Huguenin, c.: Geschichte des III. Seebataillons (1912)

Kapitel XI.
Tsingtau nach 10 Jahren.— Gründung der Deutsch-Chinesischen Hochschule.—
Gesundheitliche Verhältnisse. — Kommandeurswechsel. — Die letzten Jahre. —
Schluss.
/V\ it dem Jahre 1907 endet das erste Jahrzehnt des Schutz-
gebiets Kiautschou unter deutscher Herrschaft
Es ist natürlich, dass sich einem die Frage aufdrängt, was
ist in diesen 10 Jahren geleistet worden, haben sich die Erwar-
tungen bezüglich der Erschliessung der jungen, deutschen
Kolonie erfüllt, was für ein Bild bietet Tsingtau nach diesen 10
Jahren?
Zur richtigen Würdigung des bisher Geleisteten muss man
berücksichtigen, dass ein erheblicher Teil der Arbeiten dieses ersten
Jahrzehnts notwendigerweise Vorarbeiten für jene ‘Entwicke-
lung, d. h. Massnahmen zur Schaffung der Vorbedingungen
für einen Handelsplatz und Flottenstützpunkt an fremder, unwirt-
licher Küste sein mussten. Hierzu kamen noch die mannigfachen
und zeitraubenden Aufgaben, welche mit einer umfangreichen,
den Anforderungen nicht nur der Gegenwart, sondern einer
künftigen gesunden Entwickelung Rechnung tragenden Stadtanlage,
fern vom Mutterland, im „fernen Osten“ verbunden waren,
In jeder dieser Richtungen war so gut wie alles zu tun.
Als ünterkunftsräume für die kaufmännischen Pioniere, die Be-
amtenschaft wie das Militär waren zunächst nur die mangelhaften
Bauten der früheren chinesischen Besatzung verfügbar; daneben
noch einzelne Chinesenhäuser des alten Fischerdorfes Tsingtau.
Strassen irgendwelcher Art gab es nicht.
Hygienische Einrichtungen fehlten gänzlich; insbesondere
waren die Trinkwasserverhältnisse infolge der herrschenden ün-