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Es verstellt sich von selbst, dass die Säulen oder Pfeiler entweder aus Haustein, oder
aus Backstein gemauert vorausgesetzt und — da keine steinerne Architrave von solcher
Länge angewendet werden könnnen — immer mittelst gemauerter Bögen unter sich verbunden
gedacht werden. Hölzerne Pfosten, seyen sie auch rund und noch so sehr verziert, haben
immer etwas Magazin- und Scheunen-Artiges.
Um nun das Obige etwas näher auf katholische Kirchen zu beziehen, so wird Jeder
fühlen, dass hier ein vorteilhafter Effect entsteht, wenn das Mittel-Schifl" sowohl durch eine
grössere Breite, als durch eine beträchtlichere Höhe vor den Seiten-Schiffen hervorgehoben
wird. Indessen ist das zweite schon eine mehr kostspielige Anlage, weil hier die Bogen-
stellungen, welchen noch eine Mauer mit Oberfenstern aufgesetzt wird, mehr Stärke erhalten
müssen, als wenn sie blos eine allen drei Schiffen gemeinschaftliche Decke unterstützen.
Mit der Breite des Mittel-Schiffs wird in den meisten Fällen die Breite des Chors so
ziemlich gleich zu halten seyn.
Bei evangelischen Kirchen sind noch mehr, als bei katholischen, die Seiten-Schiffe im
Vergleich zum Mittel-Raum schmal zu empfehlen, weil in den erstem, welche zugleich die
Seiten-Emporen aufnehmen, die Höhe durch den Boden eben dieser Emporen unterbrochen
wird. Durch grössere Breite der Seiten-Schiffe wird allerdings mehr Raum für die Emporen
gewonnen; doch sey hier nochmals erinnert, dass sich mit der Würde der Kirche nur eine
anständige, jedoch keine geizige Raum-Benützung verträgt.
Aus der Anlage der Seiten-Emporen geht als natürliche Construction hervor: dass auf
die — diese Emporen unterstützende — Bogen-Stellung eine zweite Bogen-Stellung gesetzt
werde, welche die Decke unterstützt. Wenn man trotz der Seiten-Emporen nur eine — vom
Boden der Kirche bis zur Decke reichende — Bogenstellung annimmt; so wird, um mich
so auszudrücken, geradezu gegen das architectonische Dogma gesündigt, und eine solche
Anordnung macht den widerlichen Eindruck, als wenn die Emporen ursprünglich vergessen,
und nachträglich zwischen die hohen Pfeiler oder Säulen hineingeleimt worden wären.
Einen — wo möglich — noch fataleren Eindruck macht die entgegengesetzte, übrigens
häufig vorkommende Anordnung: dass nämlich nur der Boden der Seiten-Emporen durch
Säulen unterstützt ist, ohne dass sich auf denselben eine zweite Säulen-Stellung zur Unter-
stützung der Decken befindet. Während dem man sich hierbei in der untern engen Region
ganz beklemmt fühlt, dehnt sich der Raum trichterartig nach oben ins Unübersehbare aus:
denn das Auflager der Decke wird meist durch die weit vortretenden Emporen verdeckt! Die
öfter versuchte Anlegung einer zweiten Reihe von Emporen über der ersten ist unbedingt zu
widerrathen. Die Kirche erhält, wenn sie nicht übermäsig gross ist, durch einen so weit
getriebenen Raum-Geiz wirklich das Ansehen eines Lagerhauses, während man von den
Es verstellt sich von selbst, dass die Säulen oder Pfeiler entweder aus Haustein, oder
aus Backstein gemauert vorausgesetzt und — da keine steinerne Architrave von solcher
Länge angewendet werden könnnen — immer mittelst gemauerter Bögen unter sich verbunden
gedacht werden. Hölzerne Pfosten, seyen sie auch rund und noch so sehr verziert, haben
immer etwas Magazin- und Scheunen-Artiges.
Um nun das Obige etwas näher auf katholische Kirchen zu beziehen, so wird Jeder
fühlen, dass hier ein vorteilhafter Effect entsteht, wenn das Mittel-Schifl" sowohl durch eine
grössere Breite, als durch eine beträchtlichere Höhe vor den Seiten-Schiffen hervorgehoben
wird. Indessen ist das zweite schon eine mehr kostspielige Anlage, weil hier die Bogen-
stellungen, welchen noch eine Mauer mit Oberfenstern aufgesetzt wird, mehr Stärke erhalten
müssen, als wenn sie blos eine allen drei Schiffen gemeinschaftliche Decke unterstützen.
Mit der Breite des Mittel-Schiffs wird in den meisten Fällen die Breite des Chors so
ziemlich gleich zu halten seyn.
Bei evangelischen Kirchen sind noch mehr, als bei katholischen, die Seiten-Schiffe im
Vergleich zum Mittel-Raum schmal zu empfehlen, weil in den erstem, welche zugleich die
Seiten-Emporen aufnehmen, die Höhe durch den Boden eben dieser Emporen unterbrochen
wird. Durch grössere Breite der Seiten-Schiffe wird allerdings mehr Raum für die Emporen
gewonnen; doch sey hier nochmals erinnert, dass sich mit der Würde der Kirche nur eine
anständige, jedoch keine geizige Raum-Benützung verträgt.
Aus der Anlage der Seiten-Emporen geht als natürliche Construction hervor: dass auf
die — diese Emporen unterstützende — Bogen-Stellung eine zweite Bogen-Stellung gesetzt
werde, welche die Decke unterstützt. Wenn man trotz der Seiten-Emporen nur eine — vom
Boden der Kirche bis zur Decke reichende — Bogenstellung annimmt; so wird, um mich
so auszudrücken, geradezu gegen das architectonische Dogma gesündigt, und eine solche
Anordnung macht den widerlichen Eindruck, als wenn die Emporen ursprünglich vergessen,
und nachträglich zwischen die hohen Pfeiler oder Säulen hineingeleimt worden wären.
Einen — wo möglich — noch fataleren Eindruck macht die entgegengesetzte, übrigens
häufig vorkommende Anordnung: dass nämlich nur der Boden der Seiten-Emporen durch
Säulen unterstützt ist, ohne dass sich auf denselben eine zweite Säulen-Stellung zur Unter-
stützung der Decken befindet. Während dem man sich hierbei in der untern engen Region
ganz beklemmt fühlt, dehnt sich der Raum trichterartig nach oben ins Unübersehbare aus:
denn das Auflager der Decke wird meist durch die weit vortretenden Emporen verdeckt! Die
öfter versuchte Anlegung einer zweiten Reihe von Emporen über der ersten ist unbedingt zu
widerrathen. Die Kirche erhält, wenn sie nicht übermäsig gross ist, durch einen so weit
getriebenen Raum-Geiz wirklich das Ansehen eines Lagerhauses, während man von den