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Gil. Hülsen: Römische Antikengärten.

Pios Tode seine Vermögensverhältnisse sich als sehr ungeordnet herausstellten3, wurde
die Vigna 1565 an den Kardinal Giulio della Rovere verkauft, von dem sie 1578 der
Kardinal Alessandro Sforza, Graf von Santa Fiora, erwarb. Dieser überließ sie seinem
Bruder Paolo, Marchese di Proceno, welcher in den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts
das Casino durch einen umfangreichen Neubau erweiterte. Auch vergrößerte er die Vigna
nach Westen durch den Erwerb eines Teiles der Vigna des Patriarchen Grimani. Als
unter Sixtus V. (1585— 1590) die Via Felice (jetzt Sistina-delle Quattro Fontane)
angelegt wurde, verlor die alte Vigna Garpi zwar nur einen kleinen Teil, wurde aber von
Vigna Grimani definitiv getrennt. Der Neffe Paolos, Alessandro Sforza Conti, Herzog
von Segni, verkaufte, als er in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, i. J. 1625 Palast
und Villa auf dein Quirinal an den Kardinal Francesco Barberini d. Ä., und bald ver-
schwanden die bisherigen Bauten und Gartenanlagen unter den prachtvollen neuen
Schöpfungen, welche Maderna, Borromini und. Bernini dort für die Familie Barberini
errichteten4.
Da wir von der Villa Garpi in ihrer Glanzzeit keine Aufnahme in Zeichnung oder
Stich5 besitzen, sind wir darauf angewiesen, mit Hilfe der Stadtpläne, der Perspektivan-
sichten6 und der Beschreibungen die Grundzüge der Anlage aus den späteren Bauten
herauszusuchen. Wichtige Dienste leistet dabei, neben Aldrovandis Beschreibung, ein
Inventar, welches neuerdings Lanciani (Storia degli scavi IV p. 87—90) veröffentlicht
hat, ohne jedoch seine Beziehung zur Sammlung Garpi zu erkennen. Es findet sich in
einem Kodex der Biblioteca Oliveriana in Pesaro und scheint bald nach dem Tode des
Kardinals, jedenfalls vor 15737, zum Zwecke eines Verkaufes — darauf deuten die häu-
figen Zusätze: ,,cosa unica, cosa rarissima, meravigliosä e degna di Stare in un gabinello
d'un Re“ — abgefaßt zu sein. Es ist unten S. 81—84 nach Läncianis Druck im Zusammen-
hänge wiederholt8.
3 Dies gehl u. a. aus der von Lanciani, stör. d. scavi II p. 80 mitgeteillen “Dcliberazione” des
römischen Stadtrates vom 11. Juni 1564 hervor. Es handelt sich um die Schenkung des berühmten
Bronzekopfes des sog. Brutus: “i reverendissimi Cardinali esecutori del dello testamento dubtlando ehe
i debiti assorbiscano l'ereditd non oogliono darla, ehe si oblighi el popolo in evento a restiluirla o pagare il
prezzo di essa”. Das römische Volk nahm die Verpflichtung auf sich.
4 Über die Geschichte des Palazzo Barberini gibtP.Enm.c in der Einleitung zu seiner Publication
der “Pianta Maggi-Maupin-I.osi” (Le piante maggiori di Roma dei sec. XX I e XVII, riprodotte in foto-
tipia a cura della Biblioteca Vaticana, Nr. 4, Rom 1915) p. 18ff. wichtige neue archivalische Nach-
richten.
5 Der von Lanciani, stör. d. scavi III, 184 zitierte Stich von C. Cungius “concämeralae medicae
mali tegentes in hortis card. Pii” stellt nicht einen Teil der V igna auf dem Quirinal, sondern wahrschein-
lich eine Partie aus den Horlii PU hinter der Konstantinsbasilika dar.
0 Besonders wichtig sind Bufalini’s Plan und Duperacs Perspective, welche beistehend (Abb.
29. 30) wiederholt werden. Von kleineren Planen kommt der moderne Stadlplan des Ligorio (1552;
u. Abb. 33) in Betracht; die meisten andern (Pinardus, Dosio, Kartaro; s. u. Abb. 61) stellen die
Vigna nur ganz klein und schematisch dar.
7 Der terminus ante quem, ergibt sich daraus, daß die beiden schönen dreiseitigen Kandelaberbasen,
welche das Inventar unter nr. 26. 27 aufführt, im genannten Jahre sich bereits in der Sammlung Stampa
befanden. S. u. S. 61 n. 47. 48.
8 Das handschriftliche Original verdiente eine Nachprüfung, da die Abschrift des llrn. Giulio
Vaccai, auf welcher Lancianis Druck beruht, von Versehen nicht frei zu sein scheint. — Lancianis
falsche Beziehung des Inventars auf eine wenig bekannte Vigna della Rovere an der Via Salara braucht,
nachdem die richtige gefunden ist, nicht ausführlich widerlegt zu werden.
 
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