Tektonisches. Stein- und Holzbau.
69
*
Das homerische Zeitalter.
I. Tektonisches.
VII. Stein- und Holzbau.
Bereits im V. Abschnitte wurde darauf hingewiesen, dafs die
Fertigkeit der Griechen den Stein zu bearbeiten und als Baumaterial
zu verwenden in der auf die dorische Wanderung folgenden Zeit
mancherlei Einbufse erlitt. Die Leistungen dieser Art, welche im
Epos Erwähnung finden, sind im wesentlichen folgende: Man ver-
stand sich darauf durch Glättung des Felsens Waschplätze herzu-
stellen.1) Ferner werden Mühlsteine,2) steinerne3) Disken und Grab-
stelen4) erwähnt. Vor den Königshäusern oder auf den Marktplätzen
standen wohlgeglättete Steine, welche den Königen oder Volksältesten
als Sitze dienten, wenn sie Ratsversammlungen abhielten oder Recht
sprachen.5) Auch baute man mit zugehauenen Steinen. Aus solchen
waren die Gemächer der Söhne und Schwiegersöhne des Priamos6)
sowie das Haus der Kirke7) aufgeführt. Vermutlich ist dasselbe auch
für den Thalamos des Odysseus anzunehmen, wiewohl die Dichtung die
dazu verwendeten Steine nicht ausdrücklich als bearbeitet bezeichnet.5)
1) II. XXII 153, 154: kZ-uioi ενρέες . . . καλοί λαΐνεοι. 2) II. VII 270,
XII 161. 3) Od. VIII 190, 192. 4) S. oben Seite 46 Anm. 7. Dagegen war
der Markstein, den Athene gegen Ares schleudert (II. XXI 403 ff.), da ihn der
Dichter als τρηχΰς bezeichnet, vermutlich unbearbeitet. 5) II. XVIII 504, Od.
VIII 6, III 406, an welcher letzteren Stelle es von Nestor heilst: έκ V έλ&ών
κατ’ αρ εζετ επ'ι ξεατοίβι λί&οιβιν, | οί οί ϊ'Βαν προπάροι&ε &υράων υψη-
λάων | λευκοί, άποοτίλβοντες άλείφατος. Hehn Kulturpflanzen und Hausthiere
3. Aufl. p. 90 interpretiert die beiden letzten Worte „blank als wären sie mit
Fett überzogen“. Da jedoch hierbei die Auslassung der Vergleichungspartikel
sehr auffällig sein würde, so scheint es natürlicher zu übersetzen: „glänzend
von Politur“. "Αλειφαρ würde dann die Masse bedeuten, mit der die Oberfläche
des Steines behufs der Politur eingerieben wird — eine Annahme, die sprach¬
lich vollständig gerechtfertigt ist. Bezeichnet doch Theokrit. id. VII 146 durch
das gleiche Wort das Pech oder Harz, mit dem an den thönernen Weinbehäl-
tern die Fugen des Deckels verschmiert waren. 6) II. VI 242: ’Αλλ’ ότε <5η
Πριάμοιο δόμον περικαλλέ’ ί'κανεν, | ζεστής ai&oveytii τετυγμένον — ανταρ εν
αντω | πεντήκοντ ενεσαν θάλαμον ζεστοίο λί&οιο, | πληαίοι άλλήλων δεδμη-
μένοΓ εν9α δε παΐδες | κοιμωντο Πριμμοιο παρά μνηστής άλόχοΐΰΐν. | κονράων
δ’ ετέρωΰεν ενάντιοι, ενδο&εν αυλής | δώδεκ’ εσαν τέγεοι 9άλαμοι ζεστοίο λί-
&οιο, | πλησίοι άλλήλων δεδμημένοι’ εν&α δε γαμβροί | κοιμωντο . . . Ob unter
den ξεσται αί&ονσαι im Vers 242, die auch II. XX 11 erwähnt werden, Stein-
oder Holzbauten zu verstehen sind, ist zweifelhaft. 7) Od. X 210: ...δώματα
Κίρκης | ζεστοίσιν λάεΰβι, περιακέπτω ένι χαίρω. 8) Od. XXIII 193: τω δ’
(um den Ölbaum) εγώ αμφιβαλών &αλαμον δέμον, όφρ’ έτελεβαα, | πυκνήοιν
λι&άδεσαιν, και ευ κα&ΰπερϋεν έρεψα. Wenn es von der Mauer der αυλή des
Eumaios heilst, dafs sie unten aus ρυτοίσι λάεσσι, oben aus Dornsträuchern be-
stand (Od. XIV 10), so ist selbstverständlich an unbehauene Steine zu denken. Das
69
*
Das homerische Zeitalter.
I. Tektonisches.
VII. Stein- und Holzbau.
Bereits im V. Abschnitte wurde darauf hingewiesen, dafs die
Fertigkeit der Griechen den Stein zu bearbeiten und als Baumaterial
zu verwenden in der auf die dorische Wanderung folgenden Zeit
mancherlei Einbufse erlitt. Die Leistungen dieser Art, welche im
Epos Erwähnung finden, sind im wesentlichen folgende: Man ver-
stand sich darauf durch Glättung des Felsens Waschplätze herzu-
stellen.1) Ferner werden Mühlsteine,2) steinerne3) Disken und Grab-
stelen4) erwähnt. Vor den Königshäusern oder auf den Marktplätzen
standen wohlgeglättete Steine, welche den Königen oder Volksältesten
als Sitze dienten, wenn sie Ratsversammlungen abhielten oder Recht
sprachen.5) Auch baute man mit zugehauenen Steinen. Aus solchen
waren die Gemächer der Söhne und Schwiegersöhne des Priamos6)
sowie das Haus der Kirke7) aufgeführt. Vermutlich ist dasselbe auch
für den Thalamos des Odysseus anzunehmen, wiewohl die Dichtung die
dazu verwendeten Steine nicht ausdrücklich als bearbeitet bezeichnet.5)
1) II. XXII 153, 154: kZ-uioi ενρέες . . . καλοί λαΐνεοι. 2) II. VII 270,
XII 161. 3) Od. VIII 190, 192. 4) S. oben Seite 46 Anm. 7. Dagegen war
der Markstein, den Athene gegen Ares schleudert (II. XXI 403 ff.), da ihn der
Dichter als τρηχΰς bezeichnet, vermutlich unbearbeitet. 5) II. XVIII 504, Od.
VIII 6, III 406, an welcher letzteren Stelle es von Nestor heilst: έκ V έλ&ών
κατ’ αρ εζετ επ'ι ξεατοίβι λί&οιβιν, | οί οί ϊ'Βαν προπάροι&ε &υράων υψη-
λάων | λευκοί, άποοτίλβοντες άλείφατος. Hehn Kulturpflanzen und Hausthiere
3. Aufl. p. 90 interpretiert die beiden letzten Worte „blank als wären sie mit
Fett überzogen“. Da jedoch hierbei die Auslassung der Vergleichungspartikel
sehr auffällig sein würde, so scheint es natürlicher zu übersetzen: „glänzend
von Politur“. "Αλειφαρ würde dann die Masse bedeuten, mit der die Oberfläche
des Steines behufs der Politur eingerieben wird — eine Annahme, die sprach¬
lich vollständig gerechtfertigt ist. Bezeichnet doch Theokrit. id. VII 146 durch
das gleiche Wort das Pech oder Harz, mit dem an den thönernen Weinbehäl-
tern die Fugen des Deckels verschmiert waren. 6) II. VI 242: ’Αλλ’ ότε <5η
Πριάμοιο δόμον περικαλλέ’ ί'κανεν, | ζεστής ai&oveytii τετυγμένον — ανταρ εν
αντω | πεντήκοντ ενεσαν θάλαμον ζεστοίο λί&οιο, | πληαίοι άλλήλων δεδμη-
μένοΓ εν9α δε παΐδες | κοιμωντο Πριμμοιο παρά μνηστής άλόχοΐΰΐν. | κονράων
δ’ ετέρωΰεν ενάντιοι, ενδο&εν αυλής | δώδεκ’ εσαν τέγεοι 9άλαμοι ζεστοίο λί-
&οιο, | πλησίοι άλλήλων δεδμημένοι’ εν&α δε γαμβροί | κοιμωντο . . . Ob unter
den ξεσται αί&ονσαι im Vers 242, die auch II. XX 11 erwähnt werden, Stein-
oder Holzbauten zu verstehen sind, ist zweifelhaft. 7) Od. X 210: ...δώματα
Κίρκης | ζεστοίσιν λάεΰβι, περιακέπτω ένι χαίρω. 8) Od. XXIII 193: τω δ’
(um den Ölbaum) εγώ αμφιβαλών &αλαμον δέμον, όφρ’ έτελεβαα, | πυκνήοιν
λι&άδεσαιν, και ευ κα&ΰπερϋεν έρεψα. Wenn es von der Mauer der αυλή des
Eumaios heilst, dafs sie unten aus ρυτοίσι λάεσσι, oben aus Dornsträuchern be-
stand (Od. XIV 10), so ist selbstverständlich an unbehauene Steine zu denken. Das