Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hübsch, Heinrich
Bauwerke: Text zum ersten und zweiten Heft — Karlsruhe und Baden, 1838

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3193#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

des Formats und der unterbrechenden Eisenschienen und Bleizüge jede grössere Composi-
tion ausschliessen, die herrlichen Wandgemälde der Kirchen Italiens ersetzt werden'? Ich
gebe gerne zu, dass die alten Steinmetzen-Meister und Häupter der berühmten Bauhütten in
Vielem die heutigen vornehmen Architecten beschämen könnten; aber es waren denn doch
schwerlich Männer von allgemeinerer Bildung, wie solche der Architect — um sich vor Ein-
seitigkeit zu bewahren und um sich stets einen freien Ueberblick zu erhalten — nothwendig
besitzen muss, und wie solche die Schöpfer unserer byzantinischen Kirchen, das heisst die
höheren Geistlichen besassen, die namentlich auch in steter Bekanntschaft mit Italiens alten
Kunstwerken lebten.

Da übrigens kein Geistlicher sich ausschliesslich mit Architectur beschäftigt haben mag,
so schreiben sich denn daher auch die Schwächen des byzantinischen Styls. Es ist, mit Aus-
nahme der Motive, das Detail der Verzierungen meist sehr roh ausgeführt, und die Technik
blieb fern von der hohen Ausbildung, die sie später in den Bauhütten sehr schnell erlangte.
Wo die letzteren mit wenig Material-Aufwand leichte Gewölbe kühn den schlanksten Pfeilern
anvertrauten, und ihre Mauern nur an einigen nothwendigenPuncten stark anlegten, daAvurden
früher schwere — die Räumlichkeit beengende — Pfeiler errichtet, und bei gleichmässig
dicken Mauern viel Material verschwendet.

Das Letztgesagte mag mich von dem Verdachte reinigen, als wenn ich einer conventio-
nellen Nachahmung des byzantinischen Styles huldigte. Nur dem acht architectonischen Geist
der byzantinischen Monumente huldige man unbedingt. Aber demohngeachtet werden sich
unsere heutigen im Rundbogen-Styl gehaltenen Gebäude wesentlich von den byzantinischen
unterscheiden durch mehr raffinirte Constructionen, durch mannigfachere Formen, durch
leichtere mit mehr Fenstern versehene Massen, und — leider auch durch eine grössere
Nüchternheit!
 
Annotationen