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Wahle, Ernst
Selbstdarstellung: Niedergeschrieben für die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinisch Deutsche Akademie der Naturforscher zu Halle a. S. — Heidelberg, 1945

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https://doi.org/10.11588/diglit.6539#0005
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I.

Geboren bin ich am 25.2vAi 1889 in Magdeburg als Sohn des Gym-
nasial-Lehrers Dr.phil.Hermann Wahle und seiner Ehefrau Anna,geb.
Haerter.Mein Vater war damals am Gymnasium zum Kloster u.L.F.an*
gestellt,wo er späterhin die Berufsbezeichnung Oberlehrer empfing.
In der Folgezeit wurde er zum Direktor der Städt.Ev.Realschule in
Delitzsch gewählt,die er zur Vollanstalt ausbaute.Nach seinem Aus-
scheiden aus dem Dienst empfing er noch die neu geschaffene Dienst-
Bezeichnung Oberstudiendirektor.

Meine Großeltern gehörten dem gebildeten Bürgertum an;in ih-
ren Ahnenreihen begegnen viele Akademiker,und der 2!»zug aus einfa-
cheren Kreisen strebt danach,seine gesellschaftliche Stellung zu
verbessern.Da in meiner Ahnentafel die Zahl der selbständigen Land-
wirte,der Xaufleute und der Gewerbetreibenden sehr klein ist,so hat
sich der bürgerliche «fohlstand dieses Kreises nur ausnahmsweise
einmal auch auf ein ererbtes Vermögen gegründet;in der Hegel ruhte
er lediglich auf der Tüchtigkeit und der Gesundheit des Ernährers.
Infolge der Seltenheit der genannten,insgesamt mehr bodengebunaenen
Berufe gibt meine Ahnentafel auch eine stärkere Freizügigkeit zu
erkennen.Doch wird der mitteldeutsche,durch Main und nördliches
Harzvorland,untere Werra und mittlere Elbe begrenzte Baum kaum ir-
gendwo überschritten;demgemäß lokalisiert sich hier auch bei mir,
dem alß Beamtensohn an mehreren Orten Aufgewachsenen,ein etwas all-
gemein gehaltenes Heimatgefühl.

Mein Großvater mütterlicherseits war Sohn eines Juristen und

ist Geistlicher gewordener/starb früh,und seine Witwe, die Tochter

eines Fabrikanten,hat es nicht leicht gehabt,sechs Kinder groß zu

ziehen,deren fünftes mit das Leben gab.Iu'ein Urgroßvater ITahle war

ein vom Lande stammender kleiner Beamter;sein Sohn hat als Volks-

schullehrer begonnen und es auf dem Wege der Ergänzungsprüfung zum

Gymnasiallehrer gebracht.Er heiratete die älteste Tochter eines

e

Bittergutsbesitzers und war an aer Stätte seines Wirkähs eine be-
kannte Erscheinung.Seinem ersten Sohn,eben meinem Vater,konnte er
nur dadurch das Studium ermöglichen,daß er Pensionäre hielt—wie
ciies übrigens auch die früh verwitwete Großmutter Haerter getan
hat,und es meinen Eltern in ihrer iuagdeburger ^eit eine Verbesser«
ung ihrer Lebensführung gestattete, ü.ein Vater hat I/athematik und
Naturwissenschaften studiert,sowie später auch Französisch.Er pro-
 
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