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Tcite 2

„Der Heidelberger Student"

W.-S. 1937/38 Nr. 1

Älaube», Gefühl, Anschamuig uud Wolleii der natwiia!-
suzialistischeu Bewegung vorgenvmmen, setzt dicse Philo-
sophie auch iilskand, den Natiir-Geist-Dualismiis u»d die
Mechanistit bcides ivesentliche Hindernisse auf dem
Weg zu einem nationalsozialistischen Bild vvm Menschen
inid der Welt — zn iiberivinden. Sie ist zugleich dor zu-
reichende Grnnd dasür, das; Krieck sein Snstem biologisch
neiiilt.

Herr Hartnacke zeiisiert demgegenliberi ,.Was
Ärieck biologische Weltanschamittg »ennt, ist keine bio
logische Weltanschauniig, sondern schliestlich ei»e ratio
nalistische These, die .ürieck irrtüinlich sür Biologie hiilt".
Diese nnmasiende Zeusnr must sich ein Mann gciallen
lassen, der in der deutschen Wissenschast seit Iahrzehnten
als der crklärte Geguer des RatioualismnS gilt und der
init der Erhebung des Lebens inm alleinigeu Deutungs
prinzip der Wirklichkeit den Nationalismus überiviiiiden
hal! Lhne .üriecks Lrlauterung des pebensbegrifss, die
sich über LL Seiten erstreckt, übcrhaiipt zu beachten,
macht sich Hartuaile zu einer Art Sachivalter einer bio
lvgische» T-achtvisseiischnst iiltereu Datnms, moiwpoliz
siert wie eiu eisersüchtiger Limdikus siir diese den Begriff
„biologisch" nnd stellt gegenüber dem Anspruch litriecks
ans eine „bwtogische Weitanschiiunng" sest: atles falsch.
Es fehlt mir iwch, dast er.Ürieck znrust: Setz Dich! „Sv ist
das Crgebnis, tvei! es die erattwissenschasttiche» Grnnd-
lagen vermisseii lästt!" (Sagt H.l-

Wenn mit einem Philvsvphen über den Begriss des
LebenS nnd iiber die Reichiveite des BegrisseS „biv-
lvgisch" gerechtet werden soll - eine Auseinandersetzmig,
die sehr frnchtbar sein kann - so Ivünscht man sich im
Interesse dcr Ergiebigkeik dieser Anseinandersetzimg nls
Partner des Philosophen eiiien Bivlogen. Herr Harmack«
ivird aber iiicht den Anspnich erheben Ivvlle», als ansge-
iviesener Bertreter der /inchivissenschast Biolvgie zn gel-
ten, wie sehr er nuch iu seiueii voilvicgeud siatistischen
u»d schulpädagogischen Ülrbeiteu sich die Ergebnisse erb-
bivlogischer /ivrschuugeu zinnitze gemacht habeu uud sie
zweisellos anch nutzbringend angewandt haben mag. Wie
ader eine 'AilSeinandersetznng über den Begrssf Leben
uiib über den Geltimgsbereich dcs Wories bivlvgisch vor
sjch gehi. ivenn sie voii gleichrangigen Partuern aus
Philosophie imd Biologie vorgeiwmmen ivird, dafür
liegt ein gnies Beispiel vor in dem ,,-swiegespräch über
Vvlkisch-pvlitische Aiithropologic uud biologische Ganz
heitsbeirachtung" zwischeu »riecl uud Alverdes-Marburg
iu Hest 2, Jahrgaug 1N37 dcr Zeitschrift „Der Biolvge".
Mau lese die Aussührungen des Biologeu AlverdeS nebeu
deueu .HarinackeS, nud man hat den Uurerschied zivischeu
einer vorbildüch sachliche» »nd varinn fnr beide Teile
ergiebigen WissenschastSauseinandersetziiiig im Dienstc
an einer gemeiiisamen Anfgabe — imd einer austcrwis-
seiischastlicheii abschätzigen Polemik sofort auf der Hand.

Selamturteil: lillrtnache erledigt!

Svviel Zensureii Hartnacke Krieck erteilt, soviel
wissenschaftliche Z-ehlurleile, Zug nm Zng. Soll derglei-
chen „Uritit" tatsächlich eiiier cchten „Wissenschaftssorge"
entspringen? Jst die Unznlänglichkeil eines vermeint-
lichen Sachwnlters fachwissenschafilicher Belange einc
zureichende Erkläruiig dasür, dast der Versnch, von der
iiationalsozialistischen Weltanschaiiniig her ein neues
Welt- und Menschenbild anfzustellen, in der Offentlich-
keit kompromittiert werdeit darf dnrchdie Behauptung,
das Unterkanaen sei nnwissenschaftlich? Äehrt hier das
believte Argument der Reaktwn wieder: es lasse sich vom
Boden der natwnalsozialistischen Weltanschatmng über-
hanpt liicht philosophieren? Oder jenes andere, dast alle
Weltallschanuiigslehre von ciner „Raturlehre" deS Men-
schen nwnopolisiert werden müssc? Eins ist sichcr: das
Bemühen um philosophische Ersassung, Formulieruiig
imd Slistematisieruiig von Grundwahrheiton der iiatio-
luilsozialistischeii Revolution steht erst in den Anfängeii
und wird iwch auf Jahrzehnte hinauS die crnste Ausgabe
einer ernsten Generattvn dentscher Philosvphen bleiben,
nnd gerade Ärieck ist weiter als mancher andere nach
gleichem Ziel strebende Denker davon cntferilt, seinen
Versuch als letztgültiges Dogina ailszugetien. Uni so be-
dauerlichcr und unverzcihllcher ist es, Ivcnn dieseVersuche,
die der kameradschastlichen Mitarbeit, der Muste, der
Ruhe, der Ermunterung und des ZuspruchS (statt oiner
imwissenschaftlichen nnd abschätzigen Polemik) bedürfen,
roii Anstenstehcnden gestört werde».

Wio sehr aber Ärieck auf dem richtigen Wcge ist bei
dem Versuch, mit sciner Anthropvlogie eine dem Natio-
»alsozialistiiuS gomäste Philosophie aufznbanen und
gleichzeitig damit auch den Weg zu einer Erneuerung dcr
Wissenschaften nufzuzeigen, dafür gibt es auster Herrn
Hartnacke auch Beurteiler, deren Uompetenz Irast Her-
kimst, Leistung u»d Beranlwortung auster Zweisel steht.
Wir lesen in der Zeitschrift „Die Hochschnlmannschast
Weilburg", vom l.Juin IV37, ans einer Rede, die Reichs-
erziehnngsminister Rust in Weilburg am 1. Juni 1986
gehalten hat:

„Jch bin bewnstt von Heidelberg hierhergekommen,

»^sc/kse//c/e c/ell<sc/»e
Lo/kü/s/'sr/sksr/sc.'r m/t c/e/n ^t/s/anc/

Bei eincm Ausspracheabend über den deutschen
Schüleraustausch, der vor kurzem in Borlin statt-
fand und an dem nuch der französische Knlturattachc!
Prof. Iourdan teilnahm, wurdcn von dcr Magistrats-
schiilrätüi Fran Kausler interessante Angaben über den
wachsenden deutschen Schüleraiistansch mit dem Aus-
lande geinacht. Der Anstausch habe sich ursprünglich nur
zwischen Deutschland, England, Frankreich und Spanien
vollzogen, dann seien Jtalien, Griechenland, die Türkei
und die USA hinzugekommeu und im kvmmeiiden Jahre
werde man auch Bnlgarien und Jngoslawien einbe-
ziehen. Jm Jahre lV3ü, fiir das dio Abschlutzziffern vor-
liegen, seien üiSgesamt 1L94 Schnler ausgetauscht tvor-
den, darunter.637, die ins Ausland gingen und 657, die
vom Ausland'kamen.

^ »

^er/o/' r/er//Lc/'e/'/„o/r/'s<t//r///r

Die Universität in Atlanta hat, wie die „Jntcrnatio-
nalen Hochschul-Nachrichten" berichten, beschlossen, einen
deutschen Lehrswhl zu errichten, dcr den amerikanischen
Studenten eine bessere Kenntnis des deutschen Getstes-
lcbens vernntteln soll. Die Universität hofst, wie sie zn>
gleich mit der Ankündigunq mitteilt, das; ein derartiger
Lehrstuhl nicht nur jedem emzelnen amerikanischen Stu«

wv iu deu letzien Tagen Forscher der ganzen Aelt znr
ältesten dentschen RoichSiiiiiversität zusainmeutämen, um
deren 650. Gebnrtstag zn feiern. Dn habe ich gemeiniam
mit dem ehemaligen Dozenteii Ihrer Hochschnle, ats sie
noch in Fraiikfurt lag, mit Ernst Krieck, vcrsncht, der Welt
daS nene Fiindament z» zeigen, anf dem auch
die dentsche Wissenschast steht nnd bant, znsam-
inen init iftm, der einst atS Rnser natwmilpvlitischer Er-
zieftung ftier ivirtte un0 heute ber geistige Fnhrer einer
iintioualjoziaiistischeu Fungmaimschast nn der Hochschute

wir;itieren:

,.I. Das Buch geht auS vvn der Gleichsetzung eiiies
Ein lelorgniiismus Vvn Natur -- eften des OrgnniS-
mus Mensch mit der eineS SammelorganisinuS,
cüies Vvltes als Organismns. Dabei tvird übersehen:
Der Organisinns Akenich besteht aus ungezäfttten Zelleu
iu gegenseitiger bivtogischer Abhttngigkeit. Er ist die Ver-
wirttichimg der Aulageu der Ausgaugszelte, Bertvirk-
tichung der ,EnteIcchie Meusch' (ettva im Aristvteüschen
Siime-. Der OrgaiüsmiiS Volk ist uicht die Verivirt-
lichnng cüier cinheitliche» biolvgische» Eutelechie, sou-
deru er wird dargestellt durch die mehr oder
weuiger gevrdnete Znsnmmeiifügung vieler
eiuzelner, biolvgisch äutzerlich gleichgeordue-
ter, aber gualitütSmästig nnterschiedticher We-
sen. Dast diese Zusaimiienfligimg nach einheitlickiem Wil-
len geschieht, isl znnächst tein biologischcr Zwang, sondern
eine politischeZtveckinätzigkeit oder auchNotlvendigkeit.

L. Wemi man ntso vom Volke als ,ganzheitlichenü
OrgamSiimS spricht, so geschieht das in ganz anderem
Siime als dcm der biologischen (üanzheit wie sie beim
Einzelwesen Mensch statthat.

3. Geivitz kaim der Einzelmcnsch bwlogisch nicht wer-
den ohne die Elteriipslege. Jusosern ist er anch bio-
logisch ein Älieb in Sippe nnd Volk. Aber ivenn die
Pflegebedürsiigkeit überivunden ist, so kann der ein-
zelnc sich biologisch anS dem Ziisninmeiihniig seineS Vol-
kes lösen imd ül einem anderen Bolke leden, selbsi imter
Rassefremde». Tie Äliedschaft im Volke ist aljo
keine biolvgische Dauerabhniigigkeit. Ein Volk
ift keine authropvlogische ader rassische (üanz-
heit, auch das deutsche Volk nicht. Unser Vvll ist ein
Ausschnitt aus derGesamtheit dcr weitzeu Nassc. Jnner-
halb dieser Gesamtheit sind nber dvch andere
Teile noch stärker alS inanche Teile des dcut-
schon Bvlkcs gerade von der Rasse gebildet, die
wir ats das dentsche Gepräge gebend ansehen.
Tie Holsteiner imterscheiden jich von den Schivarzwnld-
bcwohnern oicl mehr als von Schweden nnd Blamen.
DaS Biolvgisch-Anthropologische grenzt alsv ein Volk
nicht entscheidend oder noüvendig gegen ein anderes ab.
Bolkeiingend imd gegen andere absetzend ist das gemein-
same Schicksal. Die Geschichte, die Sprache, der Boden,
der das Vvlk trägt, der durch Kargheit oder Gewührmig
zu Äamps und Härle nvtigr vder Weichheit und Wvhl-
leben erlanbt.

4. Krieck verspricht, das „Leben" in seiner vollen
Weite und Tiefe fassen zn wollen. Er meint, dio Vertreter
der exatten Naturwissenschaften würden dagegen Stnrm
laufen. Jch habe .. dicse Sorge zunächft nicht versiäudlich
gefimden. Denn warum sollie eine Erfasstmg uach vvller
Weite imd Tiese die iiaturwissenschastliche Exnttheit aus-
schlietzen?

5. Bei Krieck sehe ich vor lanter Ganzheit die Ganz-
heit sowohl wie die Teile imr in allzn verschwommenem
und insolgedesscn sehr irresührendem Lichte. Und in der
alizu eiiiseitigen imd ausschliestlichen GanzheikSbetrach-
timg erblicke ich die Ursache recht vieler Jrrtümer
und Fehlurteile des Buches.

6. Jch erkenne dsn Primat der Ganzheit
ebensowenig an wie den Primat der Teile;
denn eines geht nicht ohne daS andcre: Ganzheitsbetrach-
tnug nicht ohne Teilcrkcimtnis, Teilerkeimtnis nicht ohne
Ganzheitsbezug. .Krieck aber vernachlässigt die Teilbe-
trachiung zum Schaden auch cincr wirklich umfassendeii
und eindrüigeiiden GesamterkeimtmS, die eben ohne
Teilbetrachümg nnmöglich ist. Es ist ja auch nicht richtig,
datz Einzelmensch und Gesamtmeiischheit gegensätzlich
wären. Wir brauchen den bestgeformten u»d bestgebil-
dcten Einzelmenschen zinn bcsten Dionst an der Gesamt-
heit, und wir brauchen die bestgeführte und bcstgesormte
Gesamtheit, damit darin dcr einzeliic znr besten Ersüllung
seines Wesens nnd znm besten Dienst in ber Gesamtheit
kommt." (Sperrimgen abweichend vom Text)

denten fttr seüie wissenschastliche Forrbildung von Nutzen
sei, sondern auch dazu beitragen dürfte, den Elrundstein
für eine anfgeklärte öffentliche Meinung über Probleme
zn legen, die für eine Eiigergestalt»ng der Beziehimgen
zivischon Deutschland nnd den Vereiiilgten Staaten
sebenswichtig seien.

Set/er//o/it/o

r/sr//sc/rs /?o/o/'/n/»emr7/rr///F

Schon unter de» ersten Ansätzen zn einer Hochschnl-
reformbewegimg, ivie sie ans der nationalsozialistischen
Berpflichtimg zur Leistung erwuchsen, fand sich die For-
derimg dcr Gebührenbefreiimg. Nachdcm nun das bren-
nendste Problem der orgamsatorischen Klärnng im stn-
dentischen Loben seine Erledigung gesunden hat, kann
das soziale Problem des SüidiumS von nenem angegan-
gen werden.

Ein Gedenkanfsatz des LeiterS des Sozialamtes i» dcr
Stildenteiisllhrimg, Or. Franz, der in der „Deutschen
NrbciiSkorrespondenz" veröffentlicht wird, stellt die
augenblicklichen Bemühungen in dieser Frage dar:

„Wenn die Auslese- imd Förderungspolitik der
stlldentischeil Führerorgallisationeii nicht von vvrn-
herein zum Scheitern vcrurteilt werden soll, darf sie
iiicht crst mit der Jmmatrikulation einsetzen, svndern
sie mnst bereits zu einem Zeitpnnkt, zu dcm es noch
möglich ist, alle begabten und fähigen Kräfte aus
Volkskreisen, deren finaiizielle Lage ein Hochschul-
studiunr nicht erniöglicht, den Zugang zur höchsten
Bildungsstelle dor Nation ebnen. Das deutsche Bolk
kämpft mit den letzten Reserven um seine Uiiabhän-
gigkeit. Jn diesem Rüigen, bei dem jeder deutsche
Mann gebraucht wird, ist eine Fehlleiümg von geistig
dringend notwendigen Kräften mit allen Mittcln zu
vermeiden. Eine wissenschaftlich gut fundierte, nach

ist. Als ich vvr einigen Slnuden Heidelberg verliest, va ist
es mir schicksalhaft erschienen, dast gernde dort diese Worte
gesprochen sind."

Die Rede Kriecks, anf die der NeichSerziehimgSnüin-
ster hier anspielt, und die mit einer anderen Rede, die der
Müiister a»s der gleichen Universitätsfeier hiclt, zusam-
meu deu Höhepimlk der Heidelberger Feicr ausmachte,
war »ichtS nnderes als die gedrnngte Wiedcrgabe der
.äriecksche» — Anthrvpologie.

(Villwlin (lla«iieii.

kjllrtnllä-e. ein Srtiüler krields?

ES laisen sich mühclos eino Neihe von Gednnken seil
ftnlteii, die, vblvvhl sie «ls dem ganzen Anfsatz Geprage
gebend angeiehe>, werden müssen, Kriecksche Erteimtnisse
gegen Kricck ausspielen. Ja, num kann uvch einen Schritt
iveiter geyen imd sagen: Was an diesen seltsamen Be-
merkimgeü richtig ist: das steht in der „Bölkisch-politi-
schen Anthrvpologie", die Hartnacke doch in jeder Weise
abschlachtcu will. Wir siiid um Beispiele uichl veclegen:
Zu l. Wo hat Krieck je gesagt, dast der Orgnuismus Vvlk
alleiu die Verivirtlichuug eiuer eiuheitücheu biologischen
Eutelechie isl? Allerdiugs: es gibt eine „Jdce" der Volk-
werdimg, aber die veiäutert Krieck au keiner einzigeu
Stelle im Nntilrwlssenschaftlich-Bioiogischeii, sonderu
stets im Nassisch Geschichtlichcn. Krieck hat immer und
ünincr mieder behanptet, Boll ruhe nuf Rassc »»d Ge<
schichte!

Z» 2. Wemi Krleck vvu Volk als ganzheillichem
Organisimis spricht, so geschieht -as tatjächlich (ivie
schade!) anch vvn ihm aus m einem ganz anderen Siime
als dem einer biologischen Einheitl Ein Einivand sei aber
sosort hinzngefngt: Für nns ist auch der einzelne Mensch
keüieswegs »>ir biologischee das heistt immer-iiatnr-
wissenjchaftlich-biologisch, — siehe den Aufsah vou
Classenl), sondorn auch er ist znm Teil geschichtliches
Wesen.

Zn 3. Dast Geschichle, Sprache, Boden usw. als ge-
meinsaines Schicksal volkseinigend sind, - spät kommt
ihr, dvch ihr koinint l Das steht ja beinnhe auf jeder Seite
vou Kriecks Buch!

Zu 4. Hartnacke trcte dvch deuBetveiS au für seineBe-
ftauptlmg, Krieck betreibe die systemalische Vernachlüsst-
gung der(cxakten)Eiiizelivissenschasten!Er ivird es leidcr
nicht können! Wo immer das Problem Eiuzelivissenschnft
und Gesamtwissenschaft bei Krieck anstaucht wird kouse-
quent betout, das; der Fvrschimgsbereich der Eüizelwisseu-
schast ü> kciner Weise ciugeengt werden soll. Heitzt das
aber »icht wiedernm das gleiche, was Hartnacke ftier als
Maugel des Krieckscheu Bnches mit grotzartigem Pathos
behauptet: Tas; er es nicht mit einer Einzelwissenschaft,
sondern init einer WissenschastSlehre zn tun hat l Datz in
deren Mittelpimkt die Erkenntnis steht: keine Einzel-
ivissenschaft ist von sich a»s in der Lage, ein Weltbilv zu
gestalten: sie kann daran stcts imr beteiligt sein. Krieck
sagt ansdrllcklich: datz einmal die Beziehung znm zen-
tralen Bereich der iiationalsozialistischen Weltaiischauung,
dann aber der sachwisseiischaftliche Bereich (als ständige
Leistung) die zwei Seiten einer jeden Eüizclwissenschast
sein müssen. Und schliestlich: Wie recht hat boch Krieck ge-
habt, als er seine Sorge um die Eiiizelwissenschasten zum
Ausdrnck brachte: hluonsquv tanckem?

Z» 5. Diese so siegesbewustt vorgetragenen Sätze
zeige» die Argninentation Hnrtnackes kurz vvr der Er-
schöpsnng: ob sich am Ende nicht doch noch mshr ans
KrieckS Buch gegen Kricck hätt« verwenden lassen müssen?

Zu 6. Gcnciii das gleiche meint Krieck — es isi also
noch einmal etwas gefnnden: täanzheit als solche - ab-
svlnt — tväre ein heller Unsiim, der eher einem andern
als Krieck zuzutrauen ist. Warnm hat Hartnacke nicht ben
Mut zn sagen, das; er die gleichen Gedanken üi den Ab-
schnitten „Das Prvblem der Gaiizhcü" - „Das Prinzip
der Ganzheit" — „Der Eüizelmeiisch als Ganzheit und
als Glied" bereits vorgefimden hat — denn er must dvch
daS Bnch gelesen haben, so nünmt man weingsteiis an c
Bitter wäre es jedeufalls, iveim ihm seine „guten Körilcr"
von imgesähr zugekonmien sind! Wir sind jedoch bis auf
Iveiteres überzeugt - soweit sie gut süid. stammeii sie
von Krieck selbst!

lLllS ist fäischun«?

Wir verzichlen anf eine Defiuition und oerlveisen auf
den Anssatz selbst. Wer wird verfälscht? Wir geben eine
einbentige Antwort: nicht imr Krieck, sondern seine imd
imsere Weltanschauimg!

den Bedürfnissen der Nation ansgerichtete Beruss-
beratnng imd Bernfsleiikuiig ist daher die unauf-
schiebbare Forderimg. Noch heute ist es einfach eine
Tatsache, datz der jimge Abiturient nach zehn- bis
zwölfjähriger Schulbildung meist völlig ahimngslos
und ohne bestünintes Berufsziel ins Lebcn tritt. Eine
Berufsberatung nnd Borufslenkimg, dio anf die per-
süiiliche Begabimg ebenso wie aus die sür die Nation
lebciiswichtigcn Notwendigkeiten eingeht, inutz ihm
noch Ivährcnd der Schntzeit das Wnnschbild seincs
spnteren Berufs vcrschaffen imd ihn iimerlich auf sein
Berufsziel vorbereiten."

Dazu erneuert Vr. Franz eine Fordermig, die in den
letzten Monaten ans ihre wirtschnftllcheil unb verwal-
tungsmttstigen Möglichkeiten immer Ivicder geprüft wor-
den ist:

„Um lvirküch allen anfbanwilligeii n»d -fähigen
Krnsten die Mögüchkeit zn geben, auch ohne ein be-
sonderes Sftstem zum Studinm z» gelangen, tritt die
Neichsstndciitenführiuig griuidsntzlich für das gebüh-
renfreie Studium cin. Die Aieichssüidciltenführuilg
ist sich darüber im klaren, dast diese Forderimg eine
radikale Umstellimg des gesamten Hochschulsftstems
mit sich dringt, sieht aber anders keiac Möglichkeit,
das Hochschiilstiidium ans dem Primat der vttter-
lichen Finaiizkraft herallszunehmeri."

Solche Ansprüche, die übrigens vom NS.-Lehrer-
bimd und der Hitlor-Jugend auch in der Frage dcs Schnl-
gelds immer lebhafter gestcllt werden, sind natürlich nicht
durch blvtze Willeiisentscheidimgen aus der Welt zu schaf-
fen. Was sie von denen imterscheidet, die schon vor
Zahrcn in Deutschlaiid erhoben worden sind, ist das Echo,
das sie heute füide» künnen. Gebührensteies Studium
— das ist freilich ein schüues Zicl, das schon ehrliche Bo-
miihimg und viele llbcrlegiingen und Prüfimaen ver-
dient; Prüfungen nicht nur finanzieller nnd wirtschaft-
lichcr, sondern auch pädagogischer Art.

Gehen wir die einzelueii Slellen einzweitesMal vurch i
Zu l. Der Satz, ivvnach Bolk — als Sammelorga-
nismiis, was ims als Begrisf die siimlvse Vereiiügnng
zweier wesenssremder Elemente bedentet: ein Organis-
inus ist keine Saiumlnng, keinc Snmme, sondern ein
einheitüche» Ganzes - die mehr oder lveniger geordnete
Zilsammensngimg ttnsterlich gleichgerichieter, sonst
im Ivesentlicheii aber verschiedener Menschen ist, schtägt
allcr geschichtlichen Wahrheit ius Gesicht: (Klaubt denn
Hartuacke selbst, das; die L Milüoncn qnaütätsiilttstig ver-
schiedener Mensche», die Deiitschland 4 Jahre la»g ver-
teidigl haben nnd sür diesen Salimielorganisiims „Dent-
sches Vvlk" ihr Leben opferle», mir dnrch Beschl imd
irgendivelche andere Äusterüchteiteii zusammeugehalten
wordeu süid zu einer Eiuheit!? Weim ja, daim tut er
ims leid. Oder will cr mit diesem Satz sagcn, datz die
Mannschask, die sür Advlf Hitler üi den Tvd ging, ledig-
lich dem Zufall nnheim gefallen ist?

Zweifellos betrcichlet Krieck das Bolk als Organismus
Die von Hartnacke behauptete Gleichsetzung zwischeu Eüi
zelmeiisch imd Volk ist nicht vorhanden! DaS heistt nicftt,
dnst nicht viele täemeiusnmteite» zwischen beideu be
slehen töniien.

Wohl daS Äusterste inuner nvch zn !. - stellt die
Beyauptimg dar: Die Znsammeiifügimq zvieler verschie-
dener Einzetweseii) cntspringt nicht eincm biologischen
Ztvang. sonder» sie ist eine politische Zweckmästigkeit!
Zivingeiw ist für Hartuacke also »ur seiue Fachbiologie -
die turmh.'ch darübersteheude tftesamtweltaiischammg
bedeutet i» diescm Znsammeuhnng nichts. Dast ans der
biologischen Natnr der Menschen nicht die Volktverdung
entipringt, das hnt Krieck vvr Hartnacke gesagt! Wenn
aber Krieck „bivlvgischen Zwang" meint, sv versteht er
darnnter steks unü siändig (hat Hartnacke das Buch -
l. Kapitel wirklich geleseu?) sowohl die rajsisch iiatnr-
lichen als cmch die geschichtlichen Kräflc, die zusammen
die Jdee der Voikiverdimg trngen. Krieck sagt iin», eine
völkisch-polüische Gesamtcrziehmig habe auznstrebeii, das;
die sachbiokogischen Eutwicklimgsgesetze mit dcu im
Krieckschen Siime - anthropologischen, d. h. rassisch
geschichiüchcii znsaiiiinensallen. Dns ist eiiideutig und
klar gesagt nnd aus die Ärt Hnrtnackes ine zu ividerlegen.

Vvllwerdnng eiue poütische Ztveckmastigkeit (der
Znsatzi oder auch 'Nvtwendigkeit sei bereitwillig mitzitierr

— es macht Herrn Hartmicke nichts aus, seinen Lesern aus
dem Vollen zn spenden) — das ist ein Haiiptantiegen deS
ganzen Aussatzes mid wir wollen es mis g»t merken. Wir
sind dabei a»f den Eüiwand: die Auseinandersetzimg
lverde vou ims unsachlich geführt, gefastt: Macht iiichts.
Hartnacke mag ims beweisen, dast nstr ihn mißverstandeil
habeii, ob wir es ihm glaubeil, ist eine audere Sache.

Z» 2. Ijehe obe».

Zu 3. Dieser Abschnirt ist cin iveiterorHöhepmikt:
Schiveden mid Vtameii süid - - von der rassebiologischen
Warte Hartnackes ans — nnter Uinstäilden besser zu
Deutschen zu gebrnucheii als die aiiders ausseheiideii
Schwarzlvaldbewohner. Mit ionvrer Sümme wird nach
diescr Meisterleistung vertündet: Volkscüiigend ist das
gemeiiisamc Schicksal. Siehe anch Zu 3 oben.

Krieck zeigt ja gerade. was gemeinsames Schicksal
ist: das ErgcbuiS rassischer mid geschichtlicher Wirksam-
kciteil. Fm Ablanf der Geschichte stellt Nasselum die eiue
Komponeute - politisches Handelu die andere dar - -
beide zusammeu ergeben das Schicksal eines Volkes. Und
so folgern wir: Weim boispielsweise die Schweden nnd
die Vlamcn nicht zu imserem Bolke gehören, wohl aber
die Schwarzwaldbauern, so gehören Lie lctztercn wah,-
haftig mit mehr Recht zu dcnDeutschen als jene: weil sie -
ivie Herr Hartnacke ja, sich selbst widersprechend sagt,
gemeinsames Schicksal haben: das heitzt abcr, gemein-
same Geschichte, Sprache usiv. und — trotz Hnrtnacke —
gemeüisame rassische Züge besitzen, vhne welche Gemein-
samkeit eine Volkwerdmig gar nicht dauern kaim!

Es handelt sich also, weim man von Anthropologic
als cüicr Lehre vom völkisch gebmidenen Menschen
spricht, tatsächlich nm die Ersassmig der Wirklichkeit
(tvahrscheüilich Ivird die nnexakte mib imbiologische Ge-
schichte der Verdamnnmg aulieinifalleu) imd nicht um
eine geheünnisvolle Ubertragimg aus dem Gleichnishaf-
ten ins Wirkliche.

AufPunkt 1 müssen ivir hier noch einmalzurilckkommei!

Aus dem Jahre t!>80 liogt eüi Buch Hartnackes vor:
„Naturgrenzen geistiger Bildmig". Dieses Buch eignet
sich vorzüglich für einen Vcrgleich mit Krieck, deim es
zcigt uns dentlich, was Hartnacke imtcr Leben in seiner
vollen Wcite nnd Ticfe wahrschcüilich verstanden haben
will: Statistil! Jn diesem Buch ist Hartnacke ganz
Statist - ^ ein Blick daranf lohnt sich. Es heistt dort(S. 9):
„Die gcistigen und nngeistigen Züge sind im ganzen un-
verwiichbar. Was srüh geistig bestümnter Art ist, bleibt's
dnrchweg, mid was zn geistiger Arbeit unfähig ist, kaim
durch keine Macht der Wclt fähig gemacht werden, mit
von der Natur geistig Gerichteten gleichen Schritt zu
halten." Hier wird — und das gilt sür das ganze Buch -
derGe > stabgehandelt, das heitzt aber bie intellektuelle
Veranlagnng. Wir stellen mir fest, datz wir heute nicht
mehr diesen Geist, sondern den Charakter erziehen
wollen. Nun kommt aber das andere an diesem Buch: es
tvill ans Grnnd der beigegebcnen Statistiken beweisen,
daß die Bernfsverteilimg 1. der geistigen Bcgabung so
entspricht, datz die Mcnschen immer dümmer werden,
je ärmer sie süid, L. dast dieser Geistesumfaiig — also
auch die Berufe — rasscmätzig verankert sind. Wir be-
zweifeln die Gültigkeit einer solchen Rasseauffassung
hentzntagc, wir glauben nicht an die durchschnitjliche
Entsprechnng von sozialer Lage imd Schnlerfolg und

— fügen tvir ans dem Jnhalt des Bnches ergänzend hinzu

— der rassischen Schichtung. Worauf es uns ankommt,
ist dies: hicr könncn wir den verschiedeiien Standort
zweier Mämier erfassen, von denen der eine im engen
Bereich der statistischen Wissenschaften sich mit einemBerg
von Jrrtümern imd Vvrurteilen nmgibt, vvn dort ans
jeden aiidersgearteten Versuch zn hemmen versncht -
mid von dciien der andere auf der Grundlage der nativ-
nalsozialistischen Weltaiischammg iiationalsvzialistische
Wissenschaftsleistungen erbracht hat. Dieser hat begrisfen
Ivvrauf es aiikvinmt, jener klammert sich au veraltete
Begrisfc. von deren Deutimg alles abhängeii soll.

Z» k. und 6. „Jch erkeiiue den Primat der
Gauzheit ebensowonig an" . . das heitzt, Herr
Hartnacke fürchtet die Entscheidung. Das ist allemal
schwer. Wieder auf die Gefahr der vorgeworfenen Un
sachlichkeit hin — die wir trotzdem nicht nilerkeniien
iverden: fragen Ivir noch einmali Heitzt es imn: Gemein-
niitz geht vor Eigeimutz? vder Eigemmtz vvr Gemeüinutz?
oder beides? Wir erkennen den Primat der Ganzheit
Volk an! Das bedeutet nicht Veriiachlässiguiig der Teile,
abcr Elnordnuilg, Unterordnuiig. Wir siud erneut der
Uberzengungi Weim Hartnacke vor lauter Ganzheit
iiichts sieht, so ist das seine eigene Schnld. Wtr sehen die
Ganzheit Bolk und sind bereit für sio einzutreten!

Es bleibt dabei: die „Bemerkimgen" sind durchschaut l
Hätte Herr Hartnacke das Buch doch blotz ein wenig auf-
nisrksamer gelesen, hätte er doch blotz den L. Band auch
hinzugezogen. Jetzt wird der 8. erscheinen. Wir sind ge-
spaimt auf die nächsten Bemerkuiigen Hartnackes!

V. Kuur.

Vas deuWe Volk —

eme Zmeümußiglkeitr
 
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