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vielleicht dazu veranlassen werden, sich von ihm zu scheiden,
und mit Euch auf und davon nach Portugal zu gehen.«
Worauf Michel Angelo lächelnd entgegnete:
— »Er weiß es, Herrin, dass solches bereits geschehen ist,
und dass ich sie ihm gänzlich abgetreten habe, weil ich nicht
Kraft genug besitze, um eine solche Liebschaft aufrechtzuerhalten;
und eben deshalb hat er in dem, was er uns vorgetragen hat,
von ihr gesprochen, als gehöre | sie ihm.« h 126
-— »Zugegeben, hohe Herrin,« -—- fügte ich hinzu, — »dass
er sie mir freigegeben hat! Sie aber will nicht mit mir gehen,
so dass sie schließlich doch in seinem Hause verbleibt. Auch
möchte ich, selbst wenn ich dessen wert wäre, sie noch nicht in
meinem Vaterlande sehen; denn da wenige sie dort zu schätzen
wissen und selbst mein erlauchter Herr und König sich ihr nur
in seltenen unbeschäftigten Stunden widmen kann, würde sie
selbst in ihm nur einen unzulänglichen Gönner finden, besonders
in Kriegszeiten, wo sie nicht viel nützen kann. Sie aber möchte
vielleicht ergrimmen und sich eines Tages zornig in den Ocean
stürzen, den wir dort so nahe haben. Ich aber würde oftmals jene
Verse singen:
Ja, ganz recht! so gieng das Gerücht! Doch unser Gesang gilt,
Lycidas, ebensoviel im Waffengetümmel des Krieges
Als von Dodona die Tauben, voie’s heißt, vor dem nahenden Adler.105
Könnte sie in Kriegszeiten Dienste leisten, gleich würde ich
sie mit mir nehmen.«
— »Ich verstehe« sagte hier die Marchesa; »da jedoch der
Tag heute schon hinreichend ausgenützt ist, wollen wir Euer
Vorhaben auf den kommenden Sonntag verschieben.«
Und mit diesen Worten stand sie auf; wir alle aber machten
uns mit ihr auf den Heimweg.
vielleicht dazu veranlassen werden, sich von ihm zu scheiden,
und mit Euch auf und davon nach Portugal zu gehen.«
Worauf Michel Angelo lächelnd entgegnete:
— »Er weiß es, Herrin, dass solches bereits geschehen ist,
und dass ich sie ihm gänzlich abgetreten habe, weil ich nicht
Kraft genug besitze, um eine solche Liebschaft aufrechtzuerhalten;
und eben deshalb hat er in dem, was er uns vorgetragen hat,
von ihr gesprochen, als gehöre | sie ihm.« h 126
-— »Zugegeben, hohe Herrin,« -—- fügte ich hinzu, — »dass
er sie mir freigegeben hat! Sie aber will nicht mit mir gehen,
so dass sie schließlich doch in seinem Hause verbleibt. Auch
möchte ich, selbst wenn ich dessen wert wäre, sie noch nicht in
meinem Vaterlande sehen; denn da wenige sie dort zu schätzen
wissen und selbst mein erlauchter Herr und König sich ihr nur
in seltenen unbeschäftigten Stunden widmen kann, würde sie
selbst in ihm nur einen unzulänglichen Gönner finden, besonders
in Kriegszeiten, wo sie nicht viel nützen kann. Sie aber möchte
vielleicht ergrimmen und sich eines Tages zornig in den Ocean
stürzen, den wir dort so nahe haben. Ich aber würde oftmals jene
Verse singen:
Ja, ganz recht! so gieng das Gerücht! Doch unser Gesang gilt,
Lycidas, ebensoviel im Waffengetümmel des Krieges
Als von Dodona die Tauben, voie’s heißt, vor dem nahenden Adler.105
Könnte sie in Kriegszeiten Dienste leisten, gleich würde ich
sie mit mir nehmen.«
— »Ich verstehe« sagte hier die Marchesa; »da jedoch der
Tag heute schon hinreichend ausgenützt ist, wollen wir Euer
Vorhaben auf den kommenden Sonntag verschieben.«
Und mit diesen Worten stand sie auf; wir alle aber machten
uns mit ihr auf den Heimweg.