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„Der Ketdelberger Student"

W.-S. 1SS2/33. Rr. 1

Student und Arbeiter

Student und Arbeiter sind geschichtlich vcrbun-
den durch einen nenen politischen Aktivismus.
Beiden gemeinsam ist ein revvlutionärer Elan, der
unbedingte Einsatz sür Jdee nnd Glanbcin So
kennzeichnen Student und Arbeiter die Tage des
Vormärz. Der Stndent als Träger des in der
Roniantik hervorbrechenden, während der Reaktion
sich mit dem liberalen verbindcnden nationalen
GedankcnS, der Arbeiter als Bcrtreter dcr cnt>
stehenden Bewegung des vierten Standes. Jhre
AktivitSt, ihr Drang nach Befreiung prägen die
Züge der vierziger Iahre, mit dcm Wiederaufleben
einer lange zurückgehaltencn politischen Leiden-
schaft. Die Märzereignissc drängen dcn Studenten
der akademischen Legionen in eine Front mit den
ersten proletarischen Vvlksteilen. In ihrem Kampf
verteidigen beidc die Jnteressen eines Bürgertums,
daS bei ästhetischen Tees der politischen Salons
seine Zeit abwartet. Sie stehen Schnlter an Schul-
ter für ein liberales Bürgertum, das die nativnale
Jdee nur mitübernommen und dnrch seinen Wirt-
schastsliberalismus erst die Not der unteren Bolks-
massen geschafsen hat.

So tief anch die Begeisteruiig und Hoffnungs-
fteudigkeit die bciden ursprünglich zusammenschließt,
so sehr der Bund durch gemeinsame Tote gefestigt
scheint, nach kurzer Reaktionszeit wird der Traum
der nationalen Einheit znr Wirklichkeit, der Stndent
ist mit dem bestehenden Staat versöhnt und jubelt
dem Schöpscr des neuen Reiches begeistert zu.

Der Arbeiter, vergessen und vernachlässigt in
dem Ausbau des Bismarckschen Staates, vergewal-
tigt durch die rücksichtslvse Gewinnsucht der bürger-
lichen Gesellschaftsschicht, eingeengt in eine unanf-
haltsam sortschreitende wirtschaftliche Entwicklung,
dazu noch verbittert durch den Glanz und anfdring-
lichen Prunk der Gründerjahre, muß notwendig in
eine wachfende, gegnerifche Stellung zu diescm
Staat kommen. Versucht er in der Entstehungszcit
noch in die nationale Gemeinschaft einbezogen zu

MM ivik

Meiter wekiikll?

Der Gegensatz zwischen Prolet und Bürger 'ist
nur noch eine Angelegenheit der alten Generation.
Jm Fühlen und Dcnken stndentischer Jugend, ja
der gesamten deutschen Jugend zeigt sich die Wand-
lung von sozialem Denken, von mitleidiger Hilfs-
bereitschaft, zu volksgenössischer Gefinnung, zur
Gefahrengemeinschaft. Will der Bürger von gestern
in der Sicherheit seines Besitzes durch Nothilfe
Straßensammlnng, Groschenspende und allenfalls
durch einen „anständigen Lohn" Klassenfronten
überbrücken, fo spürt die jnnge Generation das
Unzulängliche, ja geradezn Beleidigende dieser
sozialen Gesle; aus dem Ethos der Arbeit will fie
die alten Gegensätze Bcsitz nnd Nichtbesitz überwin-
den.

In der alten Generation herrscht einerseits noch
der Grundsatz der Heiligkeit und Unantastbarkeit des
Eigentums, andererseits die Forderung nach Ent-
eignung, hinter dcr sich nur schlecht Neid und Bc--
sitzgier verbergen. Gehen diese Fronteu uns noch
etwas an? Sind nicht beide allzugerne bereit, die
Thesen ihrer Programme um kleinlicher Vorieile
willen umzubiegen? Wird nicht durch das ständige
Verhandeln beides zur Lüge: Bürgerlichkeit und
Proletenhaß!

Zwanzig Jahre jüngster Vergangenheit sind
ein Zeugnis wachsender Rebellion der Jugend.
Unbeschwert von Besitzesvorurteilen hat sie sich
eine Lebensanschauung erkämpft, die ihr das Rccht
gibt, mehr zu sein als Kampstrnppe überlebter
Frontcn. Während die Väter rein ökonomische
Gegensätzlichkeiten austragen, hat sich unter ihren
Söhnen bereits die geistige Gemeinschaft ge<
bildet. Die Jugend erkannte, daß es eine Eigen-
gesehlichkeit der Wirtschaft nicht gibt, daß also anch
die Entwicklung nicht die unbedingte Entscheidung
zu Kapitalismus vder Marxismus in sich trägt,
svndern die Gesinnung gestaltet werden kann.

Der Sohn des Bürgers findet keinen Halt mehr
in der Selbstsicherheit seiner Vorfahren; der
junge Proletarier erkennt die Wertlosigkeit lang-
jähriger Versprechungen. Beide werden der allzu
engen Vorstellungswelt ihrer Väter entfremdet.
Kampf um die Arbeiterjugend hieß die Parole der
letzten Jahre. Und was uoch vor einigen Jahren
Forderung auf dem Papier war, hat Studentennot,
Not des geistigen Arbeiters, des Bauern und Arbei-
ters zur Erfüllung gebracht auf Sportplatz, Volks.
hochschule, Arbeitslager. Jn dieser Front der jun-
gen Generation ist klar geworden: Wir haben die
Pflicht, alle als Kameraden und Volksgenossen zu
gewinnen. Denn wir, die Jugend von
heute — sind das Volk von morgen.

werden, so stößt ihn die Marxsche Konstruktion iu
einen Jnternationalismus und eine tödliche Feind-
schaft zur nationalen Gefamtheit, die sclbst die
Sozialpolitik eines Bismarck nicht mehr anszulöschen
vermag. Jn Deutschland war zudem die „Bildnng
schneller gewachsen als die Wirtschaft" (Winnig).
Ans Teilen studentischer Mitkämpfcr der Revo-
lntion entwickelt sich eine Jntelligenzschicht, die
brotlos, verarmt und radikalisiert der jungen Arbei-
terbeivegung als Propagandeure nnd Literaten
ihr Gesicht gibt. Diese Jntelligenz wird in den
folgeiiden Jahren zimehmend jüdisch. „Das Ghettv-
rcssentimcnt manchcr Juden, besonders der besitzlos
ans dem Osten zugewanderten, begegnetc sich,
besondcrs weil ihr gesellschaftlicher Ehrgeiz in
Teutschland keine Beftiedigung fand, mit diesen
Strömimgcu" (E. I. Jung). Der ökonomische
Gcgensatz wird durch diese Elementc geistig und
ideologisch noch tiefer anfgewühlt, der Haß gegen
den preußisch deutschen Staat noch stärker in die
Seele des deutschen Arbeiters eingegraben. So
stehen Arbeitcr und Stndent in entgegerigesetzten
Lagern. FalschesPathos nnd hohlklingenderChauvi-
nismus, Alldeutschtum und überheblicher Standes-
dünkel in diesem, jüdische Führung, Jnternatio-
nalismus und Mißachtung jeder menschlichen Größe
in jenem, richten Mauern zwischen ihnen auf, die
durch die betonte Klassenhierarchie jener Jahre
noch erhöht werden. Es ist selbst im Rückblick noch
bcschämend, wenn wir uns daran erinnern, daß es
dem-Studenten nicht gestattct war, mit dem Stra-
ßenbahnschnffner zu sprechen odcr mit einem Arbei-
ter auf offencr Straße zu stehcn.

Der Ausbruch des Weltkrieges und die nationale
Begeisternng des August nnd September können
dic Verbitterung des Arbeiters gegen den Studen-
tcn, als Repräsentanten des ihm so verhaßten Bür-
gertnms, nicht ganz beseitigen. Walter Flex zeigt
uns in seinem Wols Eschenlohr die ablehnende Hal-
tung des Arbeiters zu dem schnell zur Versöhnung
neigenden Studenten. Vielleicht belächelt er diesen
dumnicn kleinen Jungen. Auch Langemarck kann

ihm nichts sagen; es ist ein Bekenntnis der studen-
tischen Generation allein. Die kommendcn Jahre
erst bringen die Wandlung. Jm erbittertsten Ringen,
im wahren und letzten Einsatz der Grabenkämpfe,
in der Entschlossenheit nnd Todeskameradschaft der
Stoßtrupps lernte er das innere Gesicht des jungen
Studenten kennen. Er beginnt diesen gewandelten
jungen Menschen als Kameraden und Bruder zu
achtcn und zn lieben.

Noch einmal drohen Revolutivu und rote Revol-
ten sie zu entzweien. Doch ist das Kriegserlebnis
zu groß, um sic wiederum auseinanderzureißen.

Mut zum Bekenntnis: „Wir mußten den Krieg
verlieren, um die Ration zu gewiunen" (Schau-
wecker). Jn den letzten Kriegsjahren, in der an
keinen Sieg mehr glanbenden, nnd der demzutrotz
uinso erbitterter kämpfenden Grabcnclite wächst
die Zelle, welche die ncue Gemeinschast erweckt und
geschaffen hat..

Mut zum Bckenntnis: Jn der Not, dem Hunger,
dem Elend des Kriegs, in dem Schicksal der Ver-
armung und Demütigung des Nachkriegs wurden
die Grundsteine gelegt zur ncuen Einheit des Volkes
uiid der Nation.

Armut uild Verelendung isl nicht mehr das nvt-
wendige Übel einer Klasse. Es ist die Bestimmung,
die uns die Kraft gibt, nicht mchr reich, sondern
kämpfend und gcfahrvoll leben zn wollen.

Der Stndent ist nicht weiter der geistige Expo-
nent jencs Bürgertnms, das die „alten fchönen
Zeiten" als Wunsch und Maßstab vor sich sieht. Er
verzichtet auf die Jllusionen seiner Väter, er sindet
es gerecht und notwendig, so zu leben.

Es gibt Dinge, die Zeichen find nnd zu einer
Entscheidung drängen: Der bereits verarmte Teil
des Studententnms arbeitet als Werkstudent. Er
steht jetzt in der Fabrik, auf dem Bauplatz und an
der Dreschmaschine neben dem Arbeiter. Die
Arbeitslosigkeit erfaßt die akademischen Berufe

ebenso und in gleichem Maße wie die andern.
Wenn das Wort „geistiges Proletariat" einen Sinn
hat, erhält es jetzt Bedeutung. Dazu sehen wir im
Überblick der Nachkriegsjahre ein zunehmendes
Sinken der Lebenshaltung des Studenten und ein
gleichzeitiges Aufsteigcn derjenigen des Arbeiters.
Diese Nivellierung bringt den Studcnten dem
Arbeitcr näher. Wozu Phrasen nnd Worte, wenn
der Wunsch Wirklichkeit geworden ist. Hand- und
Kopfarbeitcr finden den Glaubcn an sich selbst,
an die Volksgemeinschaft, je größerihreNot und
die Aussichtslosigkeit der Hilfe von außen ist. Wenn
iu dcn Anfängen diese Einsicht nur in kleinsten
Kreisen vorhandeu war, in den Kreiseu und
Lagern „hoffiinngsloser Romantiker", sv hat die
Bewegung, deren Leistung Geschichtc wird, das
Volk in seiner Gesamtheit mit dieser Jdee erfaßt.
Dem Klassenkampf werden fortschreitend seine
Grundlagen gcnommen. Als Forderung ist er
nncrläßlicher Motor nur noch in dem Programm
einer Partei, zur Bedingung ihrer weiteren Existenz.
Es gibt eine Besinnnng. Daß Student und Arbei-
tcr wiederum die Vorkänipfer — aber heute einer
gemeinsamen — Jdec sind, des Glaubens an die
Volksgemeinschast, ist der Beweis jener vielge-
schmähten Einheit von Blut und Geist. Jn diesem
Bündnis der Zeit vereinigt fich Jdealismus und
Opserfteudigkeit mit einem harten Wirklichkeits-
sinn zum gleichen Ziel und in der Abwehr gegen die
gemeinsamen Gegner. Das Proletariat ist Arbeiter-
tum geworden, der Student ist nicht Parteigänger
des Bürgertums geblieben, dessen Wesen und
wahres Gesicht noch immer in dem Wort des Ber-
liner Stadtkommandanten liegt: Ruhe ist die
erste Bürgerpflicht. Die Gcgner sind sowohl in
den Reihen des Proletenmachers, der die sozialen
Wunden ofsen gehalten wissen will und 50 Jahre
deutscher Geschichte übersieht, als auch bei dem ewigen
Bürger, der das Ende seiner Tage ahnend, noch ein-
mal Seelenfang mit Parademärschen nnd Blech-
uiusik, besseren Zeiten, öffentlicher Ruhe und Sicher-
heit versucht. Der letzte Versnch, der Arbeiter und
Student vom Strom der Zeit und von der Wirklich-
keit abzulenken droht. Arbciten wir, Student und
Arbeiter, daran, daß der neue, starke und schöpfe-
rische Typus Gestalt erhält, den Jünger Arbeiter
nennt, und von dem Nietzsche sagt: Die Arbeiter
sollcn cinmal lebcn wie jetzt die Bürger; — aber
über ihnen, und sich durch Bedürsmslosigkeit aus-
zeichnend, die höhere Kaste: also ärmer und ein-
facher, aber im Besitz der Macht.

F- A. Six.

„Möge Deutschland nie glauben, daß man in eine neue,Periode des
Lebens treten könne ohne ein neues Jdeal. Möge es bedenken, daß
wirkliches Leben von unten auf, nicht von oben her wächst, daß es
erworben, nicht gegeben wird. Paul de Lagarde

Die neue Einhett

Der Kollektivgedanke in der Arbeitslagerbewegung

Die feelische Not des jungeu Menschen von heute
ist bestimmt durch seine Zwiespältigkeit in der Frage
des Sozialen und Nationalen. Es dreht sich nicht
mehr allein um die geistige Situation unseres Le-
bens. Der Kampf ums Dasein in dieser Tatsachen-
welt ist brutal und rücksichtslos. Es gibt nur noch
einen Ausweg — sich in Geschlossenheit wehren.
Der Gedanke des Kollektivs entfpricht der besonde-
ren Wirklichkeit unserer Gegenwart, in der nur
noch zusammengefaßter und geordneter Lebenswille
einer organisierten Gemeinschaft sich wehren kann.
Kollektiv — das heißt nicht Flucht in die Masscn-
haftigkeit. Kollektiv — das heißt Rettungsmöglich-
keit für die Ausgestoßenen, für die Jsolierten und
Verzweifelnden. Jn der Arbeitslosigkeit ist Hosf»
nungslosigkeit. Jn der Hoffnungslosigkeit ist Un-
ordnung und Anarchie und Radikalismus. Kollektiv

— das hat nichts mit einem Keglerverein zu tun.
Neuc Jugendbewegung — das ist nicht das, was
sich gewisse Leute von Wandervögeln vorstellen.
Kollektiv — das ist kein militärisches Theaterspiel,
wie anno dazumal in den Wehrkraftverbänden
der höheren Schulen. Kollektiv ist gemeinsame
Arbeit, in gegenseitigem Vertrauen. Kollektiv
ist Rettung. Jn den letzten Jahren wurden
zuviel Pläne und Programme entworfen. Kollektiv

— das ist Vorstoß ins Wirkliche und Neue. Es dreht
sich hier gar nicht so sehr um den Werkstudenten,
der in Jahren der Werkarbeit durch der Hände
Dienst und Verdienst und durch die harte Lehre
eines sehr praktischen Anschauungsunterrichts, Vor»
bild für künftige studentische Erziehung geworden.
Es dreht sich ganz allgemein um den notleiiwnden
jungen Menschen, ob Bauer, Arbeiter oder Student.
Dieser junge Mensch muß aus der Jsolierung, in
die ihn seine innere und äußere Not gerissen, be-
fteit werden. Es dreht sich um ein ganzes junges
Volk, das den neuen sozialen Forderungen dieser
Zeit gerecht werden w'" Die Tausenden von
arbeitslosen jungen Men zen, die da heute schon
tagüber auf ihren Mtjen liegen und sich in eine
grauenhasw N-erzweiflung hineingrübeln, die da

sinnlos auf den Straßen der Städte herumstreu-
nern, im Laude herumirren, müssen wieder erfaßt
werden. Nicht von irgendeiner staatlicheu Organi-
sation. Mcht Vvn irgendeinem vielleicht extra dazu
berufenen neiicii Amt.

Das neue Soziale und Nationalc, befreit von
der Spamiung, die eine Atmosphäre des Hassens
in 10 Jahren geschasfen. Wir jungen Menschen, die
wir aus dem Frosterlebnis des Krieges, aus dcm
Gemeinschaftsgeist von Not und Tod den Sinn für
eine neue Volksgemeinschaft erspürt haben, waren
in den entscheidenden Jahren des deutschen Nach-
kriegs nicht stark genug und nicht reif genug um
die einzige nationale und soziale Konsequenz des
Krieges zn ziehen. Ja, wir ließen uns sogar zn
Dienern nnd Werkzeugen derer mißbrauchen, die in
Verhöhnung diescs Frontgeistes die Entftemdung
der Volksklassen bis zum Klassenhaß als politisches
Geschäft betrieben. Diesen feindseligen Kräften
gegenüber hilft heute kein schwacher Dilettantismus.
Es ist nicht damit genug, daß man guten Willen
ossenbart, diesen neuen Wertgefühlen des Sozialen
und Nationalen im jungcn deutschen Volk dadurch
nm Rechnung tragen zu wollen, daß man in Redak-
tionsstuben viel davon schmiert und in Konferenz-
zimmern viel darüber disputiert. Wir wollen die
positive Tat. Man kann zur Arbeitslagerbewegung
stehen wie man will. Es ist und bleibt ein beacht-
licher Angcifs im Sinne dieses neuen jungen Wol-
lens. Hier in solchem Kollektiv erhält das Soziale
und das Nationale wieder einen Jnhalt. Und das
Leben erhält wieder einen Sinn. Hier wird ein
guter und starker Wille manifestiert, nicht kompro-
mittiert. Hier ist Aufgabe, Arbeit, Pflicht und
Opfer. Wir denken gar nicht daran, zu glauben,
daß damit das wesentlichste getan sci um die sozialen
Gegensätze zu beseitigen, indem man einsach Arbei»
ter, Bauern und Studenten in gemeinsamer Arbeit
zusammenschließt.

Hier im Kollektiv mit seinen verschiedenartigen
Begegnungen, mit seinen großen neuen Erfah-
rungskreisen, und der Erziehung in einer straffen

Disziplin geht es gar nicht so sehr um das Politische,
wie es draußen, außerhalb der Lager, die Fronten
immcr schärfer distanziert. Hier sind junge Menschen.
Jn diesen jungen Menschen sollen Kräfte mobili-
siert werden, die znnächst nichts anderes wollen,
als loszukommen, von Überspannungell des Hassens,
der Not, und einer gefährlichen Gcdankenwclt. Hier
ist Dienst, der den jungen Willen stärken soll, auf
daß er sich eines Tages in einer zeitsicheren Geschlvs-
senheit formieren und der Neuordnung der Verhält-
nisse in einem neuen sozialen nnd nationalen Sinne

Das wirtschastliche Denken
ist der Tod jedes völkischen

Zdealismus

zur Versügung stellen kann. Es ist besser die Jugend
zu solcher Arbeit zu erziehen als zu Brudermord,
Meuchelmord, Massenmord. Arbeiter, Bauern und
Studenten! Der Bruder zum Bruder! Eine große
Gelegenheit erzieherischer Gestaltung des jungen
Menschen! Eine einzigartige große Bewegung, in
der wieder etwas ftoher Schwung und belebender
Rhythmus gelöst wird. Jn der Arbeitslagerbewe-
gung das werktätige Kollektiv, in dem ein neues
Denken und Fühlen ftei wird, das Wildgewordene
zu ordnen und neuanzufangen. Auch der Krittschste
wird diesen Gemeinschaftsgeist bejahen müssen,
sofern er den Mut hat, nicht die reale Bedeutung
der geleisteten Arbeit allein zu betrachten, sondern
in diese jungen Seelen zu schauen, in denen wieder
etwas wach geworden ist, was uns bereits verloren
schien: die Kameradschaft!

(Aus „Student in Not".)
 
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