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Wahle, Ernst
Nachlass Ernst Wahle: Selbstdarstellung: Niedergeschrieben für die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinisch Deutsche Akademie der Naturforscher zu Halle a. S. — Heidelberg, 1945

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https://doi.org/10.11588/diglit.6539#0018
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aus dem Amte schied,stand er an der Schwelle des 90.Lebensjahres,
und so kann schon für die Jahre vor Beginn des ersten Weltkrieges
von einer nennenswerten staatlichen Fürsorge auf frühgeschichtli-
chem Gebiet eigentlich nicht gesprochen werden.Darin,daß ich ganz
neu aufbauen mußte,bestand natürlich ein besonderer I^eiz.Ich hatte
in den ersten Jahren meiner Beauftragung mir die Arbeit selbst zu
suchen und war froh um jeden neuen Fund,der gemeldet wurde;ich
mußte dankbar sein um die Interessen,die sich da und dort in meinem
Gebiet regten,und cing in dem Streben,die Arbeit in Gang zu brin-
gen,so weit,daß ich mit meinen persönlichen Mitteln die Zeitschrift
"Badische Fundberichte" gründete(1925),die,nachdem sie im Lande und
außerhalb von ihm freundlich aufgenommen worden war,vom Unterrichts»*
miniüterium weiter #egeführt wurde.Im Laufe der Zeit änderte sich
dieses Bild freilich von Gruna aus."Die ich rief die Deister,werd
ich nun nicht los",—-und dazu kam,daß das Interesse des deutschen
Bildungslebens an der Frühgeschichte mit den Jahren wesentlich au-
genommen hatte.

Schon vor meiner Habilitation war es mir klar,daß die Grenzen
der akademischen Tätigkeit in meinem Fach ganz anders gesteckt sein
sollten wie ein Bezirk .der üenknialpflege.Au3 dem -Nebeneinander der
zwei Aufgaben ergab sich demgemäß sehr bald eine Spannung, welohe
mit dem Anwachsen der praktischen Tätigkeit einerseits,der Vertie-
fung in die großen Fragen der Prähistorie anderseits zunahm. ITatür-
lieh war dieser letzteren Arbeit mit den Erfahrungen aus der Praxis
des Jaches ebenso gedient wie mit der erweiterten Kenntnis des
Stoffes selbst.Aber es kam dann der Zeitpunkt,von dem an die ^eauf*
tragung mit der Lenkmalrflege jenen weiter reichenden Froblemstel-
lungen im Augenblick nichts wesentlich Ueues mehr au bieten hatte,
und wo sie in zunehmendem Maße als eine Belastung empfunden wurde.
La sie je doch, gleichwie vordem die Arbeit bei der Stadt .ueidelberg,
die wirtschaftliche Grundlage meines Daseins «rar, so ergab sich erst
mit meiner jjerufung auf eine planmäßige Professur die i.öglichkeit,
dieser ^oppelstellung ein Ende zu machen.Auf diese Befreiung von
der Lenkmalpflege ,die im Frühjahr 1938 erfolgte,hatte ich lange
gehofft;umso mehr durchkreuzt also der Ausbruch uob weiten < elt-
krieges alle diejenigen Plane,welche für die kommenden Jahre bestan-
den,diö/dnd teilweise schon ausführlich vorbereitet waren.
 
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