Italienische Arbeiten des X. Jahrhunderts.
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„Incipit über quartus Galeni archiatres id [est]
medicus pefritissimus].“
Initiale A aus schmalen z. T. blau und grün be-
malten nach unten divergierenden Randstreifen, oben
mit Flechtwerk,, das in phantastische Vogelköpfe
endet. Der Horizontalbalken, der in der Mitte einen
Knoten bildet, zweigt von einem Zopfmuster in der
Mitte der beiden Schrägbalken ab. Ein größerer Teil
des Blattes diagonal abgerissen.
f. 2: Unten autographer Besitzvermerk: ,,J. Sam-
buci Uber“.
f 7': „Incipit über quintus . .
f. 8: Hellgrün, zinnober, blau und gelb bemalte
Initiale O im brezelförmigen Flechtwerk links, rechts
und unten; oben in zwei rosenrote Hundeköpfe endend.
f. 22: „Incipit über sextus . . .“
f. 22': Hellgrün, zinnober, blau und gelb bemalte
Initiale C mit Flechtwerk an den Enden und in der
Mitte des Bogens.
f. 72: Fragment eines Rezeptbuches: „Incipit,
unguentum Marciaton, qui facit ad omnes dolores . . .“
f. 73': Große Initiale A aus dünnen, nach unten
divergierenden, zinnober, hellgrün, dunkelblau und gelb
bemalten Randstreifen mit lockerem Flechtwerk an den
Schaftenden, das in Vogelköpfe mit langen Schnäbeln
endet. Den aus einer zweifach verschlungenen Schleife
gebildeten Horizontalbalken hält ein hellgrüner Hunde-
kopf im Rachen. [Fig. 133.]
f. t)ia: Kleinere Initiale A in derselben Weise.
f. 102 : Explicit: „Inflationen! stomachi et tensuram
tollit“. Das Blatt sehr beschädigt.
Literatur:
Tabulae codicum I, S. 9, „VI s. VII.“ datiert, mit ausführlicher In-
haltsangabe.
Katalog der Buchkun st-Auss tellung der Hofbibliothek (Wien
1916), Nr. II. 10.—11. Jahrhundert.
903 [Theol. C. 50]. S. Paulus apostolus, Epistolae. Lateinisch, Folio, X. Jahrhundert.
Italienisches m. (z. T. beschädigt), 208X270. 82 f. Lombardisch-montecassinesische (beneventanische) Minuskel des X. Jahrhunderts in 2 Spalten
zu 24 Zeilen, auf den Seiten mit dem Beginn der Briefe 22 Zeilen, mit Glossen aus ungefähr derselben Zeit. 11 in Deckfarben bemalte, in
sepiabrauner Tinte gezeichnete Initialen. Einband.: Glatter weißer Pergamentband über Pappdeckel (Wien, Anf. des XIX. Jahrhunderts) ■
auf dem Rücken rote Lederetikette mit dem Titel in Goldlettern „Epistolae sancti Pauli apostoli“.
In Süditalien, vermutlich im Beneventanischen in der 1. Hälfte des X. Jahrhunderts geschrieben. Die Handschrift kam, zusammengebunden
mit den berühmten Plinius- und Ulpianfragmenten (Cod. N. 1) und dem ebenso berühmten Hilarienpapyrus des VI. Jahrhunderts (Cod. 2160*)
als Geschenk des Obersthofmeisters der Erzherzogin Maria Anna, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia, Grafen
Camillo IV Colloredo (gest. 1797) zwischen 1793 und 1797 in die Hofbibliothek.
Die Handschrift ist ein wichtiges Denkmal süd-
italienischer (beneventanischer) Kunst des X. Jahr-
hunderts.
Die Schrift entspricht der montecassinesischer
Handschriften des X. Jahrhunderts. Vgl. D. Oderisio
Piscicelli-Taeggi, Paleografia artistica di Montecassino
**1867, I. Tav. XXXXI [Montecassino, Cod. 353, regula,
geschrieben von Johannes I, Abt von S. Benedetto in
Capua (915—934)] —XLV.
Die großen Initialen sind in sepiabrauner Tinte
gezeichnet und in Gelb, Zinnoberrot, Dunkelrot und
Grasgrün flüchtig bemalt; die Initiale P auf f. 68 zeigt
zudem Goldspuren. Die in der Regel von schmalen
grünen (vereinzelt von roten) Randstreifen umschlossenen
Schäfte und Halbbogen der Initialen sind durch gelbe
(auf f. 68 goldene) Rechtecke mit farbigen Rähmchen
in rechteckige von farbigen Rahmen umschlossene
Felder mit mannigfaltigen, von sepiabraunem Grund
ausgesparten Flechtwerkmotiven geteilt. Vornehmlich
sind folgende, oft mit einander kombinierte Flechtwerk-
motive verwendet:
a) um gelbe Vierecke gewundene Flechtbänder;
b) von Bändern durchflochtene Kreisringe;
c) Flechtwerk in der Grundform des laufenden
Hundes in mannigfachen Varianten;
d) Zopfgeflecht;
e) verschlungene Ringe oder mit länglichen Vier-
pässen verflochtene Ringe;
f) verflochtene Wellenbänder;
g) achterförmige Flechtwerkknoten;
h) brezelförmige Flechtwerkknoten;
i) Geriemsel aus freien Linienspielen in rhythmischer
Anordnung.
Unten biegen die Vertikalschäfte nach der charak-
teristischen Einziehung nach oben um und enden ent-
weder in stilisierte Blätter, dreilappige Blattranken oder
in diagonal angeordnetes Flechtwerk z. T. mit Tier-
köpfen. Ebenso enden die Schäfte und Halbbogen der
Initialen öfter auch oben in Tierköpfe, die Schäfte auch
in diagonal angeordnetes Flechtwerk mit Tierköpfen.
Vereinzelt (f 7) ist der Halbbogen aus einem Hund
gebildet. Im Innern der Halbbogen die Anfangsworte
in z. T. verschränkten Majuskelbuchstaben (Litterae
contiguae), ferner f. 23' und f. 68 heraldisch stilisierte
Löwen. Die Initialen sind verschieden in der Sorgfalt
der Ausführung und im Reichtum der Dekoration. Am
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„Incipit über quartus Galeni archiatres id [est]
medicus pefritissimus].“
Initiale A aus schmalen z. T. blau und grün be-
malten nach unten divergierenden Randstreifen, oben
mit Flechtwerk,, das in phantastische Vogelköpfe
endet. Der Horizontalbalken, der in der Mitte einen
Knoten bildet, zweigt von einem Zopfmuster in der
Mitte der beiden Schrägbalken ab. Ein größerer Teil
des Blattes diagonal abgerissen.
f. 2: Unten autographer Besitzvermerk: ,,J. Sam-
buci Uber“.
f 7': „Incipit über quintus . .
f. 8: Hellgrün, zinnober, blau und gelb bemalte
Initiale O im brezelförmigen Flechtwerk links, rechts
und unten; oben in zwei rosenrote Hundeköpfe endend.
f. 22: „Incipit über sextus . . .“
f. 22': Hellgrün, zinnober, blau und gelb bemalte
Initiale C mit Flechtwerk an den Enden und in der
Mitte des Bogens.
f. 72: Fragment eines Rezeptbuches: „Incipit,
unguentum Marciaton, qui facit ad omnes dolores . . .“
f. 73': Große Initiale A aus dünnen, nach unten
divergierenden, zinnober, hellgrün, dunkelblau und gelb
bemalten Randstreifen mit lockerem Flechtwerk an den
Schaftenden, das in Vogelköpfe mit langen Schnäbeln
endet. Den aus einer zweifach verschlungenen Schleife
gebildeten Horizontalbalken hält ein hellgrüner Hunde-
kopf im Rachen. [Fig. 133.]
f. t)ia: Kleinere Initiale A in derselben Weise.
f. 102 : Explicit: „Inflationen! stomachi et tensuram
tollit“. Das Blatt sehr beschädigt.
Literatur:
Tabulae codicum I, S. 9, „VI s. VII.“ datiert, mit ausführlicher In-
haltsangabe.
Katalog der Buchkun st-Auss tellung der Hofbibliothek (Wien
1916), Nr. II. 10.—11. Jahrhundert.
903 [Theol. C. 50]. S. Paulus apostolus, Epistolae. Lateinisch, Folio, X. Jahrhundert.
Italienisches m. (z. T. beschädigt), 208X270. 82 f. Lombardisch-montecassinesische (beneventanische) Minuskel des X. Jahrhunderts in 2 Spalten
zu 24 Zeilen, auf den Seiten mit dem Beginn der Briefe 22 Zeilen, mit Glossen aus ungefähr derselben Zeit. 11 in Deckfarben bemalte, in
sepiabrauner Tinte gezeichnete Initialen. Einband.: Glatter weißer Pergamentband über Pappdeckel (Wien, Anf. des XIX. Jahrhunderts) ■
auf dem Rücken rote Lederetikette mit dem Titel in Goldlettern „Epistolae sancti Pauli apostoli“.
In Süditalien, vermutlich im Beneventanischen in der 1. Hälfte des X. Jahrhunderts geschrieben. Die Handschrift kam, zusammengebunden
mit den berühmten Plinius- und Ulpianfragmenten (Cod. N. 1) und dem ebenso berühmten Hilarienpapyrus des VI. Jahrhunderts (Cod. 2160*)
als Geschenk des Obersthofmeisters der Erzherzogin Maria Anna, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia, Grafen
Camillo IV Colloredo (gest. 1797) zwischen 1793 und 1797 in die Hofbibliothek.
Die Handschrift ist ein wichtiges Denkmal süd-
italienischer (beneventanischer) Kunst des X. Jahr-
hunderts.
Die Schrift entspricht der montecassinesischer
Handschriften des X. Jahrhunderts. Vgl. D. Oderisio
Piscicelli-Taeggi, Paleografia artistica di Montecassino
**1867, I. Tav. XXXXI [Montecassino, Cod. 353, regula,
geschrieben von Johannes I, Abt von S. Benedetto in
Capua (915—934)] —XLV.
Die großen Initialen sind in sepiabrauner Tinte
gezeichnet und in Gelb, Zinnoberrot, Dunkelrot und
Grasgrün flüchtig bemalt; die Initiale P auf f. 68 zeigt
zudem Goldspuren. Die in der Regel von schmalen
grünen (vereinzelt von roten) Randstreifen umschlossenen
Schäfte und Halbbogen der Initialen sind durch gelbe
(auf f. 68 goldene) Rechtecke mit farbigen Rähmchen
in rechteckige von farbigen Rahmen umschlossene
Felder mit mannigfaltigen, von sepiabraunem Grund
ausgesparten Flechtwerkmotiven geteilt. Vornehmlich
sind folgende, oft mit einander kombinierte Flechtwerk-
motive verwendet:
a) um gelbe Vierecke gewundene Flechtbänder;
b) von Bändern durchflochtene Kreisringe;
c) Flechtwerk in der Grundform des laufenden
Hundes in mannigfachen Varianten;
d) Zopfgeflecht;
e) verschlungene Ringe oder mit länglichen Vier-
pässen verflochtene Ringe;
f) verflochtene Wellenbänder;
g) achterförmige Flechtwerkknoten;
h) brezelförmige Flechtwerkknoten;
i) Geriemsel aus freien Linienspielen in rhythmischer
Anordnung.
Unten biegen die Vertikalschäfte nach der charak-
teristischen Einziehung nach oben um und enden ent-
weder in stilisierte Blätter, dreilappige Blattranken oder
in diagonal angeordnetes Flechtwerk z. T. mit Tier-
köpfen. Ebenso enden die Schäfte und Halbbogen der
Initialen öfter auch oben in Tierköpfe, die Schäfte auch
in diagonal angeordnetes Flechtwerk mit Tierköpfen.
Vereinzelt (f 7) ist der Halbbogen aus einem Hund
gebildet. Im Innern der Halbbogen die Anfangsworte
in z. T. verschränkten Majuskelbuchstaben (Litterae
contiguae), ferner f. 23' und f. 68 heraldisch stilisierte
Löwen. Die Initialen sind verschieden in der Sorgfalt
der Ausführung und im Reichtum der Dekoration. Am
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