Die Pseudo-Aristotelischen Φυσιογνωμικά.
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der Beschreibung des ευφυής 15 (p. 807 b): τριχωμάτων μη λίαν όκληρόν μηδ'ε λίαν μέλαν, wo, wie
man sieht, μιλάν geradezu als synonym von μαλακόν steht. Hält man sich dies gegenwärtig, so
wird mit einem Male ein dunkler Passus des Pollux verständlich, dessen Besprechung ich mit
Absicht für diese Stelle aufgespart habe: zozßg dt και παράόιτοι μελάνες, ου μην έξω παλαίότρας,
d. h. der Schmeichler und der Parasit haben schwarzes Haar, sehen also wie Weichlinge aus,
jedoch geht das nicht soweit, daß man ihnen nicht den Verkehr in der Palästra1, deren Gerät
sie ja auch als Attribute tragen, anmerkt. Dasselbe gilt natürlich auch vom νεανίόκος μέλας,
wo der gleiche Gedanke durch φιλογυμναϋτήι έοικεός ausgedrückt wird, und von dem ebenfalls
schwarzhaarigen ersten Episeistos, wo es, da es sich um einen Soldaten handelt, nicht gesagt
zu werden braucht. Nach dem zweiten Traktat Kap. 60 p. 811a sind dicke Lippen ein Zeichen
von Dummheit: οί δε τα χείλη παχία έχοντες . . . μωροί. Solche Lippen — nur daß πλατέα
statt παχέα steht, was in diesem Fall auf dasselbe herauskommt —· hat nach Pollux die Maske
des νεανίόκος αγροίκος, und wir wissen also jetzt, was das zu bedeuten hat. Am frappantesten
ist die Übereinstimmung bei der Deutung der Hautfarbe. Der αναιδής ist nach dem ersten
Traktat 17 (p. 807 b) έπίπυρος τό όώμα, τό χρώμα ΰφαιμον, nach dem zweiten, der in Kap. 67 (p. 812 a)
über die Hautfarbe im Zusammenhang handelt, sind οί πυρροί αγαν πανούργοι. Solchen Teint
hat nach Pollux der ίλεράπων οΰλος. Der Feige hat nach I 14 p. 807 b einen gelblichen Teint,
ebenso heißt es II 67 p. 812 a οί δε ένωχροι τεταραγμένοι τό χρώμα δειλοί. Solchen Teint bezeugt
Pollux für den zweiten Pappos, das Lykainion und die κόρη. Über den schwarzen und den
weißen Teint urteilen die beiden Traktate verschieden. Nach dem zweiten 67 p. 812a sind beide
ein Zeichen von Feigheit, dieser noch in höherem Grade als jener. Nach dem ersten 22 p. 808a
hat der πικρός schwarzen Teint und ebensolches Haar (,μελανόχρως . . εύϋ-ΰθ-ριξ και μελάν&ριξ).
Nun schließen sich einerseits diese Eigenschaften keineswegs aus, und andrerseits ist es
der die beiden Traktate durchziehende, übrigens auf Aristoteles selbst zurückgehende Grund-
gedanke2, daß ein physiognomisches Merkmal allein noch kein Urteil über den Charakter
gestattet, sondern nur die Kombination mehrerer Merkmale. So finden sich denn in dem
ότρατιώτης αλαζεόν meistens πικρότης und δειλία verbunden, und von dessen Maske sagt Pollux την
χροιάν μελάνι και μελαγκόμηι, wie der erste Traktat vom πικρός. Dieselbe Hautfarbe bezeugt
Pollux noch für den αγροίκος, den wir z. B. im Chremes des Eunuchen vor uns haben. Dieser ist
nun entschieden kein δειλός, aber ausgesprochen ein πικρός. So kann eben die bleiche Gesichts-
farbe sowohl die Verbindung beider Eigenschaften als eine von ihnen allein bezeichnen. Ähn-
lich steht es mit δειλόν und dem λάγνον, welche Eigenschaften die weiße Gesichtsfarbe anzeigen
soll (I 31. II 67). Pollux bezeugt diese für den ersten Pappos, den νεανίόκος απαλός, die λεκτική, die
ουλή und die φευδοκόραι. Der erste Pappos ist in der Gasina ausgesprochen ein λάγνος, in der
*) Den Einfluß der Palästra auf das Aussehen der Haare hebt schon Euripides hervor, El. 627 ff. ί-πειτα
χαίτης πως συνοίσεται πλόκος, 8 μεν παλαίστραις άνδρός ενγενοϋς τραφείς, ο 8ε κτενισμόΐς &ηλυς · Bacch. 455 f. πλόκαμός τε
γάρ σον ταναός, ον πάλης νπο, γέννν παρ' αυτήν κεγνμενος, πόίλον πλέως.
0 Anal. pr. 70 b 7. Vgl. R. Foerster Philologische Abhandlungen für Μ. Hertz S. 287.
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der Beschreibung des ευφυής 15 (p. 807 b): τριχωμάτων μη λίαν όκληρόν μηδ'ε λίαν μέλαν, wo, wie
man sieht, μιλάν geradezu als synonym von μαλακόν steht. Hält man sich dies gegenwärtig, so
wird mit einem Male ein dunkler Passus des Pollux verständlich, dessen Besprechung ich mit
Absicht für diese Stelle aufgespart habe: zozßg dt και παράόιτοι μελάνες, ου μην έξω παλαίότρας,
d. h. der Schmeichler und der Parasit haben schwarzes Haar, sehen also wie Weichlinge aus,
jedoch geht das nicht soweit, daß man ihnen nicht den Verkehr in der Palästra1, deren Gerät
sie ja auch als Attribute tragen, anmerkt. Dasselbe gilt natürlich auch vom νεανίόκος μέλας,
wo der gleiche Gedanke durch φιλογυμναϋτήι έοικεός ausgedrückt wird, und von dem ebenfalls
schwarzhaarigen ersten Episeistos, wo es, da es sich um einen Soldaten handelt, nicht gesagt
zu werden braucht. Nach dem zweiten Traktat Kap. 60 p. 811a sind dicke Lippen ein Zeichen
von Dummheit: οί δε τα χείλη παχία έχοντες . . . μωροί. Solche Lippen — nur daß πλατέα
statt παχέα steht, was in diesem Fall auf dasselbe herauskommt —· hat nach Pollux die Maske
des νεανίόκος αγροίκος, und wir wissen also jetzt, was das zu bedeuten hat. Am frappantesten
ist die Übereinstimmung bei der Deutung der Hautfarbe. Der αναιδής ist nach dem ersten
Traktat 17 (p. 807 b) έπίπυρος τό όώμα, τό χρώμα ΰφαιμον, nach dem zweiten, der in Kap. 67 (p. 812 a)
über die Hautfarbe im Zusammenhang handelt, sind οί πυρροί αγαν πανούργοι. Solchen Teint
hat nach Pollux der ίλεράπων οΰλος. Der Feige hat nach I 14 p. 807 b einen gelblichen Teint,
ebenso heißt es II 67 p. 812 a οί δε ένωχροι τεταραγμένοι τό χρώμα δειλοί. Solchen Teint bezeugt
Pollux für den zweiten Pappos, das Lykainion und die κόρη. Über den schwarzen und den
weißen Teint urteilen die beiden Traktate verschieden. Nach dem zweiten 67 p. 812a sind beide
ein Zeichen von Feigheit, dieser noch in höherem Grade als jener. Nach dem ersten 22 p. 808a
hat der πικρός schwarzen Teint und ebensolches Haar (,μελανόχρως . . εύϋ-ΰθ-ριξ και μελάν&ριξ).
Nun schließen sich einerseits diese Eigenschaften keineswegs aus, und andrerseits ist es
der die beiden Traktate durchziehende, übrigens auf Aristoteles selbst zurückgehende Grund-
gedanke2, daß ein physiognomisches Merkmal allein noch kein Urteil über den Charakter
gestattet, sondern nur die Kombination mehrerer Merkmale. So finden sich denn in dem
ότρατιώτης αλαζεόν meistens πικρότης und δειλία verbunden, und von dessen Maske sagt Pollux την
χροιάν μελάνι και μελαγκόμηι, wie der erste Traktat vom πικρός. Dieselbe Hautfarbe bezeugt
Pollux noch für den αγροίκος, den wir z. B. im Chremes des Eunuchen vor uns haben. Dieser ist
nun entschieden kein δειλός, aber ausgesprochen ein πικρός. So kann eben die bleiche Gesichts-
farbe sowohl die Verbindung beider Eigenschaften als eine von ihnen allein bezeichnen. Ähn-
lich steht es mit δειλόν und dem λάγνον, welche Eigenschaften die weiße Gesichtsfarbe anzeigen
soll (I 31. II 67). Pollux bezeugt diese für den ersten Pappos, den νεανίόκος απαλός, die λεκτική, die
ουλή und die φευδοκόραι. Der erste Pappos ist in der Gasina ausgesprochen ein λάγνος, in der
*) Den Einfluß der Palästra auf das Aussehen der Haare hebt schon Euripides hervor, El. 627 ff. ί-πειτα
χαίτης πως συνοίσεται πλόκος, 8 μεν παλαίστραις άνδρός ενγενοϋς τραφείς, ο 8ε κτενισμόΐς &ηλυς · Bacch. 455 f. πλόκαμός τε
γάρ σον ταναός, ον πάλης νπο, γέννν παρ' αυτήν κεγνμενος, πόίλον πλέως.
0 Anal. pr. 70 b 7. Vgl. R. Foerster Philologische Abhandlungen für Μ. Hertz S. 287.
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