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Leite 2.__„Der Heidelberger Skudenl« W.,S. 1S81/SL. Nr.1.

Elleilunöen

6er „veutscken 8tu6ent enscl,skt«.

Sskelier Briek iier D.St. m -rls llreilkWe MllsmllikteriM

Oer vorstand dsr vrutschsn 5tudenteuschaft sieht sich ver-
anlatzt, im Jnteresse der Echaltung dsr Zslbstoerwaltung auch
an den preutzischrn Unioersitäten und k)ochschulen den Herren
Rektoren und Senaten folgende öitte geziemend zu unter-
breiten:

wie wir soeben erfahren, ist vor einigen Tagen ein Lrlatz
üe; pceutzischen M.nisterium; für Wissenschaft, Uunst und
volksbildung an sämiliche pcsutzischen Unioersltäten und hoch-
schulen erfolgt, drr ihnen mitteilt, datz drm pceuhischen Uultus-
ministerium M.ttel zur Uusgabe oon staatlichen Stipendien für
Studierende zur verfüzung stehen und um vorschläge hier-
für ersucht. Oie Lntscheidung über die Gesuche liegt beim
preutzischen Uultusministerium, das bereit ist, vor der Ent-
scheiüung einen Beirat gutachtlich ;u hären, dem auch der vor-
sitzrnde dr; verbandes der veutschrn chochschulen und der vor-
sitzende der Nektorenkonferenz angehören sollen.

ver 14. veutschr Studententag in Gcaz hat sich mit dieser
Zrage eingehend beschäftigt und einstimmig folgenden Be-
schlutz gefatzt:

„ver 14. veutsche Studententag erhsbt schärssten Lin-
fpruch gegen die Bestrebungen dss pceutzischen Rultus-
ministeriums, eine staatliche Bsgabtenfürsorge einzu-
richten. Gc lehnt die Schaffung eines derartigen Staats-
stipendiatentums grundsützlich ab und mitzbilligt aufs
schärfste, datz zugunstsn dieser Zwecke den bewährten Ein-
richtungen studentischer Wirtschaftsfürsorge bedeutende
Mittel entzogen worden sind."
ver vorstand der Veutschen Studentenschaft richtet des-
halb an Rsktoren und Senate die dringende Bitte, auch ihrer-
seits gegen diese neue Matznahme auf das entschiedenste ;u
protestieren und es abzulehnen, vorschlüge an das Ministerium
einzureichen.

Zur Brgründung unserer Bitte möchten wir folgendes an-
führen:

1. Bei den zur verfügung stehenden Mitteln des Preu-
ßischen Rultusministeriums handelt es sich nicht, wie vielfach
behauptet wurde, um neue Beträge im preutz. haushaltplan,
sondern um Mittel, die in den vergangenen Zahren auf dem
Veg über das veutsche Studentenwerk, die Studienstistung und
die varlehenskasse des veutschen Studentenwerks den hoch-
schulen zur Unterstützung begabter Studierender der preu-
tzischen Üniversitäten und hochschulen zur verfügung gestellt
wurden.

2. Nicht sachlichs Lrwägungen irgendwelcher Urt haben
das Preutz. Rultusministerium bestimmt, nicht mehr aus dem
bewährten weg der Selbstvsrwaltung die erforderlichen Matz-
nahmen für eine planmäßige Begabtenförderung fortzusetzen,
sondern die Lrkenntnis, datz eine politische Linfluhnahme auf
diese Stipendien und die Studenten, die diese Stipendien er-
halten, nur möglich ist, wenn die Lntscheidung über die Ge-
suche in den Händen des Ministeriums selbst liegt. venn welche
anderen Gründe können das Ministerium bestimmt haben, die
Lntscheidung über die Gesuche nicht den zuständigen Gremien
der einzelnen Universitäten und hochschulen selbst zu über-
lassen? Vie Unioersitäten und hochschulen haben das Recht
ohne Genehmigung des Ministeriums die höchste Würde, den
voktortitel ;u verleihen, aber sie sind nach Unsicht des Mini-
steriums nicht mehr qualifiziert, um darüber zu entscheiden,
ob ein befähigter Student ein Stipendium von 400 oder 500
Reichsmark erhalten soll. Lin schärferer Lingriff in die Selbst-
verwaltung der Universitätcn und hochschulen ist nicht denkbar.

3. vie Tatsache, dah ein Beirat vorher gutachtlich gehört
werden soll, bietet nicht die geringste Gewähr, dah partei-
politische Gesichtspunkte bei der Lntscheidung keine Rolle
spielen, denn es ist den Universitäten und hochschulen hin-
reichend bekannt, dah das Ministerium wiederholt bei Beru-

fungen von professoren aus politischen Gründen und sonstigen
unsachlichen Motiven über die vorschläge der Zakultät hinweg-
gegangen ist. vie Möglichkeit, bei der Lntscheidung über
Ltipendiengesuche über das Gutachten des geplanten Beirates
hinwegzugehen, ist noch wesentlich gröher, da eine öffentliche
Rontrolle über die vom Ministerium gefällten Lntscheidungen
nicht möglich ist, da Stipendienangelegenheiten verständlicher-
weise vertraulich behandelt werden müsse».

4. Zn der gegenwärtigen Notzeit sollte es die vornehmste
Uufgabe einer Staatsregierung sein, dafür zu sorgen, dah alle
Mittel, die für die Zörderung unbemittelter, begabter Studie-
rendsr zur verfügung stehen, allein nach Gesichtspunkten der
menschlichen und wissenschaftlichen Lignung ausgegeben
werden und das Stipendienwesen nicht eine weitere Zer-
splitterung ersährt.

ver vorstand der veutschen Studentenschaft gibt sich des-
halb der hoffnung hin, datz die herren Nektoren und Senate
der preutzischen Universitäten und hochschulen gemeinschaft-
lich mit der Studentenschaft alles Lrdenkliche tun, um die
Selbstverwaltung der deutschen Universitäten nicht noch weiter
verkümmern zu lassen. Vurch die Prestigepolitik des preu-
hifchen Nultusministeriums in den letzten Zahren ist die Macht
der staatlichen Nuratoren ständig erweitert und die Selbst-
verwaltung ständig beschnitten worden, sodatz von einer wirk-
lichen Selbstverwaltung schon kaum mehr gesprochen werden
kann. Die veutsche Studentenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, für
eine wirklicheSelbstverwaltung der deutschen Universitäten und
hochschulen im Rahmen ihrer hochschulreformarbeit rnit allen
erdenkbaren Mitteln zu kämpfen. Lie bittet hierbei die Rek-
toren und Senate um ihre nachdrücklichste Unterstützung und
hofft, datz sie in dem vorliegenden Zall nicht durch ihre Mit-
arbeit selbst dazu beitragen, datz die Selbstverwaltung noch
weiter eingeschränkt wird.

Der Borstand der Deutschen Studentenschaft.
gez. Schulz. gez. Gierlichs. gez. veschka.

Amtsantritt des neuen Vorstandes
der Deutschen Studentenschaft.

V. St. — ver auf dem 14. veutschen Studententag in Graz
gewählte vorstand der veutschen Studentcnschaft, bestehend
aus den herren Vipl.-Landwirt Lienau-München, Referen-
dar Gierlichs-Berlin und cgnck. in». Nskevold-Rarlsruhe,
übernahm die vorstandgeschäfte am 2. Dktober. Zn zwei-
tägiger Vesprechung zwischen dem alten und neuen vorstand
wurden in Nnwesenheit sämtlicher Nmtsleiter die geplante
hochschulpolitik des neuen Nmtsjahres eingehend besprochen
und auch die Richtlinien für die einzelnen praktischen Nrbeits-
gebiete festgelegt.

Die Gefallenen-Gedenkstiftung der
Deutschen Studentenschaft

entsendet ihren ersten Stipendiaten ins Ausland.
vie Ledeutung der Nenntnis fremden volkstums und der
vsrhältnisse des Nuslandes für das eigene Land wurde von
der veutschen Studentenschaft bald nach dem Rriege klar
erkannt. va es die Umstände nur wenigen deutschen Studenten
erlaubten, einen längeren Nuslandsaufenthalt zu nehmen,
entschlotz sich die veutsche Studentenschaft, im Gedenken an
die im Weltkrieg gefallenen Rommilitonen, eine Stiftung ;u

errichten, aus deren Mitteln alljährlich einer Nnzahl von beson-
ders qualifizierten Studenten ein Nuslandsstudium von zwei
Semestern ermöglicht werden sollte. Lchon auf dem Berliner
Studententage 1925 unterzeichneten die vertreter sämtlicher
Linzelstudentenschaften die Stiftungsurkunde und verpflich-
teten sich zugleich, die Stiftung aus den Ropfbeiträgen aller
Mitglieder der veutschen Studentenschaft;u erhalten.

ver hochschulpolitische Rampf, insbesondere die Weigerung
des preußischen Rultusministeriums, die Lrhebung von Ropf-
beiträgen für diesen Zweck zu gestatten, verzögerte die Ron-
stituierung der Stiftung, so datz wertvolle Znhre ungenuht «er-
strichen. Lrst im Lause des letzten Zahres ist es mit der tvt-
krüftigen Unterstützung der übrigen deutschcn hochschulländer
gelungen, den Gedanken der Gefallenen-Gedenkstiftung zu
verwirilichen.

Nm 30. Nugust sand die erste Litzung des Nuswahlaus-
schusses derGefallenen-Gcdenkstiftung der OeutschenStudenten-
schaft e. v. statt. Es lagen zahlreiche Gesuche vor, von denen
11 genehmigt wurdcn. Bei der Nuswahl wurde entsprechend
dem Lharakter der Stiftung neben der wissenschaftlichen Be-
fähigung und den Lharaktereigenschaften vor «llem berück-
sichtigt, ob der Bewerber das veutschtum im Nusland würdig
zu vertreten verspricht und ob der Zweck seines Nuslands-
studiums die Znteressen des deutschen volkes fördert. vie für
dieses Zahr ausgeworfene Summe beträgtmehr alsRM. 12000.
Liner der Bedachten wird nach Zapan gehen, ein anderer wird
an der Universität Rowno arbeiten, ein dritter wird sich in
Upsala dem Studium der skandinavischen Länder widmen, ein
anderer will die neue fläinische Universität Gent besuchen;
zwei Stipendiaten der Gefallenen-Gedenkstiftung werden nach
Spanien gehen, während drei in Lngland studieren. Ein Sti-
pendiat wird in Nmerika an der harvard Universitg die Rassen-
schutzgesetzgebung studieren. ver Umstand, datz ausländische
Tageszeitungen, wie die „Limes" sich mit der neuen Stiftung
beschäftigen, zeigt, welche Leachtung der Gedanke der veut-
schen Studentenschaft findet, die toten Rommilitonen des Welt-
krieges nicht nur durch ein venkmal aus Lr; und Stein, sondern
durch eine solche lebendige Lrinnerung zu ehren.

Reichsführertagun.q
der Stahlhelmstudenten in Halle a. S.

Mitte Nugust 1931 fand in halle die 2. Reichstagung der
Stahlhelmstudenten statt, an der etwa 60 Studentenführer des
Stahlhelm teilnahmen. Vie Tagung legte Zeugnis ab von der
stetig wachsenden und innerlich gefestigten Studentenbewegung
des Stahlhelm, die heute an allen deutschen hochschulen ver-
treten ist. ver Zührer des Stahlhelm-Studentenringes „Lange-
marck", l)r. Lduard Stadtler-Berlin, eröffnete die Tagung mit
einigen grundsätzlichen Nusführungen ;u dem preutzischen
volksentscheide.

vie Tagung befatzte sich eingehend mit den Zragen der
hochschulpolitik, des Wehrsportes und der politischen Schulung.
Zhr verlauf bewies, ein wie starker Wille diese verhältnis-
mätzig junge Studentenbewegung des Stahlhelm beseelt, und
wir glauben annehmen zu können, datz von dieser Seite her
in der akademischen Zugend noch fruchtbarste Nrbeit geleistet
werden wird. Gcrade die straff disziplinierten hochschul-
gruppen des Ltahlhelm werden in ihrem fanatischen Lifer und
ihrer soldatischen pflichtauffassung sich in den hochschulen noch
matzgebend bemerkbar machen und dürfen in ihrer Tualität
trotz ihrer zahlenmätzigen Minderheit gegenüber einigen
anderen studentischen verbänden nicht unterschätzt werden.

Silberkondor über Heidelberg.

(klnfang Dktober war hier ein wasserflugzeug stationiert, welches Rundflüge über heidelberg und Umgebung ausführte. Unser Schristleiter,
der Gelegenheit hatte, bei den Zreiflügen für die Presse teilzunehmen, schildert seine Lindrücke in folgendem klrtikel.)

Vrüben am Neckarufer drängen sich Menschen. Zminer
neue kommen und scharen sich zu den andern. Spannungsvoll
sind die Llicke hinauf zum himmel gerichtet. Man wartet und
lauscht, ob nicht da oder dort ein fecnes Brummen sein Rom-
men verkündet. voch immer noch eine „himmelsstille",- höch-
stens das verhaltene Geknatter eines fernen Motorrades.

vann, auf einmal, vernimmt man ein Summen. voch die
endlose Bläue des strahlenden herbsthimmels verschwimmt mit
den Nonturen der Berge und nirgends ist ein punkt oder
Klecken zu sehen, der die Blicke sehnsuchtsvoll wartender
Menschenaugen auf sich vereinigen könnte. Nur da oder dort
ein paar Rrähen oder vielleicht auch verspätete Schwalben,
denen ein sonniger herbst den Nbschied schwer macht. vroben
von den höhen grühen die Wälder, über die ein nächtlicher
herbstwind üie erste Rupferbräune gehaucht hat.

vas Summen kommt näher und wird zum Brummen, bis
plöhlich die helle Zreude der Ninder sich dareinmischt:

„vort ist er!" —

„Nu, Schorsch, guck e mol! Lewe kummt er!"

„wie en vochel!"

„ver is awer hoch!"

„Mensch, wenn der an de Serg anstootzt!"

„D, Zritz, hosch vu a Nhnung!"

„was meensch, wenn der awer absterze dät!"

„ver sterzt doch net ab!"

„Siesch? Lewe geht er runner!"

„Nu, wenn der die Nei Brick mitnemmt!"

„G, du dabbischer, der is doch viel höher!"

„Nwer jetzt geht er uf's Wasser!"

„Nutsch, gibt das Welle!"

Nnterdessen lasse ich mich mit der Kähre zurZnsel übersetzen.
polizei ist auch da,- Bürgermeister Nmberger und zahlreiche
pressevertreter, zu denen auch ich gehöre. Man scherzt, lacht,
staunt, erzählt von früheren Klügen.

Lin polizeibeamter zu seinem Rollegen: „Sind Sie schon
einmal geflogen?"

vieser lächelnd: „D ja, schon oft!"

Lin Zivilist: „Geflogen sind wir sicher alle schon einmal."
„Zawohl, schon mit einem Zahr!"

„Und gekostet hat es nie etwas!"

Lonckltorsl-Ls Ss / Nslckslbocg-kckonnkslm

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^uslükrunx sller danIirnLölgsa Oesckükte

Während man so scherzt, ist der „Globetrotter" näher an
die Znsel herangeschwommen und wird nun mit Tauen heran-
gezogen und verankert. vie piloten steigen aus, Gepäck wird
ausgeladen, Benzin umgefüllt, Begrützungsworte werden ge-
wechselt. Lin herr der „veutschen Verkehrs-Luftfahrt" teilt
unsere Zreifahrtkarten aus. Ls kann losgehen. vie erste
„Ladung" wird festgestellt und besteigt das Klugboot, die
beiden piloten steigen in ihre Zührersitze — der Propeller
beginnt zu surren — das Klugzeug kommt in Bewegung —
gleitet über dem ruhigen Wasserspicgel dahin — unter der
„Lrnst-Walz-Brücke" hindurch, um mit einem Male jäh hoch-
zusteigen. Zn majestätischem Bogen schwenkt es um zur Stadt,
über die es nun in etwa 200Meter höhe hinschwebt. vie Sonne
bestrahlt seine glänzenden Tragflächen und man bekommt
wirklich den Eindruck eines Riesenvogeks, eines Nluminium-
vogels, der über unserer schönen, im herbstschmuck prangenden
Stadt heidelberg seine Nreise zieht. vann verschwindet er
hinter dem Rönigstuhl. — Nach wenigen Minuten kommt er
wieder als punkt aus dem blauen vunst — immer näher —
wieder niedriger und das Landungsmanöver vollzieht sich
ohne hindernis.

„2. Ladung!" wozu auch ich gehäre. Mein erster Klug!
wir nehmen in den bequemen ledernen polstersesseln Platz.
 
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