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»Der Heldelberger Student"

LeUe S.


L.E. 1»S2. Str.1.

hat, aufs schärffte Stellung genommen und wird sich in diesem Sinne
auch im kommenden Landtag einsetzen. Damit versteht es sich von
selbst, daß die Nationalsozialisten in Preußen auch für eine Herab-
setzung der Hochschulgebühren stimmen werden."

Die Deutschnationale Bolkspartei weist in einem lüngeren Schreiben
auf die einzelnen Aktionen hi», die sie im Landtage unternommen hat.
U. a. teilt sie mit:

„Zu Jhrer Anfrage über die Haltung det Deutschnationalen
Partei zur Frage der Hochschulgebühren darf ich darauf Bezug nehmen,
daß unsere Fraktion im Preußischen Landtag sich von Anfang an sehr
scharf gegen eine Erhöhung der Gebühren gewendet hat.

Da die wirtschaftliche Notlage von Eltern und Studierenden uns
durchaus bekannt war, ist unsere Landtagsftaktion für die Senkung
der Hochschulgebühren eingetreten. Angesichts der sich immer noch
verschürfenden Wirtschaftslage gerade der Kreise, die heute ein grvßes
Kontingent ber Studierenden stellen, wird dis Deutschnationale Volks-
partei selbftverständlich auch in dem neuen Preußischen Landtag für
eine Senkung der Hochschulgebühren mit aller Entschiedenheit ein>
treten."

Von der Fraktion der Deutschen Volkspartei im Preußischen Landtag
ist das folgende Schreiben eingelaufen:

„Die Deutsche Volkspartei ist in der letzten Session des Landtages
mit Energie für die Herabsetzung der Hochschulgebühren eingetreten
und wird auch in Zukunft gegen alle Maßnahmen stimmen, die die
augeMickliche, ungeheuerliche Belastung der Studierenden aufrecht-
erhalten oder gar noch steigern wollsn."

Wie diese absolut positiven Antworten maßgebender Parteien zeigen,
besteht im neuen Landtag begründete Hoffnung, daß die unertrügliche
Belastung der deutschen Studenten durch die erhbhten Hochschulgebühren
valdigst verschwindet. Der Vorstand der Deutschen Studentenschaft wird
die weiteren Schreiben der anderen Parteien in der gleichen Weise ver-
öffentlichen. _

Der englische Arbeiterführer Macdonald
über Sozialismus.

„Dies ist Sozialismus. Er ist eine Anwendung gegenseitiger
Hilfe auf Politik und Wirtschaft. Und das sozialistische Ziel ist Frei-
hett, jene Freiheit, an die Kant dachte, als er verkündete, daß jeder Mensch
als ein Ziel an sich betrachtet werden sollte und nicht als Mittel zu eines
anderen Menschen Ziel. Das Mittel und das Ende kann nicht getrennt
werden Der Sozialismus schlägt eine Veründerung im Gesellschafts-
mechanismus vor, aber er rechtfertigt sie als ein Mttel der Erweiterung
menschlicher Freiheit. Die Gesellschaftsorganisation ist die Vorbedingung,
nicht der Gegensatz der Freiheit des einzelnen."

Streiflichter.

F. St. — Am vergangenen Samstag fand in der Aula der Neuen
Universitüt die feierliche Jmmatrikulation derneuhinzugekommenen
Studenten durch Se. Magnifizenz, den Rektor, im Beisein des Herrn Pro-
fessors Andreas statt. Die Aula war dicht gefüllt, wohl nicht von denen
allein, die zum ersten Male in Heidslberg studieren, als auch von den älteren
Semestern, die der feierlichen Handlung beiwohnen wollten. Herr Pro-
fessor Erdmannsdörffer, im roten Ornat und Barett, wies auf die alte
Tradition der Universität hin, in der seit ihrer GrÜndung so viel große
Männer wie Helmholtz, Hegel, Fischer und Treitschke gewirkt haben, er
wies auf die Überfüllung der akademischen Berufe hin und verlangte, daß
alle Neueintretenden sich erneut ernst prüfen sollten, ob sie dazu geeignet
seien, als Akademiker ihren Platz im Lebsn auszufüllen. Neben allem Ernst
des Studiums aber sollen sie die Pflege des Kbrpers etwa durch Wandern
in den Frühlingstagen in den schbnen Neckarbergen nicht vernachlässigen.
Jm Berlauf der Rede stellte der Rektor die staatliche Anerkennung der
Studentenschaft Heidelberg in Aussicht. Er verlangte, daß in diesem
Studentenausschuß auf vornehme Art die politischen Gruppen ihre Rechte
vertreten sollten, damit nicht auch hier das.Zerrbild politischer Unwürdig-
keiten seinen Eingang fände. Am Schluß seiner Rede, die wir bis auf die
Worte über die Symbolhaftigkeit der Neuen Üniversität zu Anfang feiner
Ausführung vollkommen unterstreichen, verpflichtete Se. Magnifizenz
einen Kommilitonen und eine Kommilitonin, bindend für alle, auf Recht
und Satzung der Universitüt und begrüßte sie mit einem Händedruck als
akademischsr Bürgsr an der Ruperto Carola.

Am Nachmittag des gleichen Tages verbreitete sich unter den Studenten
das Gerücht, daß die oben erwähnte Kommilitonin, deren Namen ich nicht
nenne, Mitglied der Roten Studentengruppe sei. Wir halten das für un-
möglich! Eine Untersuchung der Angelegenheit über das Rektorat war
wegen des dazwischenkegenden Sonntags noch nicht niöglich. Wir hoffen,
daß es sich um einen'Jrrtum handelt.

Karl-Helfferich-Preis.

D. St. — Die Deutschnationale Volkspartei setzt sür die wissenschast-
liche Bearbeitung des Themas „Die Grundgedanken der Kaiserlichen Bot-
schaft vom 17. NoveMber 1881 im Licht der sozialpolitischen Entwicklung
der letzten 5Ü Jahre" den Preis von 1000 Mark aus.

An dem Wettbewerb können alle nationalen Studenten und Studen-
tinnen deutscher Abstammung teilnehmen. Die Arbeit ist bis zum 1. Novem-
ber 1932 abzuliefern.

Das Preisrichteramt üben aus Univ.-Professor Vr. Gerber-Tübingen,
Univ.-Professor l>r. I>r. D. Kähler-Greifswald, Prof. lüc. Meyer, M. d. L.,
Magdeburg, Frau Studienrätin vr. Spohr, M. d. L., Berlin.

Die Bedingungen sind durch die Hauptgeschäftsstelle der Deutsch-
nationalen Volkspartei, Berlin bkV 7, Friedrich-Ebert-Straße 29, kostenkos
zu beziehen.

Philologeu, herhören!

Eine Lbersicht des preußichen Kultusministeriums zeigt, daß nach dem
Stand vom 16. November 1981 in Preußen 1479 Studien-Assessoren
und 7S4Studien-Assessorinnen nicht voll beschäftigt waren. 740 waren
nur stundenweise beschäftigt, und 924 mußten überhaupt vollkommen
unentgeltlich arbeiten.

Zeichen des Kulturabbaus!

Studentische Wahlen.

D. St. — Die Wahlen zur Kammer der Deutschen Studenten-
schaft der Prager deutschen Hochschulen vom März 1932 hatten

fotgendes ErgebniS.

Liste 1. NSDStB.. .

418 Stimmen

6 Mandate

„ 2 Deutschnat. Studentbund

66



1



„ 3. D. Grenzmannschaft . . .

61



1



„ 4. CV. .......... .

278


4



„ 6. DC. ....... .'. .

170


3



„ 6. LC.-.

82


1


„7. Heimatverbindungen .. .

86


1



„ 8. BDSt. Nordniährer .. .

60



1



„ 9. Junge Front.......

178


8



„ 10. Barden (DS.) ......

1S6


2


„ 11. DAV..Franken.ADB.. .

36

-s,

1


„ 12. Nationalsoz. Studentinnen

44

V

1


Summe derabgegebenenStimmen: 1620, davon 1 ungültig. Wahlzahl: 84.
Die Wahlbeteiligung ist in diesem Jahre weit niedriger als in den

Vorjahren, was sich dadurch erklärt, daß eine Propaganda der Studenten-
schaft und der einzelnen Gruppen vüllig unterbleiben mußte. Die Wahl
fiel gerade in die ärgste Zeit der Studentenverhaftungen und Hausdurch-
suchungen.

Ferner bitten wir Herrn Prof. vr. Bergsträßer, sich bei derBehand-
lung von kommunistischen Pressefragen etwas Präziser und vorsichtiger zu
fassen, als in einer Borlesungsstunde am letzten Freitag geschah, da man
ihn sonst mißverstehen _

F. St. — Nun ist der letzte deutsche Kriegsgefangene in seiner
Heimat in Kehl eingetroffen. Es ist unglaublich, daß 14 Jahre vergehen
mußtsn, bis ein einzelner Soldat, der auf seinem Posten treu stehend,
Kriegsgefangener wurde, der Freiheit wieder gegeben wird. Der deuisch
Botschaster i» Paris hat sich um die Befreiung alle Mühe gegeben, auch
wollen sich einzelne Franzosen für den Unglücklichen eingesetzt haben, den-
noch bringt es die französische Regierung feriig, einen jungen Menschen
einfach 14 Jahre lang der Freiheit zu berauben. Nicht genug, daß mit der
Fremdenlegion Frankreich den Beweis erbracht hat, daß es die moralisch
tiefstehendste Nation ist, die nicht vor Menschenraub und Betrug zurück-
schreckt, um für seine kolonialen Schwächen Sklaven zu erwerben, nein,
trotz aller Reden, trotz äller angeblichen Kultur, für die sich leider ganz
besonders deutsche Neuphilologen einsetzen, die sich aber nach meiner Auf-
fassung nur in Raub, Niedertracht und Dekadenz geäußert hat, wird Deutsch-
land wie ein Vasall behandelt, dem man ruhig seine Untertanen vorent-
halten dars. Wenn der amerikanische Journalist Knickerbvcker in seinem
Buche „Deutschland So oder So" zu berichten weiß, daß die Heidelberger
Studenten besonders gern das Lied singen: „Siegreich wollen wir Frank-
reich schlagen", so stimmt das nicht. Leider nichk! Denn es gilt, die deutsche
Jugend aus ihrer Gletchgültigkeit gegenüber dem Würger zu wecken! Fort
mit dem Glauben an die gallische Kultur, fort mit dem französischen Unter-
richt, denn er ist Opium sür die deutsche Jugend! Wir sind wehrlos. Aber
wenn wir ihnen, den französischen Würgern nichts mehr geben, wenn sie
bei uns plündernd einbrechen, dann haben wir noch Solinger Taschen-
messer, die wir den RSubern von Oberschlesien und der Saar inden Rücken
jagen.

Bersailles muß fterben, weil DMtschland.lehMMußl
 
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