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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Mourey, Gabriel: Georg de Feure, Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0013

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IXNEN-DEKORATIOX.

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mus (eine Neuart) raffiniertesten Geschmacks, höchster
Feinheit. Man wirft zuweilen — ob zu Recht oder
Unrecht ist hier nicht der Ort zu entscheiden —
der modernen angewandten Kunst vor, sie sei zu
einfach, oder andererseits sie sei zu kompliziert,
entweder von einer Einfachheit deren geometrischen
Formensprache langweilig ist, oder aber manieriert,
überreich verziert, unnötig überladen. Weder die
eine, noch die andere Kritik trifft auf Georges de
Feure zu und man braucht nur einen aufmerksamen
Blick auf die Abbildungen derjenigen seiner Werke
zu werfen, die diese Seiten illustrieren, um sich
davon zu überzeugen. Sowohl hier wie da, ebenso
bei seinen Stoffen, bei seinen Möbeln, wie bei seinen
Porzellanen, bei seinen farbigen Glas-Fenstern er-
scheint er gleich klar und logisch und weiss mit
feinsinnigstem Takt zwischen Form und Dekor
auszugleichen, nach den Verhältnissen der Aussen-
fläche die Ornamente zu komponieren, die Farben
und Schattierung in harmonische Uebereinstimmung
zu bringen. Ich kenne wenige dekorative Künstler,
denen es mit der gleichen Regelmässigkeit wie ihm
gelingt, sowohl Linie wie Farbe dem angewandten
Material entsprechend, den Bedürfnissen des Gegen-
standes angepasst, gleichviel in welcher Technik,
zu beherrschen. Das Dekor tritt bei seinen Kom-
positionen in gleicher Weise hervor. Die modernen

1902. I. 2.

dekorativen Künstler haben eine Unzahl bemerkens-
werter, origineller und wirklich neuer Gegenstände
geschaffen, von denen viele unter der grossen Ueber-
treibung der Ausstattung leiden; äusserst zahlreich
sind die Künstler, die da glauben, dass ein Gegen-
stand um dekorativ zu wirken, um jeden Preis
dekoriert werden muss; und das ist derjenige der
Irrtümer, der in seiner Häufigkeit am meisten dazu
beiträgt, den Geschmack des Publikums zu ver-
derben. Eingehendes Studium japanischer Kunst
bewahrte de Feure vor diesem Fehler. Ja durch
die Schule der alten Meister des fernen Ostens
lernte er die französischen Meister des XVIII. Jahr-
hunderts und ihr Geheimnis, ihre Kunst der Linie
und Anmut verstehen.

Noch eins möchte ich zu den verschiedenen
Elementen, aus denen sich die künstlerische Per-
sönlichkeit George de Feure's zusammensetzt, hinzu-
fügen: Ich möchte auf die ererbte Begabung hin-
deuten , die er seinem holländischen Ursprünge
verdankt. Wenn man seine Blumen-Motive genau
betrachtet, die er in seine Seidenstoffe einstreut,
aus dem Holz seiner Möbel hervorzaubert, das
Gesims eines Schrankes, eine metallene Thür-Platte,
eine Sessel-Lehne, den Kähmen eines Wand-Schirms,
so entdeckt man etwas, das an javanische Kunst
erinnert, man empfindet etwas wie den Reflex des
 
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