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II. Hollanda’s Schriften.
Ho 11 an da griff also dreimal zu Feder und Stift, um
seinen Gedanken über Wesen, Wert und Technik der Malerei
durch Wort und Bild Ausdruck zu geben: während der Reise,
etwa ein Lustrum nach der Rückkehr, und an seinem Lebens-
abend. Das erstemal überreicht er dem Könige, der ihn nach
Italien geschickt, ein mit schriftlichen Zuthaten spärlich aus-
gestattetes Reise-Bilderbuch, zu dem er die unentbehrlichen
Erläuterungen über die Gegenstände seiner Bewunderung -—
Natur, Antike und Michel Angelo — in mündlichen Vor-
trägen gegeben haben wird.
Das zweitemal bietet er seinem Beschützer ein Werk, in
dem er seine Theorien im Zusammenhänge darlegte, sowie
seine Erwartungen und Ansprüche auf größere Aufträge. Noch
hoffend, aber schon gereizt darüber, dass der Prophet im eigenen
Lande so wenig gilt, benutzt er die öde Wartezeit, um nach
Durcharbeitung seiner Original-Aufzeichnungen und der aus
Italien heimgebrachten Quellenwerke, also aus Erlerntem,
Erprobtem und Selbsterfahrenem sein Lehrgebäude aufzuführen.
Hauptsache ist ihm, die Rolle, welche die bildenden Künste
damals in Portugal spielten, im Gegensatz zu der, welche sie
eigentlich spielen sollten, zu kennzeichnen.
Das drittemal bringt er dem Enkel dessen, dem er so viel
verdankt, entmuthigt aber trotzdem unbeugsam schroff, hart-
näckigst die gleichen Ideale verfechtend, den kurzen Auszug aus
dem Hauptwerk. Aus Gewissensantrieb fügt er jedoch einige
von seinen positiven Plänen zur Befestigung und Verschönerung
Lissabons hinzu — für augenblicklichen Gebrauch oder als
Vermächtnis an die künftige Generation.
A. Das italienische Skizzenbuch ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach derselbe Atlas, welchen Michel Angelo in
Rom eingesehen und gelobt hat. Aus H o 11 a n d a’s eigenem
Munde (Des. 47 z\) wissen wir, dass es im Jahre 1571 Eigen-
thum des unglücklichsten unter den portugiesischen Kronpräten-
denten war. In seinen Besitz kam es vermuthlich als Erbtheil
seines Vaters, des Infanten Don Luis. Diesem aber mochte es
Johann III., als dem Kunstverständigeren, überlassen haben.
Trotzdem scheint es, Dank dem Wohlwollen seiner Gönner,
II. Hollanda’s Schriften.
Ho 11 an da griff also dreimal zu Feder und Stift, um
seinen Gedanken über Wesen, Wert und Technik der Malerei
durch Wort und Bild Ausdruck zu geben: während der Reise,
etwa ein Lustrum nach der Rückkehr, und an seinem Lebens-
abend. Das erstemal überreicht er dem Könige, der ihn nach
Italien geschickt, ein mit schriftlichen Zuthaten spärlich aus-
gestattetes Reise-Bilderbuch, zu dem er die unentbehrlichen
Erläuterungen über die Gegenstände seiner Bewunderung -—
Natur, Antike und Michel Angelo — in mündlichen Vor-
trägen gegeben haben wird.
Das zweitemal bietet er seinem Beschützer ein Werk, in
dem er seine Theorien im Zusammenhänge darlegte, sowie
seine Erwartungen und Ansprüche auf größere Aufträge. Noch
hoffend, aber schon gereizt darüber, dass der Prophet im eigenen
Lande so wenig gilt, benutzt er die öde Wartezeit, um nach
Durcharbeitung seiner Original-Aufzeichnungen und der aus
Italien heimgebrachten Quellenwerke, also aus Erlerntem,
Erprobtem und Selbsterfahrenem sein Lehrgebäude aufzuführen.
Hauptsache ist ihm, die Rolle, welche die bildenden Künste
damals in Portugal spielten, im Gegensatz zu der, welche sie
eigentlich spielen sollten, zu kennzeichnen.
Das drittemal bringt er dem Enkel dessen, dem er so viel
verdankt, entmuthigt aber trotzdem unbeugsam schroff, hart-
näckigst die gleichen Ideale verfechtend, den kurzen Auszug aus
dem Hauptwerk. Aus Gewissensantrieb fügt er jedoch einige
von seinen positiven Plänen zur Befestigung und Verschönerung
Lissabons hinzu — für augenblicklichen Gebrauch oder als
Vermächtnis an die künftige Generation.
A. Das italienische Skizzenbuch ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach derselbe Atlas, welchen Michel Angelo in
Rom eingesehen und gelobt hat. Aus H o 11 a n d a’s eigenem
Munde (Des. 47 z\) wissen wir, dass es im Jahre 1571 Eigen-
thum des unglücklichsten unter den portugiesischen Kronpräten-
denten war. In seinen Besitz kam es vermuthlich als Erbtheil
seines Vaters, des Infanten Don Luis. Diesem aber mochte es
Johann III., als dem Kunstverständigeren, überlassen haben.
Trotzdem scheint es, Dank dem Wohlwollen seiner Gönner,