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trunk halten und Sommer um 9 Uhr, Winters um 8 Uhr schlafen
Sehen. In der Viertelstunde nach dem Nachtessen sollte Latein gelernt
werden, „wie in den Schulen". Dabei war bestimmt, daß alle Teil-
nehmer, also der Prinz und seine jungen adeligen Begleiter, nur
lateinisch reden, kein Deutsch, da das Latein damals die Um-
gangssprache war. Der Kurfürst, fein Oheim, überwachte sogar die
Bücher, die der Prinz in die Hände bekam; denn es heißt in dieser
„Ordnung, so dem jungen Hertzogen von Pommern gegeben ist", zum
24sten: „Wan ye zu Zeiten ein Puchlin us ist, soll der Zuchtmainster
das mym gn. Herren oder dem Cantzler anzaigen, ein anderes zu
nehmen nach seiner Kurf. Gnaden Gefallen." Zum 25sten war auch der
Fall vorgesehen, daß der junge Prinz ungehorsam sein könnte.' Dann
sollten Drohworte, wie sie edeln Jungen ziemen, nicht gespart werden,
und wenn dies nicht helfen sollte, „meinem gn. Herren oder dem
Cantzler anzuzeigen, darauf weiter Straf zu befehlen."
Als hygienische Maßregeln waren vorgefchrieben, es
sollen die Suppen, Untertrunk und Schlaftrunk, „dieweil zu dem Stu-
dium übermäßig Essen und Trinken nit nutz und schädlich, nach meines
gnädigsten Herren Gutbedunken, Gemüt und Mahnung angestellt und
gehalten werden". Auch wird dem Hofmeister streng anbefohlen, sich
alles Zutrinkens bei jeder Gelegenheit gänzlich zu enthalten. Außer-
dem war geboten, „einmal oder zweimal in der Woche (? wohl im
Jahre!) „zwagerch (schröpfen) zu lassen und jederzeit nach Gelegenheit
zu baden". Der junge Herr muß eine gute Gesundheit gehabt haben,
denn aus dem Einnahme- und Ausgabe-Buch ersehen wir, daß er im
Zeitraum eines Jahres oder von Jahren nur einmal Geld jur
ein Arzneimittel ausgegeben hat, nmälich 2 Gulden „für ein Präser-
vativum für einen bösen Luft zu gebrauchen; hat des Kurfürsten Me-
dikus machen lassen".
Dieses Einnahme- und Ausgabe-Buch nun gibt uns
in das Leben und Treiben des Prinzen einen klaren Einblick; es gibt
uns aber auch einen interessanten Aufschluß über Sitten und Gebräuche
jener Zeit und insonderheit über die Preise verschiedener Gegen-
stände im damaligen Heidelberg. Es sei deshalb einiges daraus mit-
geteilt. Dieses Register führte nach dem Tode des Moritz v. Putbus
des Prinzen Hofmeister Otto von Wedel. Ein. Stück dieses Re-
gisters hat sich im Kgl. Staatsarchiv zu Stettin erhalten unter dem
Titel: „Otto v. Wedels Register der Annahmen und Ausgaben für
meinen jungen Herrn Herzog Philipps". Hier sollen nun einige Ein-
träge folgen, wie sie hintereinander verzeichnet stehen: 1 Goldguldcn
hab ich zu Schwetzingen für^ meinen gnädigen Herrn und Seiner
Gnaden Gesinde gegeben, da S. Gnaden mit Herzog Wolfgang da zu
Mittag gegessen hat. (Wolfgang war sein Oheim, der in Witten-
berg studiert und bei Luthers Anwesenheit in Heidelberg s1518j diesem
u. a. die Sehenswürdigkeiten des L-chlosses gezeigt hatte.) I Gold,
gülden m. gn. H. zu verspielen mit S. gn. Vettern und anderen Grafen
und Herren; 9 Batzen hat m. gn. H. geschenkt einem Bauern, der ihm
einen jungen Wind(hund) gezogen hat. Zu Opfergeld hab ich zu H.
ausgeben wie folgt: 2 fl. an Münz in die Kellerei, 15 Batzen für 1
Gulden gerechnet; 2 fl. in die Küchen, 2 fl. in die Silberkammer, 2 fl.
ins Backhaus; 2 fl. den Futtermeistern, 1 fl. den Wäscherinnen im
Schloß zu H., kl-fl. dem Hausknecht in des Pfalzgrafen Stall, der Heu
und Stroh ausgibt; 1 fl. dem Hans Schneider im Schloß, der Bett
und Leinlaken ausgibt. 1 fl. dem Capellan Ehrn Peter zu Opfergeld;
3 Batzen dem Knecht im Stall; 4 Albus 2 Buben im Stall; 2 Albus
dem Stubenheizer; 3 fl. den Trompetern zum Opfergeld; 20 Albus für
ein Buch; 1 fl. Opfergeld in den Weihnachten und 4 fl. an des Kur-
fürsten Buben, die von m. gn. das Opfergeld geholt haben. (Das sind
die armen Schüler der Neckar schule, die Sonn, und Feiertags
Almosen einsammelten.) 4 fl. des Kurfürsten Stallmeister geschenkt zu
einem Fenster, m. gn. Herrn Wappen darin, dem auch alle Pfalzgrafen
und Bayr. Fürsten soviel geschenkt haben; 6 Batzen zu verspielen ge-
geben; 4 Batzen hat m. gn. H. dem Katzenwedel geschenkt, der S. Gn.
das Neu-Jahr geschenkt hat (das muß eine damals bekannte lustige
Person gewesen sein, die Glück zum neuen Jahr wünschte); 1 Batzen
für eine Sehne auf die Armbrust; 5 Batzen einem Fuhrmann, der
Hasengarn geführt hat, da S Gn. gegen Sr Gn. Bankett Hasen ge-
fangen hat (Hasen fing man also mit Garnen oder Netzen); 30 fl.
hat gekostet ein Bankett, hat meine Gnaden gehalten Samstags nach
3 König; hat S. Gn. geladen den Kurfürsten und andere S. Gn. Her-
ren und Vettern, auch Grafen, Herren und Edelleute des Kurfürst!.
Hofes; „ist anfänglich vom Kurfürsten angefaugen und nachfolgends
an m. gn. H. gereichet"; ein Batzen dem Manlknecht, der m. gn. H.
Wildbrctt in die Stadt geführt hat; 2 fl. an Gold hat m. gn. H.
meines gn. H. Wolfgangs Scherer geschenkt, der den Kurf, und m. gn.
Herrn uf sein Hochzeit geladen; 3 Albus für einen Haken an m. gn.
Herrn Schwert; 1 fl. verspielt in der Fastnacht, da S. Gn. mit
m. gn. H. Kurfürsten um einen Gaul gespielt hat; dem Magister 7kt!
fl. auf seinen Jahressold, das Halbjahr; (wie sein Magister hieß, ist
leider nicht gesagt); 3 Albus für einen Kamm; 12 Pfennig für eine
Maß Wein; 3 Batzen dem Bader, der m. gn. H. im Schloß die Bad-
stube gewärmt hat; 4 Silbergroschen Opfer am Karfreitag u. a. m. —
Aus diesen einzelnen Ausgaben und Angaben läßt sich mit einiger
Phantasie ein lebendiges „Bild des Lebens und Treibens gestalten,
welches der jugendliche Fürst neben der Einhaltung seines Stunden-
plans am Hofe geführt hat, wie er mit seinen jungen Edelleuten nicht
nur studierte, sondern sich auch mit ihnen „verlustierte". Als seine
Genossen werden erwähnt Glieder der pommerschen Grafengeschlechter
von Äeuchingen und von Castell, sowie die Edeln v. Küssow, Be-
low, Ramel, Wedel u. a.
Was hat nun sein beinahe Sjähriges Studium in Heidelberg für
einen Erfolg gehabt? Valentin von Eickstet berichtet in seiner Bio-
graphie Philipps I. von dieser Zeit nur: „In seiner Jugend lebte er
beim Pfalzgraf Ludwig, von dem er wie ein Sohn gehalten und ehrbar
und freimütig erzogen wurde- auch hat er sich Studien angeeignet, wie
sie eines Fürsten würdig sind." Und Kantzow sagt in seiner hoch-
deutschen Chronik nicht mehr, als daß er „daselbst bei 5 Jahren war
und sehr fürstlich und Wohl erzogen wurde." Das ist sicher, daß er,
erst 16 Jahre alt, zur Regierung gelangt, da sein Vater in der Nacht
vom 9. zum 10. Mai 1531 plötzlich starb, namentlich in kirchlichen
Dingen mit einer gewissen Vorsicht und Mäßigung regierte.
„Auch blieb er seinem Oheim in treuer Dankbarkeit ergeben und holte
sich wiederholt in schwierigen Fragen seinen Rat ein" — rühmt sein
Geschichtsschreiber von ihm. Die Freundschaft zwischen Pommern
und Pfalz blieb erhalten, bis später zwischen dem lutherischen Pom-
mern und der reformierten Pfalz die Entfremdung eintrat.
Drei Begebenheiten seines Heidelberger Lebens mögen
noch erwähnt werden. Als Philipps Vater im Jahre 1528 auf dem
Reichstag in Regensburg verweilte, schrieb er seinem Sohne nach Hei-
delberg folgenden Brief:
„Jürg von Gots Gnaden zu Stettin, Pommern, der Cassuben und
Wenden Hertzog, Fürst zu Rügen und Graf zu Gutzkow. Väterliche
Liebe und alles Gute zuvor, hochgeborener Fürst, freundlicher lieber
Sohn!
Wir haben Dein Schreiben des Datum Mittwochs nach Jnvo-
kavit (4. März) zu Heydelberg alhie zu Regensburg entfangen und
Inhaltes vernommen und sein Deiner Gesundheit erfreuet, schicken Dyr
auch zu Deiner Notdurf und sonderlich zu einer Ketten 200 Gulden
an gutem Golde bey dem wohlgeborenen und edeln Herrn Valentin
Schenken; die magest Du Dir machen lassen. Und begehren gnädig-
lichen, daß Du Dich Deinem Erbieten nach aller Tugend! und gutcr
Syth vleißigst und unserm Herrn und Schwager, dem Churfürsten,
Horsam leistest und zu Gefallen lebest, auch Dich der hochteutschen
Sprach übest und dieselb wohl lernest. Daran thust Du nebenst Deinem
selbst Besten unfern väterlichen Willen. Und wir willens (sind), in
allen Gunsten gegen Dir zu gedenken. Datum Regenspurgk Mitwoches
nach Quasimodo geniti, rV etc. XXVIII (-^ 1528, 22. April)."
Während Prinz Philipp in Heidelberg verweilte, schloß sein
Vater nach fünfjährigem Witwerstand eine zweite Ehe mit Mar-
garetha, der Tochter des Kurfürsten Joachim I. von
Brandenburg am 23. Januar 1530, bei welcher Festlichkeit also
der Sohn nicht anwesend sein konnte. Erst Ende Juni fand sie, wie
es scheint, Zeit, an ihren Stiefsohn den ersten Brief zu schreiben, und
dieser Brief einer Stiefmutter an ihren Sohn ist so
charakteristisch, daß wir uns nicht enthalten können, ihn mitzuteilen.
Er lautet folgendermaßen:
„Was wir aus mütterlicher Verwandtnis Ehre, Liebs und Guts
vermögen zuvor!
Hochgeborner Fürst, allerliebster Sohn! Wann es Euer Liebden
in aller Wohlfahrt glückseliglich zustund, wär Lns zu erfahren ein
sonder herzlich Freud, und mir wollen Euer Liebden nicht bergen, daß
wir auch nach Gottes Willen noch in Gesundheit sind, der uns durch
fein göttlich Gnad also lange wolle behalten!
Furier, allerliebster Sohn, haben wir groß Begier, uns gegen
Euer Liebden womit dermaßen zu erzeigen, daß E. L unser mütter-
liche Zuneigung spüren inechte; so hat es sich doch so recht noch nicht
zutragen wollen, daß wir unserm Begier haben genugthun mögen.
Nichtsdestoweniger (das uns itzt di« Eil gegeben), schicken wir E. L.
hierbcy ein H.em b d, so gut als es yst, mit freundlicher Bitt, E. L.
wolle es uns zu Gefallen zu gutem Willen annehmen und umb unsert-
willen freuntlich gebrauchen. Wan uns besser Gelegenheit gestattet,
wollen wir E- L mit eynem bessern gern bedengken Dan das wolle
sich E. L. zu uns gänzlich vorsehen, daß wir E. L. mit aller mütter-
licher und freuntlicher Willfahrung in Allweg geneigt und herzlich zu-
gethan sein.
Befehlen E. L. hiermit dem Allmächtigen, der E. L. in ewig Zeit
geruchen möge! Datum Stettin, Sonntags nach Johannis Baptista
a. etc. XXX (^ 1530, den 26. Juni). Von Gottes Gnaden Mar-
garetha geborene Markgräfin von Brandenburg, Herzogin zu Stettin,
Pommern etc. Fürstin zu Rügen."
So lautet der Brief einer Stiefmutter wörtlich, wie er im Ori-
ginal im Kgl. Staatsarchiv zu Stettin noch erhalten ist — nach Wehr-
manns (Stettin) Mitteilungen im „Neuen Archiv", Bd. 8. Die Schrei-
berin war die jüngste Tochter der leidgeprüften und bewährten Be-
kennerin Elisabeth von Dänemark, Kurfürstin von Brandenburg. Nach
dem Tode Herzog Georgs vermählte sie sich mit dem Prinzen Johann
von Anhalt.
Und nun noch ein Ereignis aus dem Leben des Heidelberger-
Studenten Prinzen Philipp:
Als nach dem berühmten Reichstag von Augsburg im Jahre
1530 der Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand auf ihrem
Wege nach Aachen, wo Ferdinand gekrönt werden sollte, nach Hei-
delberg kamen, bot ihnen der Kurfürst alle möglichen Ergötzlichkeiten,
darunter auch eine große Jagd, wahrscheinlich im Schwetzinger
Forst; denn schon damals war Schwetzingen ein Ausflugsort für die
Pfälzer Fürsten. An dieser Jagd durfte auch Philipp teilnehmen, der
damals 15 Jahre alt war. Hier erlebte er ein Abenteuer mit einem
wilden Schwein. Dies Wildschwein lief zuerst den König Ferdinand,
dann den Pfalzgrafen an, konnte aber von ihnen nicht erlegt werden.
Da rannte Philipp hinzu und fing das Schwein mit dem Schwerte vom
Pferde aus ab, wozu gewiß Gewandtheit, Kraft und Mut gehörte, so
daß der König und der Pfalzgraf mit Verwunderung zusahen; auch
der Kaffer kam dazu und „des alle groie Lust Hedden" — schreibt der
Chronist und fügt hinzu: „man sagt, id hedde de Churfürst Pfalzgraf
Ludvig nicht vele Gelds darum genahmcn".
trunk halten und Sommer um 9 Uhr, Winters um 8 Uhr schlafen
Sehen. In der Viertelstunde nach dem Nachtessen sollte Latein gelernt
werden, „wie in den Schulen". Dabei war bestimmt, daß alle Teil-
nehmer, also der Prinz und seine jungen adeligen Begleiter, nur
lateinisch reden, kein Deutsch, da das Latein damals die Um-
gangssprache war. Der Kurfürst, fein Oheim, überwachte sogar die
Bücher, die der Prinz in die Hände bekam; denn es heißt in dieser
„Ordnung, so dem jungen Hertzogen von Pommern gegeben ist", zum
24sten: „Wan ye zu Zeiten ein Puchlin us ist, soll der Zuchtmainster
das mym gn. Herren oder dem Cantzler anzaigen, ein anderes zu
nehmen nach seiner Kurf. Gnaden Gefallen." Zum 25sten war auch der
Fall vorgesehen, daß der junge Prinz ungehorsam sein könnte.' Dann
sollten Drohworte, wie sie edeln Jungen ziemen, nicht gespart werden,
und wenn dies nicht helfen sollte, „meinem gn. Herren oder dem
Cantzler anzuzeigen, darauf weiter Straf zu befehlen."
Als hygienische Maßregeln waren vorgefchrieben, es
sollen die Suppen, Untertrunk und Schlaftrunk, „dieweil zu dem Stu-
dium übermäßig Essen und Trinken nit nutz und schädlich, nach meines
gnädigsten Herren Gutbedunken, Gemüt und Mahnung angestellt und
gehalten werden". Auch wird dem Hofmeister streng anbefohlen, sich
alles Zutrinkens bei jeder Gelegenheit gänzlich zu enthalten. Außer-
dem war geboten, „einmal oder zweimal in der Woche (? wohl im
Jahre!) „zwagerch (schröpfen) zu lassen und jederzeit nach Gelegenheit
zu baden". Der junge Herr muß eine gute Gesundheit gehabt haben,
denn aus dem Einnahme- und Ausgabe-Buch ersehen wir, daß er im
Zeitraum eines Jahres oder von Jahren nur einmal Geld jur
ein Arzneimittel ausgegeben hat, nmälich 2 Gulden „für ein Präser-
vativum für einen bösen Luft zu gebrauchen; hat des Kurfürsten Me-
dikus machen lassen".
Dieses Einnahme- und Ausgabe-Buch nun gibt uns
in das Leben und Treiben des Prinzen einen klaren Einblick; es gibt
uns aber auch einen interessanten Aufschluß über Sitten und Gebräuche
jener Zeit und insonderheit über die Preise verschiedener Gegen-
stände im damaligen Heidelberg. Es sei deshalb einiges daraus mit-
geteilt. Dieses Register führte nach dem Tode des Moritz v. Putbus
des Prinzen Hofmeister Otto von Wedel. Ein. Stück dieses Re-
gisters hat sich im Kgl. Staatsarchiv zu Stettin erhalten unter dem
Titel: „Otto v. Wedels Register der Annahmen und Ausgaben für
meinen jungen Herrn Herzog Philipps". Hier sollen nun einige Ein-
träge folgen, wie sie hintereinander verzeichnet stehen: 1 Goldguldcn
hab ich zu Schwetzingen für^ meinen gnädigen Herrn und Seiner
Gnaden Gesinde gegeben, da S. Gnaden mit Herzog Wolfgang da zu
Mittag gegessen hat. (Wolfgang war sein Oheim, der in Witten-
berg studiert und bei Luthers Anwesenheit in Heidelberg s1518j diesem
u. a. die Sehenswürdigkeiten des L-chlosses gezeigt hatte.) I Gold,
gülden m. gn. H. zu verspielen mit S. gn. Vettern und anderen Grafen
und Herren; 9 Batzen hat m. gn. H. geschenkt einem Bauern, der ihm
einen jungen Wind(hund) gezogen hat. Zu Opfergeld hab ich zu H.
ausgeben wie folgt: 2 fl. an Münz in die Kellerei, 15 Batzen für 1
Gulden gerechnet; 2 fl. in die Küchen, 2 fl. in die Silberkammer, 2 fl.
ins Backhaus; 2 fl. den Futtermeistern, 1 fl. den Wäscherinnen im
Schloß zu H., kl-fl. dem Hausknecht in des Pfalzgrafen Stall, der Heu
und Stroh ausgibt; 1 fl. dem Hans Schneider im Schloß, der Bett
und Leinlaken ausgibt. 1 fl. dem Capellan Ehrn Peter zu Opfergeld;
3 Batzen dem Knecht im Stall; 4 Albus 2 Buben im Stall; 2 Albus
dem Stubenheizer; 3 fl. den Trompetern zum Opfergeld; 20 Albus für
ein Buch; 1 fl. Opfergeld in den Weihnachten und 4 fl. an des Kur-
fürsten Buben, die von m. gn. das Opfergeld geholt haben. (Das sind
die armen Schüler der Neckar schule, die Sonn, und Feiertags
Almosen einsammelten.) 4 fl. des Kurfürsten Stallmeister geschenkt zu
einem Fenster, m. gn. Herrn Wappen darin, dem auch alle Pfalzgrafen
und Bayr. Fürsten soviel geschenkt haben; 6 Batzen zu verspielen ge-
geben; 4 Batzen hat m. gn. H. dem Katzenwedel geschenkt, der S. Gn.
das Neu-Jahr geschenkt hat (das muß eine damals bekannte lustige
Person gewesen sein, die Glück zum neuen Jahr wünschte); 1 Batzen
für eine Sehne auf die Armbrust; 5 Batzen einem Fuhrmann, der
Hasengarn geführt hat, da S Gn. gegen Sr Gn. Bankett Hasen ge-
fangen hat (Hasen fing man also mit Garnen oder Netzen); 30 fl.
hat gekostet ein Bankett, hat meine Gnaden gehalten Samstags nach
3 König; hat S. Gn. geladen den Kurfürsten und andere S. Gn. Her-
ren und Vettern, auch Grafen, Herren und Edelleute des Kurfürst!.
Hofes; „ist anfänglich vom Kurfürsten angefaugen und nachfolgends
an m. gn. H. gereichet"; ein Batzen dem Manlknecht, der m. gn. H.
Wildbrctt in die Stadt geführt hat; 2 fl. an Gold hat m. gn. H.
meines gn. H. Wolfgangs Scherer geschenkt, der den Kurf, und m. gn.
Herrn uf sein Hochzeit geladen; 3 Albus für einen Haken an m. gn.
Herrn Schwert; 1 fl. verspielt in der Fastnacht, da S. Gn. mit
m. gn. H. Kurfürsten um einen Gaul gespielt hat; dem Magister 7kt!
fl. auf seinen Jahressold, das Halbjahr; (wie sein Magister hieß, ist
leider nicht gesagt); 3 Albus für einen Kamm; 12 Pfennig für eine
Maß Wein; 3 Batzen dem Bader, der m. gn. H. im Schloß die Bad-
stube gewärmt hat; 4 Silbergroschen Opfer am Karfreitag u. a. m. —
Aus diesen einzelnen Ausgaben und Angaben läßt sich mit einiger
Phantasie ein lebendiges „Bild des Lebens und Treibens gestalten,
welches der jugendliche Fürst neben der Einhaltung seines Stunden-
plans am Hofe geführt hat, wie er mit seinen jungen Edelleuten nicht
nur studierte, sondern sich auch mit ihnen „verlustierte". Als seine
Genossen werden erwähnt Glieder der pommerschen Grafengeschlechter
von Äeuchingen und von Castell, sowie die Edeln v. Küssow, Be-
low, Ramel, Wedel u. a.
Was hat nun sein beinahe Sjähriges Studium in Heidelberg für
einen Erfolg gehabt? Valentin von Eickstet berichtet in seiner Bio-
graphie Philipps I. von dieser Zeit nur: „In seiner Jugend lebte er
beim Pfalzgraf Ludwig, von dem er wie ein Sohn gehalten und ehrbar
und freimütig erzogen wurde- auch hat er sich Studien angeeignet, wie
sie eines Fürsten würdig sind." Und Kantzow sagt in seiner hoch-
deutschen Chronik nicht mehr, als daß er „daselbst bei 5 Jahren war
und sehr fürstlich und Wohl erzogen wurde." Das ist sicher, daß er,
erst 16 Jahre alt, zur Regierung gelangt, da sein Vater in der Nacht
vom 9. zum 10. Mai 1531 plötzlich starb, namentlich in kirchlichen
Dingen mit einer gewissen Vorsicht und Mäßigung regierte.
„Auch blieb er seinem Oheim in treuer Dankbarkeit ergeben und holte
sich wiederholt in schwierigen Fragen seinen Rat ein" — rühmt sein
Geschichtsschreiber von ihm. Die Freundschaft zwischen Pommern
und Pfalz blieb erhalten, bis später zwischen dem lutherischen Pom-
mern und der reformierten Pfalz die Entfremdung eintrat.
Drei Begebenheiten seines Heidelberger Lebens mögen
noch erwähnt werden. Als Philipps Vater im Jahre 1528 auf dem
Reichstag in Regensburg verweilte, schrieb er seinem Sohne nach Hei-
delberg folgenden Brief:
„Jürg von Gots Gnaden zu Stettin, Pommern, der Cassuben und
Wenden Hertzog, Fürst zu Rügen und Graf zu Gutzkow. Väterliche
Liebe und alles Gute zuvor, hochgeborener Fürst, freundlicher lieber
Sohn!
Wir haben Dein Schreiben des Datum Mittwochs nach Jnvo-
kavit (4. März) zu Heydelberg alhie zu Regensburg entfangen und
Inhaltes vernommen und sein Deiner Gesundheit erfreuet, schicken Dyr
auch zu Deiner Notdurf und sonderlich zu einer Ketten 200 Gulden
an gutem Golde bey dem wohlgeborenen und edeln Herrn Valentin
Schenken; die magest Du Dir machen lassen. Und begehren gnädig-
lichen, daß Du Dich Deinem Erbieten nach aller Tugend! und gutcr
Syth vleißigst und unserm Herrn und Schwager, dem Churfürsten,
Horsam leistest und zu Gefallen lebest, auch Dich der hochteutschen
Sprach übest und dieselb wohl lernest. Daran thust Du nebenst Deinem
selbst Besten unfern väterlichen Willen. Und wir willens (sind), in
allen Gunsten gegen Dir zu gedenken. Datum Regenspurgk Mitwoches
nach Quasimodo geniti, rV etc. XXVIII (-^ 1528, 22. April)."
Während Prinz Philipp in Heidelberg verweilte, schloß sein
Vater nach fünfjährigem Witwerstand eine zweite Ehe mit Mar-
garetha, der Tochter des Kurfürsten Joachim I. von
Brandenburg am 23. Januar 1530, bei welcher Festlichkeit also
der Sohn nicht anwesend sein konnte. Erst Ende Juni fand sie, wie
es scheint, Zeit, an ihren Stiefsohn den ersten Brief zu schreiben, und
dieser Brief einer Stiefmutter an ihren Sohn ist so
charakteristisch, daß wir uns nicht enthalten können, ihn mitzuteilen.
Er lautet folgendermaßen:
„Was wir aus mütterlicher Verwandtnis Ehre, Liebs und Guts
vermögen zuvor!
Hochgeborner Fürst, allerliebster Sohn! Wann es Euer Liebden
in aller Wohlfahrt glückseliglich zustund, wär Lns zu erfahren ein
sonder herzlich Freud, und mir wollen Euer Liebden nicht bergen, daß
wir auch nach Gottes Willen noch in Gesundheit sind, der uns durch
fein göttlich Gnad also lange wolle behalten!
Furier, allerliebster Sohn, haben wir groß Begier, uns gegen
Euer Liebden womit dermaßen zu erzeigen, daß E. L unser mütter-
liche Zuneigung spüren inechte; so hat es sich doch so recht noch nicht
zutragen wollen, daß wir unserm Begier haben genugthun mögen.
Nichtsdestoweniger (das uns itzt di« Eil gegeben), schicken wir E. L.
hierbcy ein H.em b d, so gut als es yst, mit freundlicher Bitt, E. L.
wolle es uns zu Gefallen zu gutem Willen annehmen und umb unsert-
willen freuntlich gebrauchen. Wan uns besser Gelegenheit gestattet,
wollen wir E- L mit eynem bessern gern bedengken Dan das wolle
sich E. L. zu uns gänzlich vorsehen, daß wir E. L. mit aller mütter-
licher und freuntlicher Willfahrung in Allweg geneigt und herzlich zu-
gethan sein.
Befehlen E. L. hiermit dem Allmächtigen, der E. L. in ewig Zeit
geruchen möge! Datum Stettin, Sonntags nach Johannis Baptista
a. etc. XXX (^ 1530, den 26. Juni). Von Gottes Gnaden Mar-
garetha geborene Markgräfin von Brandenburg, Herzogin zu Stettin,
Pommern etc. Fürstin zu Rügen."
So lautet der Brief einer Stiefmutter wörtlich, wie er im Ori-
ginal im Kgl. Staatsarchiv zu Stettin noch erhalten ist — nach Wehr-
manns (Stettin) Mitteilungen im „Neuen Archiv", Bd. 8. Die Schrei-
berin war die jüngste Tochter der leidgeprüften und bewährten Be-
kennerin Elisabeth von Dänemark, Kurfürstin von Brandenburg. Nach
dem Tode Herzog Georgs vermählte sie sich mit dem Prinzen Johann
von Anhalt.
Und nun noch ein Ereignis aus dem Leben des Heidelberger-
Studenten Prinzen Philipp:
Als nach dem berühmten Reichstag von Augsburg im Jahre
1530 der Kaiser Karl V. und sein Bruder Ferdinand auf ihrem
Wege nach Aachen, wo Ferdinand gekrönt werden sollte, nach Hei-
delberg kamen, bot ihnen der Kurfürst alle möglichen Ergötzlichkeiten,
darunter auch eine große Jagd, wahrscheinlich im Schwetzinger
Forst; denn schon damals war Schwetzingen ein Ausflugsort für die
Pfälzer Fürsten. An dieser Jagd durfte auch Philipp teilnehmen, der
damals 15 Jahre alt war. Hier erlebte er ein Abenteuer mit einem
wilden Schwein. Dies Wildschwein lief zuerst den König Ferdinand,
dann den Pfalzgrafen an, konnte aber von ihnen nicht erlegt werden.
Da rannte Philipp hinzu und fing das Schwein mit dem Schwerte vom
Pferde aus ab, wozu gewiß Gewandtheit, Kraft und Mut gehörte, so
daß der König und der Pfalzgraf mit Verwunderung zusahen; auch
der Kaffer kam dazu und „des alle groie Lust Hedden" — schreibt der
Chronist und fügt hinzu: „man sagt, id hedde de Churfürst Pfalzgraf
Ludvig nicht vele Gelds darum genahmcn".