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Wahle, Ernst
Selbstdarstellung: Niedergeschrieben für die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinisch Deutsche Akademie der Naturforscher zu Halle a. S. — Heidelberg, 1945

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https://doi.org/10.11588/diglit.6539#0024
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rischer Verein für Heesen,Mitteilungsblätter Bd. 1,15.8,1939).Ein im
Frühjahr 194-3 vor der Heidelberger Akademie gehaltener Vortrag über
die "Geschichte der FrühgeecMchtswissenschaft" soll im Rahmen der
von E.Rothacker vorbereiteten "Geschichte der tfiscicnsehaften" er-
scheinen;er faßt einen großen Teil meiner Untersuchungen dieser
Richtung,bildungsgeschichtlich begründet,in gedrängter Form zusammen.

VI.

Suche ich danach,alle diese Arbeiten und ^nsätse unter einem
sie einigenden Gesichtspunkt au fassen,dann ist es wohl das Streben
nach der HerausStellung des historischen Charaktere der Frtihge-
Schi chts forschung•

Als ich meine Studien begann,wurde das Fach hauptsächlich noch
von den anthropologischen Vereinigungen gexragen.-i/as Interesse der
historischen Vereine an ihm beschränkte sich damals im wesentlichen
auf das Gammeln und Veröffentlichen der J-unde,und ging Uber ihre
Linreihung in den bekannten typologiech-chronologischen Ablauf kaum
hinaus;es entbehrte also einer eigenen Problemstellung.Da aber die
Anthropologischen Gesellschaften um das Jahr 1910 herum noch von
denjenigen Sedanken zehrten,die bei Ihrer Gründung in der Zeit um
1870 lebendig gewesen waren,so befand sich auch Ihr Sektor "Urge-
schichte",wie dieser Bereich von ihnen genannt wurde,in einer Krise.
Man versteht es, daß sich in dieser Atmosphäre Geologen und Anthro-
poxogen'y'oerufen ruhlten,auch als Prähistoriker auf zutreten, und daß
ferner die klassische Altertumswissenschaft von der Ilattform der
sogenannten römisch-germanischen Forschung her versuchen konnte,die
Prähistorie als einen Teil der Archäologie zu behandeln.i»er Kreis
der BerufBprähistoriker war damals viel zu klein,um diesem Tun be-
gegnen zu können,und wenn er in Koaainna denjenigen iocponenten fand,
welcher dem Fach eine neue Richtung T7ies,so mußte auch sein Stre-
ben, entsprechend den ihm zur Vefrügung stehenden Atteln,an be-
stimmte Frenzen gebunden sein.

Kossinna kommt bald nach 1890 zur deutschen ■"rtthgeechichte
und trifft hier die Herrschaft einer strengen und nüchternen Typolo-
gie an; das gültige Bild der Frühzeit geht über den tatsächlichen
Fundstoff wenig hinaus und läßt die Ueigung erkennen,einen gleich-
sam gesetzesmäßigen Aufstieg der Gesittung zu finden.diesen Zustand
des Faches verkörpert insbesondere der gegen die tiahrhundertwendii^
 
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