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Ch. Hülsen: Römische Antikengärten. — III. Die Villa des Kardinals von Ferrara.

III.
Die Villa des Kardinals von Ferrara.
Die westliche Kuppe des quirinalischen Hügels gehörte seit Ende des 15. Jahr-
hunderts der neapolitanischen Familie der Carafa, Herzöge von Andria. Oliviero Carafa,
Bischof von Caiazzo, später Kardinalbischof der Sabina, — derselbe, welcher an der
Ecke seines Palastes bei Piazza Navona die Pasquinogruppe aufstellen ließ — hatte das
mit Gärten und Weinbergen besetzte Terrain erworben, und überließ es im Jahre 1502
seinen Brüdern Alessandro und Nestore1, die es ihren Söhnen weiter vererbten. Der große
Komplex führte nach diesen Besitzern volksmäßig den Namen la vigna di Napoli', er
war damals von dem östlichen Teile des Quirinais noch weit schärfer getrennt als jetzt.
Die Trennung wurde gebildet durch einen tiefen, teilweise von antiken Substruktionen
umgebenen Einschnitt im Nordrande des Hügels (ungefähr gegenüber der Kirche S. Nicola
in Arcione); in diesem Einschnitt, den die Stadtbeschreiber des 16. Jahrhunderts meist
“Circo di Flora” nennen, lag eine Vigna, welche aus nicht mehr bekannten Gründen
den Namen la Bertina führte: er wurde erst 1617 durch die großen von Urban VIII.
angeordneten Arbeiten für Erweiterung des päpstlichen Gartens ausgefüllt2. In der Vigna
di Napoli befanden sich, außer mancherlei kleinen Baulichkeiten, zwei “Palatia”, das
eine an der Straße — der antiken Alta Semita, später Via Pia, jetzt Venti Settembre —
das andere mehr im Inneren3; das erstere entspricht etwa dem östlichen, das zweite dem
nördlichen Flügel des heutigen Quirinalpalastes4. Vor dem “inneren” Palaste, an den
1 In dem unten zu erwähnenden Pachtkontrakt von 1565 (Lanciani, stör, degli scavi IV p. 94)
heißt es: iuxta suos jines qui ab antiquo erant, prout in instrumenta donationis eorundem locorum et iurium
per R.mum bo. me. Oliveriurn Carrajfam episcopum Sabinensem S. R. E. cardinalem tune Neapolitanum
nuncupatum R.do bo. me. in Christo patri dno. Alexandro Carraffe etlll.mo d. Nestori etiam Carrafe fratribus
suis fact(a)e sub die 24 mensis Augusti anni 1502 plenius descripti sunt. Vgl. auch Lanciani, stör. d. scavi
1 p. 106; Albertini ed. Schmarsow p. 25. 26: domus rev. Olivieri Caraphae in Quirinali solatii gratia
constructa, cum vinea et hortulq et aliis locis, multis picturis et epitaphiis exornata cum epigrammatis multis.
— Andreas Fulvius, Antiquaria (1515) f. H, 1:
.... mons Clatrae et Apollinis eniinet altus,
Tecta Dicarchaeae stant in quo picta Caraphae
Gentis, Oliveri patris fastigia sacri
Qui montem excoluit totum et pomaria fecit.
Wenige Notizen gibt Adinolfi, Roma nelV etä di mezzo II p. 325f.
2 Vgl. darüber Hülsen-Jordan, Topographie I, 3 p. 395 A. 2 (das Jahr ergibt sich aus der
Inschrift beiVasi, magnificenze di Roma lib. X, p. 27). Besonders deutlich erkennbar ist der Einschnitt
samt den antiken Resten auf Kartaros Perspektivplan (Abb. 59).
3 Urkunde vom 2. Mai 1565 (Lanciani a. a. O.): vinea quae vulgo dicitur seu dicebatur la vigna
di Nappoli una cum viridario et duobus palatiis, intus et in lateribus dicte vinee positis, omnibusque aliis
eiusdem vinee domibus, edificiis, hortis, hortalitiis et aliis membris.
4 Bufalinis Plan (oben Abb. 29) gibt, die Lage beider Palatia an, ist jedoch für die Grundrisse
im einzelnen bei seiner schematischen Darstellung nicht zu verwenden; brauchbarer sind die (freilich
in manchen Einzelheiten abweichenden) Perspektivbilder Kartaros und Duperacs (oben Abb. 30).
 
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