— CI —
Denkt man an die 800 Reis für eine Miniatur der Königin, die
ich gern als einen Druckfehler für 8000 nachweisen möchte, und
selbst an die 6000, welche Antonio de Hollanda für jedes
gemalte Titelbild erhielt, so entschuldigt man die helle Freude,
mit der Francisco erzählt, wie er Clovius für das bloße
Colorieren eines von ihm selbst gezeichneten Bildchens freiwillig
all sein Gold — 25 Crusaden -— hingab, — mehr als sein vom
Cardinal-Infanten erhaltener Gnadensold, -— um in annehmbarer
Form den königlichen Gönnern zu Gemüthe zu führen, wie hoch
im Preise ein italienischer Renaissance-Künstler stehe, auch wenn
sein Fach das kleiner Miniaturen sei. Wer spielt übrigens in der
Scene mit Clovius die bessere Rolle ? Der Bezahlte oder der
Zahler? Ich meine, darüber bestände kein Zweifel. Nicht doch!
Wollte er das Ansehen der Malerkunst und des Malers heben, so
durfte auch diese materielle Seite nicht ganz unerwähnt bleiben.
Einen zu breiten Raum aber nimmt sie nicht ein. Nur in den
Dialogen wird sie verhandelt. Im übrigen streift er sie nirgends:
nur die Würde und ideale Wertschätzung. -—- Übrigens widmet
selbst Alberti diesem Gegenstände einige Seiten. Überhaupt fanden
auch die Italiener im Gegensätze zu den antiken Preisen die ihnen
im 16. Jahrhunderte gezahlten zu gering.
V. Hollanda’s Quellen.
Schon diese nackte Inhaltsangabe zeigt, dass Hollanda
völlig neue Gedanken über bildende Kunst nicht zu bieten hat.
Wer würde sie auch bei ihm suchen? Als Vertreter der classischen
Weltanschauung, beeifert, die Summe antiker Kunstwissenschaft,
vor allem aber die strengen Regeln römischer Architektur west-
wärts zur ultima Thule unter die Halbbarbaren zu bringen, kann
er nur ein Vertreter fremder Errungenschaften sein. Auch in dem
Bestreben, die italienische Kunst als wiedererwachte Antike zu
schildern, hatte er Vorgänger. Doch schöpfte er reichlich aus
frischer Eigenanschauung und verdankte vieles dem persönlichen
Umgänge mit lebenden Meistern. In seinen Nachrichten über
Michel Angelo, als echtesten und größten Modern-Antiken,
konnte er überhaupt keine gedruckten Quellen benützen. Zudem
beurtheilt er, als ausübender, temperamentvoller und äußerst
selbstbewusster Künstler, die Ereignisse und Dinge wie Menschen
Denkt man an die 800 Reis für eine Miniatur der Königin, die
ich gern als einen Druckfehler für 8000 nachweisen möchte, und
selbst an die 6000, welche Antonio de Hollanda für jedes
gemalte Titelbild erhielt, so entschuldigt man die helle Freude,
mit der Francisco erzählt, wie er Clovius für das bloße
Colorieren eines von ihm selbst gezeichneten Bildchens freiwillig
all sein Gold — 25 Crusaden -— hingab, — mehr als sein vom
Cardinal-Infanten erhaltener Gnadensold, -— um in annehmbarer
Form den königlichen Gönnern zu Gemüthe zu führen, wie hoch
im Preise ein italienischer Renaissance-Künstler stehe, auch wenn
sein Fach das kleiner Miniaturen sei. Wer spielt übrigens in der
Scene mit Clovius die bessere Rolle ? Der Bezahlte oder der
Zahler? Ich meine, darüber bestände kein Zweifel. Nicht doch!
Wollte er das Ansehen der Malerkunst und des Malers heben, so
durfte auch diese materielle Seite nicht ganz unerwähnt bleiben.
Einen zu breiten Raum aber nimmt sie nicht ein. Nur in den
Dialogen wird sie verhandelt. Im übrigen streift er sie nirgends:
nur die Würde und ideale Wertschätzung. -—- Übrigens widmet
selbst Alberti diesem Gegenstände einige Seiten. Überhaupt fanden
auch die Italiener im Gegensätze zu den antiken Preisen die ihnen
im 16. Jahrhunderte gezahlten zu gering.
V. Hollanda’s Quellen.
Schon diese nackte Inhaltsangabe zeigt, dass Hollanda
völlig neue Gedanken über bildende Kunst nicht zu bieten hat.
Wer würde sie auch bei ihm suchen? Als Vertreter der classischen
Weltanschauung, beeifert, die Summe antiker Kunstwissenschaft,
vor allem aber die strengen Regeln römischer Architektur west-
wärts zur ultima Thule unter die Halbbarbaren zu bringen, kann
er nur ein Vertreter fremder Errungenschaften sein. Auch in dem
Bestreben, die italienische Kunst als wiedererwachte Antike zu
schildern, hatte er Vorgänger. Doch schöpfte er reichlich aus
frischer Eigenanschauung und verdankte vieles dem persönlichen
Umgänge mit lebenden Meistern. In seinen Nachrichten über
Michel Angelo, als echtesten und größten Modern-Antiken,
konnte er überhaupt keine gedruckten Quellen benützen. Zudem
beurtheilt er, als ausübender, temperamentvoller und äußerst
selbstbewusster Künstler, die Ereignisse und Dinge wie Menschen