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Texte verzeichne: Umschreibungen der schon aus dem Alterthume
stammenden Charakterisierung der Malerei als stummer Dichtung
und der Poesie als blinder Malerei.
5. Preise der Maler werke und Holland a’s Vor-
liebe für die Crusaden. Raczynski, der das Charakterbild des
portugiesischen Malers überhaupt ziemlich dunkel gehalten hat,
zweifelte an seiner Wahrheitsliebe, stellte seine Intimität mit
Michel Angelo und Vittoria Colonna gleich im ersten
Jahre seines italienischen Aufenthaltes in Frage, und hielt es für
unmöglich, dass der Reisende damals schon genug italienisch
verstand, um ihrem Gespräche zu folgen. Auch nimmt er Anstoß
an den häufigen Anpreisungen seiner eigenen Künstlerschaft.
Besonders aber wirft er ihm eine übermäßige Vorliebe für die
Crusaden vor. Über die Beziehungen zu seinen Gönnern in Rom
und über sein italienisches Wissen glaube ich das Nöthige gesagt
zu haben. Die innere Wahrheit seiner Aufzeichnungen — von
Irrthümern und Übertreibungen abgesehen — ist bereits aner-
kannt. ’) Ruhmredigkeit und Selbstüberhebung ist unleugbar und
es liegt mir fern, sie zu beschönigen. Es ist nun einmal die Art
leidenschaftlicher Reformatoren, das, was sie ausrotten wollen,
auch rundweg -zu verurtheilen. Nur über die Bezichtigung des
Materialismus und der Geldgier möchte ich noch ein Wort sagen.
Ich finde keine Stütze für dieselbe. Oder soll man die Reduction
der Sesterzien und Talente auf den portugiesischen Münzfuß,
wenn nicht die ganze Vorlesung aus Plinius über die Preise alter
Gemälde in diesem Sinne deuten ? Die erstere war den Laien
gegenüber eine Pflicht, der nicht nur Hollanda, sondern jeder
einzelne der italienischen und spanischen Prosaisten nachgekommen
ist, welche sich im 16. Jahrhunderte mit der Geschichte der
antiken Kunst irgendwie befasst haben. Die Klagen über die
relativ geringe Entlohnung, welche bis 1538 heimischen Malern
in Portugal zutheil wurde, hatten eine sehr positive Grundlage.

1) Daran, dass Hollanda von älteren Schriftstellern wie Cean Bermudez
unter die Freunde Michel Angelos miteingerechnet worden ist, hat dieser und
jener Anstoß genommen. Ein französischer Gelehrter sagt: «II eut été infiniment
plus juste de dire que le jeune Francisco vit parfois l’incomparable statuaire
et qu’il eut l’honneur de s’entretenir avec ce puissant génie, parfois si dédaigneux
et toujours si réservé avec les artistes contemporains.« Nicht ohne Grund,
besonders da er Francisco’s Brief an den »ehe a par sculpe e colora« nicht kannte.
 
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