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I. Exkurs.
Über die Gründungszeit von Kyme.
(Zu Seite 64.)
Wenn Eusebios1) die Gründung von Kyme in das Jahr 1049 v. Chr.
setzt, Strabo2) diese Stadt für die älteste aller im Westen angelegten
griechischen Kolonieen erklärt und Vellejus Paterculus3) ihre Grün-
dung sogar vor der äolischen Besiedelung Kleinasiens annimmt, so hat
bereits Niebuhr4) an der Kichtigkeit· dieser Angaben gezweifelt und es
ist Zeit, dafs endlich einmal eine Datierung beseitigt werde, welche alle
Merkmale der Unzuverlässigkeit zur Schau trägt und in der italischen
Kulturgeschichte die heilloseste Verwirrung anrichtet. Erstens sprechen
hiergegen die Bedingungen der primitiven griechischen Schiffahrt, nach
denen es ganz unglaublich erscheint, dafs die erste Niederlassung,
welche die Hellenen im Westen gründeten, gerade an der von dem Mutter-
lande am weitesten entfernten Stelle angelegt worden sei. Will man zwei-
tens der Angabe Glauben schenken, dafs Chalkidier unter Megasthenes
und kleinasiatische Kymäer unter Hippokles die Stadt gemeinsam ge-
gründet hätten0), so weist ein derartiges planmäfsiges Vorgehen eher auf
ein vorgerücktes Stadium als auf den Beginn der nach dem Westen gerich-
teten Kolonisation hin. Drittens würde im Gebiete von Kyme, wenn der
Ursprung dieser Stadt über das Ende 'des zweiten Jahrtausends hinauf-
reichte, eine Fundschicht nachweisbar sein, die mehr oder minder den
mykenäischen Schachtgräbern* 6) oder dem vorhellenischen Grabe entspräche,
welches bei Syrakus in dem Grundstücke Matrensa aufgedeckt worden
ist.7) Es wäre verfehlt, hierbei die Möglichkeit geltend zu machen, dafs
die kymäische Denkmälerstatistik lückenhaft sei; denn es haben daselbst'
umfangreichere Ausgrabungen stattgefunden als in irgend einer griechi-
schen Nekropole des Westens.8) Die ältesten Fundstücke aber weisen
durchweg auf ein verhältnismäfsig junges Stadium hin und entsprechen
mehr oder minder denjenigen, welche aus den ältesten griechischen Grä-
bern auf Sicilien zu Tage kommen. Ebenso läuft der Nostos des Odys-

1) Chron. ed. Schöne II p. 60 u. 61. 2) V p. 243. 3) I 4. 4) Köm.
Geschichte I2 p. 161, III p. 204 ff. 5) Strabo V p. 243. 6) Oben S. 38 ff.
7) Oben S. 66—67. 8) Vgl. hierüber und das Folgende oben S. 64—66.
Helbig, Erläuterung des homerischen Epos. 21
 
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