53
wurde, und wobei also der Mörtel nur eine sehr geringe Cohäsions-Kraft haben konnte:
dass erst eine bedeutende Belastung gerade oben auf dem Scheitel die Ausweichung bei
G (Fig. V.) erzeugte, und dass eine noch weit grössere Belastung gleichmäsig auf dem
ganzen Bogen vertheilt werden konnte, ehe das Ausweichen des Strebe-Bogens erfolgte.
Wenn nun überdies die die Festigkeit begünstigenden Neben-Momente — dass das Ge-
mäuer immerhin ausser seinem Gewichte noch einigen Widerstand gegen die Ausbiegung
in Folge derCohäsion des Mörtels entgegensetzt, dass am unteren Theil der Widerlager
von der Fundament-Sohle bis zum oberen Boden der aufgefüllte Grund einigen Wider-
stand gegen das Ausweichen entgegensetzt u. s. w. — berücksichtigt werden; so möchten
die nach obiger Methode ausgeführten gewölbten Gebäude eine hinlängliche Haltbarkeit
gegen bedrohende Zufälligkeiten darbieten. Uebrigens kann diese Haltbarkeit beliebig
dadurch vergrössert werden, wenn bei der Mauer-Dicke so viel zugegeben wird, dass
die beschwerte Schnur entfernter von den schwachen Stellen bleibt, als gerade oben
wegen mangelhafter Ausfüllung der Fugen oder wegen des zu befürchtenden Aus-Splitterns
der einzelnen Stein-Kanten vorausgesetzt wurde.
Sehr instructiv würden Untersuchungen und Vergleichungen der Quer-Durcbschnitte
der kühn gewölbten gothischen Kirchen mit besonderer Rücksicht auf obige Bestimmungen
seyn. Doch muss ich dies aus Mangel an Zeit für einen spätem Nachtrag aufsparen.
Die Sorge, dass eine zufällige Belastung den Strebe-Bogea nach innen drücken könne,
lässt sich leicht zerstreuen. Es müsste eine solche bei Q (Fig. V) angenommene Belastung,
welche vermöchte das Widerlager nebst Strebe-Bogen RS — statt nach aussen — nach
innen zu werfen, (indem nämlich der obere Theil des Widerlagers bei S, so wie der
Gewölb-Bogen bei G einwärts fiele, und den ihn unterstützenden Pfeiler bei FF umkantete)
so gross seyn: dass sie (als ziehendes Gewicht und das Ganze umgekehrt gedacht) die
beschwerte Schnur C L D E, welche bei D von einem gewichtlosen in F befestigten Faden
gehalten wird, in die Lage R Q D V brächte, wobei der in W befestigte Faden die Lage
W D annähme, d. h. dass die Schnur bei Ä ausserhalb des äusseren Contours des Strebe-
Bogens, und bei V unterhalb des innern Contours des Mittel-Bogens käme. Hiezu würde
aber bei Q ein Gewicht erfoderlich seyn, welches demjenigen des ganzen Widerlagers und
Strebe-Bogens von R bis S gleich wäre und also — wenigstens im Hochbau *— nicht
leicht durch irgend einen Zufall herbei geführt werden könnte. Der Grund — warum bei
Gewölben trotz der bestehenden Biegsamkeit eine so grosse Kraft erfodert wird, um den
Einsturz der Widerlager und Strebe-Bogen nach innen zu bewirken, während an der
beschwerten Schnur schon durch ein geringes Gewicht eine Seiten-Bewegung sowohl
nach innen als nach aussen hervorgebracht werden kann, liegt darin: dass bei erstem
wurde, und wobei also der Mörtel nur eine sehr geringe Cohäsions-Kraft haben konnte:
dass erst eine bedeutende Belastung gerade oben auf dem Scheitel die Ausweichung bei
G (Fig. V.) erzeugte, und dass eine noch weit grössere Belastung gleichmäsig auf dem
ganzen Bogen vertheilt werden konnte, ehe das Ausweichen des Strebe-Bogens erfolgte.
Wenn nun überdies die die Festigkeit begünstigenden Neben-Momente — dass das Ge-
mäuer immerhin ausser seinem Gewichte noch einigen Widerstand gegen die Ausbiegung
in Folge derCohäsion des Mörtels entgegensetzt, dass am unteren Theil der Widerlager
von der Fundament-Sohle bis zum oberen Boden der aufgefüllte Grund einigen Wider-
stand gegen das Ausweichen entgegensetzt u. s. w. — berücksichtigt werden; so möchten
die nach obiger Methode ausgeführten gewölbten Gebäude eine hinlängliche Haltbarkeit
gegen bedrohende Zufälligkeiten darbieten. Uebrigens kann diese Haltbarkeit beliebig
dadurch vergrössert werden, wenn bei der Mauer-Dicke so viel zugegeben wird, dass
die beschwerte Schnur entfernter von den schwachen Stellen bleibt, als gerade oben
wegen mangelhafter Ausfüllung der Fugen oder wegen des zu befürchtenden Aus-Splitterns
der einzelnen Stein-Kanten vorausgesetzt wurde.
Sehr instructiv würden Untersuchungen und Vergleichungen der Quer-Durcbschnitte
der kühn gewölbten gothischen Kirchen mit besonderer Rücksicht auf obige Bestimmungen
seyn. Doch muss ich dies aus Mangel an Zeit für einen spätem Nachtrag aufsparen.
Die Sorge, dass eine zufällige Belastung den Strebe-Bogea nach innen drücken könne,
lässt sich leicht zerstreuen. Es müsste eine solche bei Q (Fig. V) angenommene Belastung,
welche vermöchte das Widerlager nebst Strebe-Bogen RS — statt nach aussen — nach
innen zu werfen, (indem nämlich der obere Theil des Widerlagers bei S, so wie der
Gewölb-Bogen bei G einwärts fiele, und den ihn unterstützenden Pfeiler bei FF umkantete)
so gross seyn: dass sie (als ziehendes Gewicht und das Ganze umgekehrt gedacht) die
beschwerte Schnur C L D E, welche bei D von einem gewichtlosen in F befestigten Faden
gehalten wird, in die Lage R Q D V brächte, wobei der in W befestigte Faden die Lage
W D annähme, d. h. dass die Schnur bei Ä ausserhalb des äusseren Contours des Strebe-
Bogens, und bei V unterhalb des innern Contours des Mittel-Bogens käme. Hiezu würde
aber bei Q ein Gewicht erfoderlich seyn, welches demjenigen des ganzen Widerlagers und
Strebe-Bogens von R bis S gleich wäre und also — wenigstens im Hochbau *— nicht
leicht durch irgend einen Zufall herbei geführt werden könnte. Der Grund — warum bei
Gewölben trotz der bestehenden Biegsamkeit eine so grosse Kraft erfodert wird, um den
Einsturz der Widerlager und Strebe-Bogen nach innen zu bewirken, während an der
beschwerten Schnur schon durch ein geringes Gewicht eine Seiten-Bewegung sowohl
nach innen als nach aussen hervorgebracht werden kann, liegt darin: dass bei erstem