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Charakteristik der einzelnen Masken.
Fig. 87.
Bildwerk, auf dem wir bisher diese Maske gefunden haben
(S. 7 Fig. 13. S. 62 Fig. 85), zeigt ihren Träger schwer be-
zecht. Und wenigstens angeheitert zeigt ihn auch eine
Berliner Terrakotta (Fig. 87) J Der dicke Kranz beweist,
daß er von einem Symposion kommt; den Mantel hat er,
der guten Sitte zum Hohn, um die Hüften geschlungen,
um die Hände frei zu haben. In der linken Hand hielt
er, wie die Fingerstellung zeigt, eine Leier, und der für
eine Jünglingsmaske ungewöhnlich weit geöffnete Mund
o o o o
scheint andeuten zu sollen, daß er singt. In dieser Maske
haben wir uns also sowohl den Moschion der Samierin wie
den der Perikeiromene zu denken.
Der v ε a τ ! ο κ ο ς a γ ρ οικο ς ΝΕΑ 5, der unge-
bildete, ungesittete und plumpe junge Mann, braucht
keineswegs immer ein Bauer gewesen zu sein, und um-
gekehrt ist gewiß nicht jeder junge Bauer der neueren
Komödie in dieser Maske aufgetreten. So ist sie zwar im
Eunuchen des Menander für den Jüngling, der bei Terenz
Ghremes heißt, sehr wohl denkbar, aber der wackere Sohn
der Myrrhine im Γεωργός kann unmöglich in dieser Maske
aufgetreten sein; er war wohl ein ονλος. Unter den Bild-
werken haben wir den αγροίκος noch nicht gefunden.
Er muß aber, wie bereits oben (S. 27 A. 1) hervorgehoben
wurde, dem εικονικός sehr ähnlich gewesen sein; denn wie
dieser hat er Stephane und Stumpfnase. Doch kann er
b T. I. 7909.' H. 0,18. Aus Myrina. Auch bei Winter a. a. Ο. II S. 420, 0. Auf dem Oberkopf sind die
Haare nicht angegeben; da aber eine Jünglingsmaske keine Glatze haben kann, ist dies gewiß nur Nachlässigkeit
des Verfertigers. Eine Replik mit der Künstlerinschrift ςΣωδάιιον befand sich in der Sammlung Greau, s. Froehner
Terres cuites d’ Asie de la collection Julien Greau pl. 27. Winter (Arch. Anz. 1895 S. 122) will die Figur auf
dasselbe Original zurückführen, wie den Tympanonschläger auf dem einen Mosaik des Dioskurides und
dem dieselbe Szene zeigenden Gemälde aus Stabiae (Helbig 1473) und darum auch der Terrakottafigur ein
Tympanon in die Hand geben. Das sieht sehr bestechend aus und hat großen. Beifall gefunden, läßt sich aber
doch nicht aufrecht erhalten. Die Ergänzung mit dem Tympanon scheint mir durch die Fingerstellung der linken
Hand und die Hebung des rechten Unterarms ausgeschlossen. Die rechte Hand würde gerade an den Rahmen
des Tympanons zu stehen kommen. Auf dem Mosaik ruht das Tympanon auf dem Teller der supinierten linken
Hand und die Finger der rechten Hand berühren das Trommelfeld an der unteren Seite. Das ist bei der Terra-
kotta absolut ausgeschlossen. Man versuche doch einmal die Statuette nach Winters Vorschlag zu ergänzen.
Ferner aber gehören die Musikanten des Mosaiks einer ganz anderen Gesellschaftsklasse an als der musizierende
Jüngling, den die Terrakotta darstellt. Winter selbst bezeichnet sie als „den niedrigsten Ständen angelwi’ig'c
Charakteristik der einzelnen Masken.
Fig. 87.
Bildwerk, auf dem wir bisher diese Maske gefunden haben
(S. 7 Fig. 13. S. 62 Fig. 85), zeigt ihren Träger schwer be-
zecht. Und wenigstens angeheitert zeigt ihn auch eine
Berliner Terrakotta (Fig. 87) J Der dicke Kranz beweist,
daß er von einem Symposion kommt; den Mantel hat er,
der guten Sitte zum Hohn, um die Hüften geschlungen,
um die Hände frei zu haben. In der linken Hand hielt
er, wie die Fingerstellung zeigt, eine Leier, und der für
eine Jünglingsmaske ungewöhnlich weit geöffnete Mund
o o o o
scheint andeuten zu sollen, daß er singt. In dieser Maske
haben wir uns also sowohl den Moschion der Samierin wie
den der Perikeiromene zu denken.
Der v ε a τ ! ο κ ο ς a γ ρ οικο ς ΝΕΑ 5, der unge-
bildete, ungesittete und plumpe junge Mann, braucht
keineswegs immer ein Bauer gewesen zu sein, und um-
gekehrt ist gewiß nicht jeder junge Bauer der neueren
Komödie in dieser Maske aufgetreten. So ist sie zwar im
Eunuchen des Menander für den Jüngling, der bei Terenz
Ghremes heißt, sehr wohl denkbar, aber der wackere Sohn
der Myrrhine im Γεωργός kann unmöglich in dieser Maske
aufgetreten sein; er war wohl ein ονλος. Unter den Bild-
werken haben wir den αγροίκος noch nicht gefunden.
Er muß aber, wie bereits oben (S. 27 A. 1) hervorgehoben
wurde, dem εικονικός sehr ähnlich gewesen sein; denn wie
dieser hat er Stephane und Stumpfnase. Doch kann er
b T. I. 7909.' H. 0,18. Aus Myrina. Auch bei Winter a. a. Ο. II S. 420, 0. Auf dem Oberkopf sind die
Haare nicht angegeben; da aber eine Jünglingsmaske keine Glatze haben kann, ist dies gewiß nur Nachlässigkeit
des Verfertigers. Eine Replik mit der Künstlerinschrift ςΣωδάιιον befand sich in der Sammlung Greau, s. Froehner
Terres cuites d’ Asie de la collection Julien Greau pl. 27. Winter (Arch. Anz. 1895 S. 122) will die Figur auf
dasselbe Original zurückführen, wie den Tympanonschläger auf dem einen Mosaik des Dioskurides und
dem dieselbe Szene zeigenden Gemälde aus Stabiae (Helbig 1473) und darum auch der Terrakottafigur ein
Tympanon in die Hand geben. Das sieht sehr bestechend aus und hat großen. Beifall gefunden, läßt sich aber
doch nicht aufrecht erhalten. Die Ergänzung mit dem Tympanon scheint mir durch die Fingerstellung der linken
Hand und die Hebung des rechten Unterarms ausgeschlossen. Die rechte Hand würde gerade an den Rahmen
des Tympanons zu stehen kommen. Auf dem Mosaik ruht das Tympanon auf dem Teller der supinierten linken
Hand und die Finger der rechten Hand berühren das Trommelfeld an der unteren Seite. Das ist bei der Terra-
kotta absolut ausgeschlossen. Man versuche doch einmal die Statuette nach Winters Vorschlag zu ergänzen.
Ferner aber gehören die Musikanten des Mosaiks einer ganz anderen Gesellschaftsklasse an als der musizierende
Jüngling, den die Terrakotta darstellt. Winter selbst bezeichnet sie als „den niedrigsten Ständen angelwi’ig'c