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Ch. Hülsen: Antikengärten. I. Der Garten des Kardinals Cesi. 1

I.
Der Garten des Kardinals Cesi.
Während die meisten römischen Privatsammlungen des 16. Jahrhunderts in kurzer
Zeit gebildet, zur Blüte gebracht und dann, nach dem Tode ihrer Begründer, der Zer-
streuung anheimgefallen sind, hat die Sammlung Cesi das glücklichere Schicksal gehabt,
fast ein halbes Jahrhundert in der Hand kunstsinniger und reich begüterter Kirchen-
fürsten zu sein1. Ihr Begründer, Paolo "Emilio Cesi, aus einer alten umbrischen Familie
stammend, war i. J. 1481 geboren und wurde, nach einer erfolgreichen Karriere an der
Kurie, 1517 zum Kardinal erhoben. Er kaufte im gleichen Jahre den stattlichen Palast,
welchen der Mailänder Kardinal Giovanni Antonio di San Giorgio (gewöhnlich der Cardinale
Alessandrino genannt) im Borgo Vecchio unweit S. Peter für sich erbaut hatte2. Beim
Tode San Giorgios (1511) war der Palast noch unvollendet: Paolo Emilio fügte u. a. das
zweite Stockwerk des schönen Hallenhofes hinzu, in dessen Pilasterkapitellen das Wappen
der Familie Cesi noch heute sichtbar ist3. Zum Palaste gehörte wohl von Anfang an
der dahinter liegende mäßig große Garten, sowie die Vigna, welche sich am Abhang des
Monte di S. Spirito bis zur Höhe der jetzigen Villa Barberini hinauf zieht.
Die Anfänge der Cesischen Sammlungen gehen in die Mitte der 1520er Jahre zu-
rück. Während Giacomo Mazochis ,,'Epigrammata antiquae Urbis“ (1521) noch keine
Inschriftsteine im Palazzo und Garten Cesi kennen, erfahren wir, daß sechs Jahre später
der Kardinal, als er mit Papst Klemens VH. während des „Sacco di Roma“ in der Engels-
burg eingeschlossen war, um das Schicksal seiner Sammlungen in großer Sorge geschwebt
habe4. Mitte der dreißiger. Jahre finden wir dann den Garten mit Statuen, Reliefs und
anderen Antiken reich geschmückt. Eine öfters publizierte Vedute Marten van Heems-
kercks5 gibt einen guten Einblick in den unteren von der alten leoninischen Stadtmauer
1 Über die Familie Cesi vgl. J. B. Fonteius, depriscaCaesiorum gente (Bologna 1582) und besonders
Litta, Famiglie celebri italiani, vol. I. Über die Kardinale Ciacconi, Vitae Pontificum III, 4011. (Paolo
Emilio); III, 701 (Federico); III, 1045 (Pierdonato). Über die Sammlungen und Besitzungen Lan-
ciani, stör. d. scavi IV, 107—117.
2 Der Palast, in den meisten Werken über römische Architektur mit Stillschweigen übergangen,
ist kurz beschrieben von D. Gnoli in dem vortrefflichen, im folgenden öfters benutzten Aufsatze: 11
giardino e l’antiquario del Cardinal Cesi (Röm. Mitteilungen 1905 S. 267—276). Einige Notizen bei
Alveri, Roma in ogni stato (1664) II p. 215.
3 Abbildung bei Gnoli, a. a. O. S. 270 Fig. 2 und besser bei L. v. Pastor, Rom in der Renaissance
S. 14 Abb. 11.
4 Ciacconius III p. 404: post urbis miseram cladem cum adhuc in Hddriani arce custodiretur, cum
suaeres aliae omnes in incerto essent, cum de salute desperaret, nihil antiquius habuit quam curare ne an-
tiquae inscriptiones, aut tabulae a militibus perderenlur. auferrentur, alienarentur.
5 Berliner Kupferstichkabinett, Bd. I fol. 25 (dazu die Bemerkungen in unserer Ausgabe, 1914
S. 19). Zuerst bei Michaelis, Jahrbuch des Instituts, 1891, S. 139; auch in P. G. Hübner, Statue
di Roma, Taf. I.

Abhandlungen der Heidelberger Akademie, philos.-hist. Kl. 191ß. 4. Abh.

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