr. p«>.. Heidelberg. GefchSftsjimmer der D.S1O., tzauptstr. 180, Aernsprech. «nschlutz Rr. AS8.

Druck «nd «nzeigenannahme: Druckerei Winter. Heidelberg, Lutherstratze 55, Fernsprecher LWS. - Die Mgabe a« die Studierenden «nd Dozente« der UnlverstM
Heldelberg erfolgt unentgeltlich. Bezug für Nichtstndierende durch den Vuchhandel oder VerransSstellen. Sinzel-reis 20 Pfg.

Poftscheck-Sonto Rr. 11521 SarlSruhe in Baden

An alle deutschbewußten
Studenten und Studentinnen!

Die Tchirksalswende des deutschen Volkes rülkt
immer näher. Noch hat dieStunde nicht geschlagen,
wo es der nationalen Front, die heute ihre Reihen
enger denn je geschlossen hat, gelungen ist, den ent-
scheidenden Durchbruch zu vollbringen und die
Macht im Staat zu ergreifen. Dabei verschärsen
sich die innenpolitischen Gegensätze zwischen den
beide« Pole» „links" und „rechts" immer mehr. Es
wird ja es muß der Zeitpuntt kommen, an
welchem es in Deutschland nur noch zwei grotze
Lager gibt: das bolschewistische nnd das nationale
oder besser nationalsozialisttsche. Wir alle hören
die deuttiche Sprache unserer Zeit, in der alles Ver-
weichlichte und Morsche ausgerieben wird, um in
den Extremen auszugehen.

Studenten! Unsere Zeit ist eine interessante.
Unsere Väter haben es zwar in ihrer Jugend besser
«nd ruhiger gehabt als wir heute. Doch an dieser
gewaltigen Veränderung der Zeit lätzt sich nichts
ändern und wir miissen uns ihr anpassen. Wir
marschieren mit ihr! Wir marschieren in ge-
schlossener Front, Arm in Arm:

Studenten, Bürger, Arbeiter, Bauern, SA.-
Kameraden, Stahlhelmer!

Alle in einer Front!

Stndenten! Jn dieser Generalosfensive, in dem
Kampf um die Macht, demStreben nach Einheit,
nach einer Volksgemeinschaft mit völkischer
Jdee dürfen am allerwenigsten wir Studenten
betseite stehen. Wir, die doch später die Träger
deutschen Geisteslebens werden wollen und sollen,
müssen uns vollzählig einreihen in die breite Front
des nationalen Lagers auf dem Boden eines be-
jahenden Christentums. Die Zeit ruft uns nicht
unr zur Rettung des Vaterlandes auf, sondern
zum Kampf gegen jene Gottlosen, die den Kamps
gegen die Seele des Menschen sühren wollen. Alle
wnfessionellen Gegensätze müssen hier «berbrüüt
werden. Die Wege dazu sind gebahnt. Schon
haben grotze Männer aus allen Lagern ihreSttmme
erhoben und zum Endkamps aufgerusen. Wir
wollen dem Schlachtruf dieser geistigen und
politischen Führer in gottgewolltem, festem
Bertrauen nnd deutscher Treue folgen!

Deutsche Studenten «nd Studentinnen!

Anch an der Ruperto Carola, der ältesten
reichsdeutschen Nniversität, wollen wir diesen Män-
nern treue Gesolgschaft leisten und mit den vielen
Tausenden,Millionen deutscherMänner uudFrauen
den richttgeu Weg beschreiten. Es sind sicher viele
unter Euch, vor allem unter Euch jungen Akade-
mikeru, die noch abseits stehen. Schlietzt Euch uns
an! Kämpft mit uns!


Tretet ein in die Deutsche Studenten-
schast!

Pslegt mit uns einen deutschen, lebendige»
Geist an dcr deutschen Hochschule. Kämpst mit
uns um die geistige und sittliche Erneuerung! Seid
nicht untätig, sondern bis zur letzten Kousequenz
akttv in diesem Kampse. Verlacht jene dummen
Spietzer, die Euch immer noch vor dem frischen
und klaren Geist, der bei uns herrscht, warnen
wollen nnd Euch Angst machen vor dem sog.
„Radikalismus". Wir müfsen heute „radikal"
fein, sonst gehen wir zugrunde!

Wir wollen jene deutsche Ehre wieder zurüü-
erobern, die man uns genommen hat, denn heute
sind wir ein Volk der Schande! Wir wollen wieder
jene Ehre, jene Freiheit des Geistes, für die unsere
Helden des Weltkrieges auf de» Feldern gesallen
sind. _

Mlt dem Beginn des WtntersemesterS 1WI/S2 ist in der
Deutschen Ltudentenschaft Heidelberg zugleich ein Bor-
standswechsel verbunden. Wtr gestatten «nS, deShalb,
unserem Kommilttonen und Sommilitontnnen mitzutetle«,
datz die beiden biSherigen BorstandSmitglieder, Fred
Himmcl iur. und Rtchard Scherberger iur., auS Ttu-
diumsgründen aus der hochschulpolitischen Arbett tn der
D. Tt. H. ausscheide« werden, «m dieselbe den Kommtli-
tonen Gustav-Adolf Scheel meä., Erich Lauer ror. pol.
und Werner SchSn iur. zu üdergeben. Te. Magnifizenz,
Herr Rektor Prof. vr. Erdmannsdörffer, nahm vo»
dem Wechsel i« einemBesuch Kenntnis, den der scheidende
und der neue Vorstand bet Tr. Magnifizenz machten.
Kommilitone Scherberger trug ihm dabei solgendes, in
setnen Grnndzügen festgelegtes, Winterprogramm vor:

1. Den Plan einer wiihrend des Semesters z« veranstal-
tenden allgemeine« Studentenwahl, um eine unbedingt
«otwendige KLirung der Berhültnisse innerhalb der Stu-
dentenschaft herbeizuführen. TaS Ziel dieser Wahl ist dte
Tchaffung einer von der Universttüt anerlannten studenti-
schen Telbstverwaltnng. Es war dabei sür unsere Bertreter
sehr ersreulich, festzustellen, datz die Universitiitsbehörde
von der Rotwendtgleit einer Selbstverwaltung auch voll
überzeugt ist.

2. Tie Deutsche Ttudentenschaft errichtete neben dem
„Amt für politische Bildung" ein „Amt sür kulturelle
Bildung", dessen HauptbetSttgnngsfeld der neu gegriindete
„Studenten-Bühnen-Bund" darstellt. Autzerdem wird von
ihm eine „Goethewoche der Teutschen Stndentenschaft" z«
Begin« des 2. SemesterquartalS organisiert werden. Jn
diese Goethewoche fällt u. a. die Aufführung von Goethes
„Faust" tm Stadttheater, welche für die Studenten im Rah-
»en des „Studenten-Bühnen-BnndeS" zu bedeutend herab-
gesetzten Preisen gegeben werden wird.

S. Ls sollen verschiedene BortrSge gehalten werden,
i« welche« politische und geistige Führer über polttische,
lulturelle «nd andere Theme« sprechc« werde«. Ebenso
wird das „Grenz- und AuSlandSamt" der D. St. H. einen
interessanten Bortrag veranstalten.

4. Auch FachschaftSfragen, Heranziehung der D. St. H.
zu UntversitSMmtem und Fragen, welche das TtSziplinar-
amt der Universität betressen, wnrde« besprochen. TaS
Mhere wird sich im Berlanse des TemesterS ergeben.

Mlr wollen nnn zum Schlutz «icht versSnmen, den beiden
scheidenden «ommilitonen herzllchstTank zu sagen, für jcne
autzerordentliche und frnchtbare Arbeit, die sie seit der
Gründung der D. St. H. leiste» mutzte« nnd auch für daS
Fnteresse nnd daS Pflichtbewntztsei«, mtt welchem

den wir dm Scheidende« ausspreche«

sle i« de« letzte« Tagen dte bremnmdste« Frage« tmerhalb
«nd antzerhalb der Teuttche» St«de»te»schaft Heidelberg
«it dem «ene« «orstand besprache«. Wir, die «nn daS weite
Arbettsseld übertrage« bekommen, wolle» bemüht setn, die
gebahnte« Mege weiter »« grh«. DteS wird wohl der
fchSnste Tank set«, den wir den Gt
V««enl

Mu! i>er SlllkWlMg!

Wir alle kennen die unzähligen Versprechungen
undProphezeiungen der letztenRestierunften ftenau.
Wie ost wurde doch ftesaftt, „datz es nun besser
wird!"

Wir alle können uns noch sehr ftut erinnern, wie
dieRegierung „Geld slüssig machen" und die„Wirt-
schaft ankurbeln" wollte.

Wir alle wisse» auch, datz seither schon Millioneu
„slüssig" gemacht wurden, die über die Westgreuze
Deutschlands gewandert sind.

Wir alle haben die verzweisclten Versuche beob-
achtet, wie man die Wirtschaft „ankurbeln" wollte.
Wir haben noch uie — nciu noch gar uie — gehört,
datz man einen Motor ankurbel» kann, wenn er ein-
gerostet ist und weu» man ihm kein A und Brenn-
stoss nachfüllt! Das mützte denn vorher noch er-
funden werden. Wie kann man eiue Wirtschast
„ankurbeln", wenn man keiu Geld für sie „slüssig"
macht? Ob sich eine Regierung unter dem jetzigr»
System zu einer solch eminenten Ersindung jemals
wird ausrasfen können, ist leider etwas sehr «u-
glaubhast.

Wir alle kenuen aber auch jene Mäuner, die de»
eingerosteten Motor sehr wohl wieder in Gaug
setzen könnten. Und gerade datz sie es können, witt
man natürlich ntcht zugeben. Wir haben da nm
so ein stilles Lächeln.

Wir alle wissen, datz jene deutschen Mäuuer die
grotze Staatskurbel i» die Hand nehmen werden
und mit kräftigem deutschen Arbeitsarm werde»
sie die Schwungräder in Rotation versetzeu, datz de»
Marxisten Hören und Sehen vergehen wird!

Die dauernden Verrechnungen ziehen ettie immer
schlimmer uud unentwirrbar werdende wirtschast-
liche Notlage mit sich. Und es ist sehr klar, datz sich
der allgemeiue Geldmangel aus alle« Gebiete»
wiederfiudet, vor allem auch bei uns Studenten.
Wer heute noch in dem Studenten den splendide»
und grotzzügigen, zeitlosen Menschen mit votter
Geldbörse sieht, der irrt slch ganz gewaltig! So
kommt es auch, datz wir an einer solch bescheideneu
und anspruchsloseu Zeit nicht unberührt vsrüber-
gehen konnten: Wir sehen uns leider gezwungen,
unsere Hochschulzeitung von 8 auf 4 Seiten eiu-
zuschränken. Wir können deshalb auch nur noch
das Allernotwendigste bringen.

Studenten! Studentinnen!

Es liegt an Euch, ob wir unsere Studenten-
Zeitung auf diese Weise durch die schwere Krise
hindurchretten können! Helst mit am Bestaud
Eurer

Zeitung. Sie wird nur sür Euch geschrieben! Viele
Stuuden werden sür Euch geopsert. Latzt sie »icht
umsonst gewesen sein! Tretet in unsere Reihe»!

Helft uns,

die wir helsen wollen,
datz wir helsen können!

ki^
 
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