— 87 —
befördert. Unter den Gefallenen befand sich auch der Bursche des
Hauptmanns Gene; als Stegmeyer, der das Gewehr seines Haupt-
manns trug, seinem Herrn melden wollte, dass ihm dasselbe zer-
schossen sei, erhielt er neben seinem Hauptmann stehend einen
Schuss durch den Kopf.
Als die aus heissem Kampf zurückkommende Kompagnie
staub- und blutbedeckt bei den Russen vorbeikam, wurde sie
stürmisch begrüsst. General Stössel liess seine Truppen präsen-
tieren und Hurra rufen. Wie stolz konnte Major Christ auf seine
Leute sein, von denen die meisten noch Rekruten waren; er ver-
sammelte seine Kompagnien, sprach ihnen seine vollste Aner-
kennung aus und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser
aus. Als die Gefallenen der Komp. Gene in blutgetränkten Zelttüchern
an den Russen vorüber getragen wurden, spielte ihnen die russi-
sche Kapelle ein Totenlied.
Dann aber ging es vorwärts nach Tientsin, wo die Sieger
am Abend einzogen. Russen und Seesoldaten biwakierten zusam-
men zwischen Eisenbahndamm und der südöstlichen Stadtum-
wallung.
Dicht an dem Zelt des russischen Generals hatten die beiden
Kompagnien für ihr Biwak den Ehrenplatz erhalten. Um Mitter-
nacht trafen auch die Verwundeten ein. Oberass. Arzt Dr. Nuesse
gelang es am nächsten Tage, dem 24. Juni, ein besseres Quartier für
seine Patienten in der Kegelbahn des deutschen Klubhauses in
Tientsin zu besorgen. Die Damen der Stadt zeigten sich auf das
eifrigste bemüht, das Los ihrer verwundeten Befreier möglichst
zu mildern. Die Leute erholten sich auch zusehends; nur zwei
brave Jungen, die Seesoldaten Nitsch und Schmitz starben nach
wenigen Stunden.
Aber auch die Aufgabe der Entsatztruppen war schwer
gewesen; sie waren den ganzen Tag bis in den späten Abend
unausgesetzt bei glühender Sonnenhitze ohne Wasser und mit
wenig Hartbrod im Marsch und Kampf gewesen und als die Not
in Tientsin am höchsten gestiegen war, konnten sie die ersehnte
Befreiung bringen.
Fürchterliche Verwüstungen hatten die chinesischen Grana-
ten in der Stadt angerichtet; ganze Strassen waren im Chinesen-
viertel niedergebrannt, verweste Leichen lagen unter den Trüm-
mern. Es erschien fast unbegreiflich, dass man sich in Tientsin
bis zur Ankunft der Entsatzkolonne hatte halten können; die Po-
sitionen waren überaus schwach. Mit grossem Heldenmut hatte
befördert. Unter den Gefallenen befand sich auch der Bursche des
Hauptmanns Gene; als Stegmeyer, der das Gewehr seines Haupt-
manns trug, seinem Herrn melden wollte, dass ihm dasselbe zer-
schossen sei, erhielt er neben seinem Hauptmann stehend einen
Schuss durch den Kopf.
Als die aus heissem Kampf zurückkommende Kompagnie
staub- und blutbedeckt bei den Russen vorbeikam, wurde sie
stürmisch begrüsst. General Stössel liess seine Truppen präsen-
tieren und Hurra rufen. Wie stolz konnte Major Christ auf seine
Leute sein, von denen die meisten noch Rekruten waren; er ver-
sammelte seine Kompagnien, sprach ihnen seine vollste Aner-
kennung aus und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser
aus. Als die Gefallenen der Komp. Gene in blutgetränkten Zelttüchern
an den Russen vorüber getragen wurden, spielte ihnen die russi-
sche Kapelle ein Totenlied.
Dann aber ging es vorwärts nach Tientsin, wo die Sieger
am Abend einzogen. Russen und Seesoldaten biwakierten zusam-
men zwischen Eisenbahndamm und der südöstlichen Stadtum-
wallung.
Dicht an dem Zelt des russischen Generals hatten die beiden
Kompagnien für ihr Biwak den Ehrenplatz erhalten. Um Mitter-
nacht trafen auch die Verwundeten ein. Oberass. Arzt Dr. Nuesse
gelang es am nächsten Tage, dem 24. Juni, ein besseres Quartier für
seine Patienten in der Kegelbahn des deutschen Klubhauses in
Tientsin zu besorgen. Die Damen der Stadt zeigten sich auf das
eifrigste bemüht, das Los ihrer verwundeten Befreier möglichst
zu mildern. Die Leute erholten sich auch zusehends; nur zwei
brave Jungen, die Seesoldaten Nitsch und Schmitz starben nach
wenigen Stunden.
Aber auch die Aufgabe der Entsatztruppen war schwer
gewesen; sie waren den ganzen Tag bis in den späten Abend
unausgesetzt bei glühender Sonnenhitze ohne Wasser und mit
wenig Hartbrod im Marsch und Kampf gewesen und als die Not
in Tientsin am höchsten gestiegen war, konnten sie die ersehnte
Befreiung bringen.
Fürchterliche Verwüstungen hatten die chinesischen Grana-
ten in der Stadt angerichtet; ganze Strassen waren im Chinesen-
viertel niedergebrannt, verweste Leichen lagen unter den Trüm-
mern. Es erschien fast unbegreiflich, dass man sich in Tientsin
bis zur Ankunft der Entsatzkolonne hatte halten können; die Po-
sitionen waren überaus schwach. Mit grossem Heldenmut hatte