Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIKA. § LXIII. 43
Einwurf.
Auch die unmittelbare Folgerung (arthäpatti) ist ein besonderes Erkenntnismittel1).
Nachdem man gesehen oder gehört hat, daß der beleibte N. N. bei Tage nicht ißt, so
wird, da die Beleibtheit sich nicht anders erklären läßt, durch unmittelbare Folgerung das
Essen bei Nacht angenommen.
Erwiderung.
Das Essen bei Nacht folgt nur aus dem Schlüsse: ‘N. N. ißt bei Nacht, da er be-
leibt ist und dabei nicht bei Tage ißt’.
Auch die Wahrscheinlichkeit 2) : ‘im Hundert sind fünfzig’ ist nur ein Schluß 3). Die
Tradition: ‘in diesem Feigenbäume wohnt ein Yaksha’ ist nur ein Ausspruch, dessen ur-
sprünglicher Urheber unbekannt ist. Auch die Gebärde (ßheshta) ist kein besonderes Er-
kenntnismittel, da sie nur vermittelst der Sprache oder eines Schlusses der Grund eines
Ausdrucks ist. Somit gibt es nur vier Erkenntnismittel: Wahrnehmung, Schluß, Ver-
gleichung und Sprache.
Es wird (nun) ei wogen, ob bei jeder Erkenntnis (der Umstand), daß sie dasselbe zur
Bestimmung hat, was (ihr Gegenstand) besitzt4 5), von selbst oder anderswoher erfaßbar ist.
Hierbei wird gestritten, ob die Richtigkeit (prämänya) der Erkenntnis erfaßbar ist durch
alle Mittel, welche die Erkenntnis erfassen, aber ebenda die Falschheit (aprämänya) nicht er-
fassen, oder nicht. Hiervon ist die bejahende Alternative das Vonselbstsein (svatastva), die
verneinende Alternative das Anderswohersein (joaratastva). (Das Wort) ‘alle’ (ist gebraucht),
um zu vermeiden, daß ein ‘Beweisen des (schon) Bewiesenen’0) vorliegt, wenn (die Richtigkeit
auch) durch einen Schluß erfaßbar ist. (Die Worte) ‘die Falschheit nicht erfassend’ (sind
gebraucht), um zu vermeiden, daß ein Widerspruch (entsteht), wenn infolge der Erkenntnis:
‘diese Erkenntnis ist falsch’ die Richtigkeit nicht erfaßt wird6). (Das Wort) ‘ebenda’ ist
gebraucht, da (sonst bei der Erkenntnis) : ‘diese Erkenntnis ist falsch’ kein Vonselbstsein
stattfinden könnte; denn (hier) ist das, was die im Bewußtsein liegende Richtigkeit erfaßt,
nicht etwas, das die Falschheit nicht erfaßt. (Die Worte ‘ebenda die Falschheit nicht
erfassend’) bedeuten (somit): ‘in ebendemselben, (nämlich) im Substrate der Richtigkeit, die
Falschheit nicht erfassend’. Im (obigen) Beispiele7) würde sich das Vonselbstsein (der Er-
kenntnis) daraus ergeben, daß das, was in der ursprünglichen Wahrnehmung8) die Falsch-
heit erfaßt, doch (nur) im Bewußtsein etwas ist, das sie nicht erfaßt.
1) Der Opponent ist ein Mimämsaka. — N.
2) Die Pauränikas halten Wahrscheinlichkeit (jsambhava} und Tradition (aitihya) für besondere
Erkenntnismittel. — N.
3) Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit kein Erkenntnismittel, wenn sie in einer bloßen Voraus-
setzung besteht; z. B. ‘bei Brähmanas ist die Kenntnis der vierzehn Disziplinen wahrscheinlich’. 8.
Nyäyakösa, p. 844.
4) S. § XXXV.
5) Vgl. den Kommentar zu § LVII.
6) N. und Mehendale lesen prämäny-ägrahäck
7) Nämlich: ‘diese Erkenntnis ist falsch’. — N.
8) Über die ursprüngliche Wahrnehmung (vyavasäya) und das Bewußtsein (anuvyavasäya)
s. Athalye, p. 174.

6*
 
Annotationen