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II. Die Vigna des Kardinals von Carpi.

II.
Die Vigna des Kardinals von Carpi.
Rodolfo Pio, aus dem fürstlichen Geschlechte der Herren von Carpi in der Emilia,
nimmt unter den kirchlichen Würdenträgern des 16. Jahrhunderts eine hervorragende
Stelle ein1. Geboren am 21. Februar 1500 trat er in jungen Jahren in den geistlichen
Stand ein. Diplomatische Missionen führten ihn an den Hof des deutschen Kaisers und
der französischen Könige, wo er mit Erfolg die Interessen der Kurie und seine eigenen
vertrat. Zu seinem bedeutenden Hausvermögen kamen die Erträge zahlreicher Pfrün-
den und die Pensionen fremder Souveräne, so daß er als einer der reichsten Prälaten an
der römischen Kurie gelten konnte. Seit 1536 Kardinal (mit dem Titel von S. Puden-
ziana), später Präfekt von Rom, nahm er an den Konklaven für die Wahl Julius III.
und Pauls IV. teil, wurde 1562 Kardinalbischof von Ostia und Velletri und Dekan des
Kardinalkollegiums und starb zu Rom am 7. Mai 1564.
Seit seiner Erhebung zum Kardinal hatte Rodolfo da Carpi seinen ständigen Wohn-
sitz in Rom: zuerst (1537—1547) im Palazzo Ricci im Rione Campo Marzo, dem heutigen
Palazzo di Firenze2, dann in dem benachbarten der Familie Pallavicini gehörigen, welcher
die Straßeninsel zwischen Via Campo Marzo, Via dei Prefetti und Via della Lupa zum
größten Teil einnimmt (Bufalini, Bl. G.; Nolli n. 437). Dort war die schöne Bibliothek
des Kardinals aufgestellt, ebenso die reiche Sammlung von Altertümern, Kostbarkeiten
und Kuriositäten, welche Aldrovandi, Statue di Roma p. 201—212 beschreibt. Die
Antikensammlung bestand zum großen Teil aus Köpfen und Büsten, Reliefs und Klein-
bronzen; für größere Kunstwerke schuf der Kardinal einen geräumigeren und präch-
tigeren Platz in seiner Villa auf dem Qüirinal.
Wann die Anlage dieser Vigna oder Villa begonnen ist, läßt sich urkundlich einst-
weilen nicht feststellen; in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre muß sie, wie Bufa-
linis Plan und Aldrovandis Beschreibung zeigen, bereits im wesentlichen fertig ge-
wesen sein. Die begeisterten Worte, mit welchen letzterer die Villa als schönsten Platz
in Rom und ganz Italien, ja als „irdisches Paradies“ preist, erwecken den Wunsch, sich
von den Bauten und Gärten Rodolfo Pios eine genauere Vorstellung zu machen. Das
wird nun leider dadurch sehr erschwert, daß der Garten Carpi nicht nur, wie der Cesi-
sche, unter Beraubung und Verwahrlosung gelitten hat, sondern durch umfangreiche
Neubauten und Straßenanlagen zum größten Teile zerstört ist. Als nach Rodolfo
1 Vgl. Ciaccom, Vitae Pontificum III, 619-—622 (ed. 1677); Lanciani, storia degli scavi III,
176; v. Pastor, Geschichte der Päpste V und VI, besonders VI, 292.
2 Er ist auf Bufalinis Plan Bl. G bezeichnet als D(omus) R. Card. Carpo-, s. Ehrle zu Bufalini
p. 34 not. 7.
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