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— XCIV —

Krieger, eine Allegorie, in der ein geflügelter Greis (die Zeit?),
von einem drachenhaften Reptil (der Bosheit ?) begleitet, eine
blumengekrönte Jungfrau (die Malerei ?) anfält, die mit erhobenem
Arm zum Firmamente weist.
IV. Zu den in den Dialogen berührten allgemeinen
Fragen.
i. Bildung und Charakter des Künstlers. Mit der von
H o 11 a n d a im VII. und VIII. Capitel des ersten Buches ausgespro-
chenen Forderung, dass der bildende Künstler über ein encyklo-
pädisches Wissen verfüge und besonders in den classischen
Sprachen und Literaturen, zweitens aber in den drei Schwester-
künsten erfahren sei, und dazu ein Mensch von sittlichem Adel,
der gern über göttliche Dinge nachdenke, steht er auf demselben
Standpunkte wie Alberti und die übrigen Kunst-Theoretiker der
Renaissance, auch darin, dass dem ganz seiner hohen Mission
als Mittler zwischen dem Göttlichen und Irdischen hingegebenen
Künstler keine Zeit für weltliche Festlichkeiten, müssige Cere-
monien, zerstreuenden Verkehr mit Menschen bleibt, dass sich
vielmehr stille Abgeschlossenheit und ernste Gespräche für ihn
ziemen. In der weiteren Folgerung hingegen, ein sich in Absonder-
lichkeiten gefallendes, herrisches, furchtgebietendes Gebaren des
genialen Künstlers sei erlaubt, hat er offenbar den Florentiner vor
Augen, der drei Päpsten die Zähne gezeigt, wie aus den über ihn um-
laufenden Anekdoten und dem Beinamen il Terribile erhellt, voi'
allem aber war seine eigene Anlage ausschlaggebend, die er, von per-
sönlichen, missliebigen Erfahrungen gereizt, im Glauben an M i c h e 1
Angelo’s Vorbildlichkeit in allem und jedem, zu weltfremder Starr-
köpfigkeit, als wäre er ein Stellvertreter des Schrecklichen, einseitig
ausbildete. Daraus entwickelte sich dann jenes rücksichtslose, par-
teiische Absprechen über die Zunftgenossen, jene ungezügelte, künst-
lerstolze Meinungsäußerung auch vor Fürstenthronen, die ihm den
Ruf der Arroganz, Tadelsucht, Unleidlichkeit eintrug und seine
Wirksamkeit hemmte. In den Dialogen legt er das schöne
Plaidoyer für die Weltabkehr des Künstlers, der, in seine Ideen-
welt versunken, dem Stern des Schönen nachwandelt, Michel
Angelo in den Mund, und was dabei erörtert wird, stimmt, —
weil es der Wahrheit entspricht, — zu den Äußerungen
Condivi’s, Varchi’s, Vasari’s, zu den Gesprächen des Donato Gianotti,
 
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