Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hermann, Hermann Julius; Österreichische Nationalbibliothek; Schlosser, Julius von [Hrsg.]; Wickhoff, Franz [Hrsg.]; Österreichisches Institut für Geschichtsforschung [Hrsg.]
Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich (8. Band = illuminierte Handschriften Nationalbibliothek Wien 1): Die frühmittelalterlichen Handschriften des Abendlandes — Leipzig: Verlag von Karl W. Hiersemann, 1923

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69972#0280
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Italienische Arbeiten des X. Jahrhunderts.

1. Handschriften in unteritalischer (beneventanischer) Nationalschrift.

75 68 [Med. 55], Galenits, Opera therapeutica (Fragment). Lateinisch, Folio, X. Jahrhundert.

Italienisches m. (z. T. schadhaft), 238X305. 102 f; nach f pz ;f pz a. Lombardisch-beneventanische Minuskel des X. Jahrhunderts in 1 Spalte
zu 31 Zeilen. Rote Überschriften, 4 große und zahlreiche kleine Initialen. Einband: Glatter weißer Pergamentband über Pappdeckel mit
Handvergoldung (Wien, 1753). In der Mitte der beiden Deckel der goldene Doppeladler mit gespaltenem Brustschild (Altösterreich-Altburgund),
umgeben von der Collane des Vließordens; auf dem Vorderdeckel in goldenen Lettern, oben: „E. A. B. C. V.“ (Ex Augustissima Bibliotheca Caesarea
Vindobonensi), unten: „17. G. L. B. V. S. B. 53“ (d. h. Gerardus über Baro van Swieten Bibliothecariüs 1753). Auf dem Rücken auf hellrot be-
malten Etiketten in Goldlettern, oben: „Therapeut(ica) Galeni“, unten die Signatur Gentilottis: „Cod. Ms. Med. Lat. LV“. Das Kapital mit rosa und
hellgrünem Spagat umstochen.
Einfache lombardisch-beneventanische Arbeit vom Anfang des X. Jahrhunderts, vermutlich in der Gegend der Abtei S. Vincenzo al
Volturno entstanden, der die Handschrift — nach dem stark abgeriebenen Vermerk auf f 1 zufolge — von einem Arzte (des X.—XI.Jahr-
hunderts) gewidmet wurde. Im XVI. Jahrhundert besaß sie der Kaiserl. Leibarzt und Historiograph Johannes Sambucus (geb. zu Tyrnau 1531,
gest. zu Wien, 13. Juli 1584), dessen reiche Büchersammlung 1578 und 1587 für die Hofbibliothek erworben wurde. Auf f. 1 die Nr. III von der
Hand Tengnagels, f. 102' die Nummer 464 von der Hand des Hugo Blotius.

Die Schrift erin-
nert noch sehr an die
montecassinesischer
Handschriften des IX.
Jahrhunderts; vgl. die
Probe aus einer Hand-
schrift von 812 in
Montecassino bei P.
Oderisio Piscicelli-Ta-
eggi, Paleografia artis-
tica di Montecassino I
(1867) Tav. XXXVII.
Die Handschrift
enthält 4 größere Ini-
tialen, deren Konturen
aus bunten, an den
Schaffenden in locke-
rem Flechtwerk ver-
schlungenen dünnen
Randstreifen (Stab-
werk) gebildet sind.
Die Initialen sind in
Tinte gezeichnet und
zinnoberrot, hellgrün,
ockergelb, blau, hell-
braun und rosa be-
malt. Einige Initialen
sind mit phantasti-
schen Hunde- und Vo-
gelköpfen verziert, wie


Fig. 133. Initiale A. Nr. 75. Cod. 68, f yj.

sie für montecassine-
sische Initialornamen-
tik des X.—XI. Jahr-
hunderts charakteris-
tisch sind. Die zahl-
reichen kleinen, in den-
selben grellen Farben
bemalten Initialen sind
ganz einfach mit klei-
nen Blättchen, knos-
penartig angefügten
Knollen u.a.m. verziert.
f. 1: Oben die Nr.
III von der Hand Teng-
nagels, darüber zer-
störter, schwer ent-
zifferbarer Schen-
kungsvermerk von ei-
ner Hand des X.—XI.
Jahrhunderts in zwei
Zeilen; in de'r ersten
Zeile ist noch erkenn-
bar: „Ego vir clarissi-
mus et medico offero
hunc. librum in ec-
cl[esi]a sancti Vincenti
. . ." Unten der auto-
graphe Besitzverm erk:
„Therapeut. Galeni
Sambuci".
 
Annotationen