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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0076
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Charakteristik der einzelnen Masken.

ποιούμενος ούδε γιγνάϋκειν, προς δε τά μικρά και τά έκτος έλλείματα δεινός άιξαι και μετά τόνον
κα&άψαΰϋ-αι και ΰφοδρότητος, άν ΰκεϋος άμελώς ιδηι κείμενον, άν οίκοϋντα φαύλως, άν όλιγωροΰντα
κουράς η άμπεγμάνης η κυνός τίνος η ίππον μη κατ’ αξίαν επιμελόμενον. Solchen Charakter wollte
die von Aristophanes als κόλαξ bezeichnete Maske vorführen. Damit ist aber selbstverständlich
nicht gesagt, daß nicht in manchen Stücken der Schmeichler auch in der Maske des Parasiten
auftreten konnte. Daß im Pseudomenos des Alexis beide Namen synonym gebraucht werden1,
will ja scheinbar nicht viel besagen, da dieser Dichter überhaupt der erste war, der den Parasiten
als Charaktermaske in die attische Komödie eingeführt hat2; aber es folgt daraus, daß der
Schmeichler erst nach Alexis von dem Parasiten differenziert worden ist. In den meisten der
uns bekannten Stücke gehören die Repräsentanten dieses Typus in die Kategorie der Parasiten,
selbst der Titelheld im Kolax des Menander. Andrerseits wird sich unten zeigen, daß der als
Parasit bezeichnete Phormio in den illustrierten Terenzhandschriften als κόλαξ gezeichnet ist.
Aber in der Theorie waren beide Typen streng voneinander geschieden.
Wie sich nun zu diesen beiden der dritte Parasit, der Sikelikos NEA 11 verhielt, dar-
über ist aus dem hier besonders lakonischen Polluxtext nichts zu entnehmen. Für die Erklärung
des Namens bieten sich verschiedene Möglichkeiten: er könnte, wie der άβΐ'Ερμώνιοι und der des
Lykomedeios daher stammen, daß der Erfinder der Maske ein Schauspieler Sikelos gewesen ist,
oder daher, daß die Maske zum ersten Male für die Rolle eines aus Sizilien stammenden Parasiten
verwandt worden ist, oder endlich daher, daß sie auf das alte sizilische Possenspiel zurückgeht,
wie der Maison auf das megarische. Und dies letzte ist wohl das Wahrscheinlichste. Wissen
wir doch, daß der schmeichlerische Parasit schon bei Epicharm vorkam3, ja daß dieser für den
Schöpfer dieser Bühnengestalt galt4. So wäre dann der Sikelikos von den drei Parasitenmasken
1) Bei Athenaeus VI 255 B
κ ό λ a κ ο ς 8ε βίος μικρόν χρόνον ανθεί ■
ουάείς γάρ χαίρει πολιοκροτάψωι παρασίτων
Vgl. Giese a. a. Ο. p. 3.
2) Karystios von Pergamon περί Μασκαλιων bei Athenaeus VI 235 E. Wenn dem gegenüber der Deipno-
sophist Plutareh die Priorität des Epicharm geltend macht, so bestätigt er damit geradezu die Behauptung des
Karystios für die attische Komödie. Freilich können wir nicht entscheiden, ob dieser, wie es nach dem Titel
seines Werkes den Anschein hat, nur das attische Drama behandelt und Athenaeus diese Beschränkung nicht
beachtet hat, oder ob das Vorkommen des Parasiten bei Epicharm von Karystios in der Tat übersehen worden war.
8) Athenaeus a. a. Ο. 'Επίχαρμος εν Έλπίάί η Πλοντωι παρα πάτον αυτόν εισήγαγεν.
4) Ob er ihm auch schon den Namen Parasit gegeben hat', ist für unsere Betrachtung gleichgültig.
Pollux VI 35 und die Scholia Townleyana P 577 behaupten es, Wilamowitz bei Kaibel. Com. graec. fr. p. 97 be-
streitet es, während Giese es auf Grund der genannten beiden Zeugnisse annimmt a. a. 0. p. 5. Aber ich meine,
daß Wilamowitz recht hat. Wäre das Wort παράσιτος in der 'Ελπίς des Epicharm vorgekommen, so würde
Athenaeus nicht verfehlt haben, den betreffenden Vers zu zitieren, und außerdem würde eine solche Tatsache
mit den vorhergehenden Ausführungen des Plutareh über die alte Bedeutung dieses Worts (Ath. a. a. O.
234, 3 ff.) im Widerspruch stehen. Pollux und der Homerscholiast verwechseln einfach den Namen mit
der Sache.
 
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