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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: Werkstätten für Handwerks-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0160

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INNENDEKORATION

XIII. SHHRGflllG. Dcirmlfcidt 1902. ÜUIlI=HeFT.

WcrMf äffen für Bandwerks«KunH.

Zu Beginn unserer kunstgewerblichen Renais-
sance-Bewegung konnte niemand klar ent-
scheiden, auf welche Weise unsere Werke
in die Oeffentlichkeit dringen würden. Einigen
erschienen Vermittler unumgänglich notwendig, und
anderen schienen sie überflüssig, wenn nicht gar
gefährlich. Nach wenig erfreulichen Erfahrungen,
die ich hier nicht näher erörtern will, stellte ich
mich auf die Seite der letzteren. Die Tendenz,
der ich mich anschloss, glich derjenigen, die haupt-
sächlich in England verfolgt wird, wo der Künstler
vielmehr einem Kunst-Handwerk als allen huldigt
(wie oft auf dem Kontinent), und wo er direkt mit
dem Publikum in Verbindung steht, welches mit
ihm wie mit seinen andern Lieferanten verkehrt. In
England ist der, welcher entwirft, zugleich der,
welcher auch ausführt, während auf dem Kontinent
dieser Fall als etwas Aussergewöhnliches erscheint.
Es genügt übrigens, nur dieses Unterschiedes Er-
wähnung zu thun, um klar zu sehen, wieviel normaler
und vorteilhafter die englische Tradition ist. In
allen Ländern, wo sich diese Tradition erhalten hat,
ist der Wert der industriellen Kunst-Gegenstände
ein grösserer, auch wenn man noch eine Spur davon
finden kann; (in Frankreich wurde oft an namhafte
Künstler appeliert, um einen durch seinen Wert
i9oa. vi. l.

oder durch seine Bestimmung besonders wichtigen
Gegenstand zu schaffen). Der Gebrauch aber, wie
wir ihn heute kennen, und der aus dem Schöpfer
und dem Ausführenden zwei verschiedene Personen
macht, ist etwas Neues und Abnormales.

Er datiert seit der gegenwärtigen Renaissance,
und es ist das Abnormalste, das sie herbeigeführt
hat! Aber es ist um so weniger Grund da,
sich über diese Abnormität zu beunruhigen, als
sie unumgänglich notwendig war, und nur so
lange dauern wird, als bis wir alle die oben aus-
gesprochene Wahrheit erkannt haben, dass nur das
Werk vollkommen sein kann, das von dem, der
es entwirft, auch ausgeführt wird. Zu Anfang war
uns diese Wahrheit durch die unmittelbarsten Not-
wendigkeiten verhüllt; von allen Seiten musste ein-
gegriffen werden, denn im öffentlichen wie auch
im privaten Leben fand man bei allen äusseren
Gestaltungen nichts als Hässlichkeit. Unsere Schöpf-
ungen waren ebenso verschiedenartig und mannig-
fach wie unsere Angriffe, die mehr von den Um-
ständen, als von einem regelrechten Angriffs-Plan
geleitet wurden; man musste so schnell wie möglich
vorwärts kommen, und die Forderungen derer, die
sich von Anfang an zu uns gesellten, waren ebenso
vielseitiger und verschiedener Art wie das Leben
 
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