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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Commichau, Felix: Luxus und Raum-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0191

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182

INNEN-DEKORATION.

HA1I.UK SCOTT—LONDON.

Hans des Herrn Dr. Ii. K.—Mannheim. Fenster in Kunst- Verglasung im Musik-Zimmer.

»Alle Kunst ist Spiel ....« mit diesen Worten
entschleiert Professor Kurt Breysig (Kultur-Ge-
schichte der Neuzeit, Band I, Berlin 1900) weniger
das Wesen als den Ursprung der Kunst. — Spiel
ist eine Aeusserung, eine reine, edle Aeusserung
der Lust; und zweifelsohne ist das Spiel die
Quelle aller Künste, eine Quelle, der bald unzählige
Bäche zuflössen, die immer grösser und tiefer, ja
die zu einem Meere ward in dem das Ueberirdische
sich wie der Himmel spiegelt. — Wenn der Wilde,
im sommerlichen Ueberflusse der Natur schwelgend,
zahllose Feste feiert, sich maßlos überfrisst und
maßlos besäuft, so treibt er ohne Frage Luxus,
doch solchen der niedersten und rohesten Art. Wenn
er jedoch sein Geräte schmückt, wenn er seine
Gefässe schwunghaft formt und sie bemalt, wenn
er die Griffe seiner Waffen mit Schnitzerei verziert —
so treibt er ebenfalls — wenn auch bescheidensten —
Luxus, doch solchen, der, seiner edleren Seite ent-
springend, auf diese zurückwirkt und den Menschen
in regster Wechsel-Wirkung zum mindesten dahin
führt, dass das rein Stoffliche für ihn nicht mehr

den einzigen Wert auf Erden bildet. Hier liegt der
Grund aller angewandten Kunst; hier bereits ent-
wickelt sich ihre enge Beziehung zum Luxus. Sie
birgt das geheimnisvolle Mittel, allen Stoff zu ver-
geistigen, mit Seele zu durchdringen, kalte, tote
Pracht reden zu machen. So vermag sie, dem
Keuschesten menschlicher Lust entspringend, die
brutal-sinnlichen Elemente des Luxus sichtbar zurück-
zudrängen — bis sie schliesslich selbst zu dessen
edelster, ausdruckfähigster Verkörperung wird.
Dort, wo sie in Blüte steht, dort, wo sich ihr alle
Bronnen menschlicher Gestaltungs-Gabe erschliessen,
dort ist Macht, Seele und Geist — dort sind auch
noch andere Schätze. Stand sie bei uns in Blüte? —
Ich glaube, wir werden dies wohl verneinen müssen.
Was sich unter der Herrschaft der Historien-Nach-
ahmung — unter der das ganze XIX. Jahrhundert
seufzte — entfaltete, war hohl und erlogen; die Seele
seiner Schöpfer hatte keinen Teil daran. — Der
Luxus genügte sich in gleissendem Theater-Pomp.

Jetzt wird es anders. Der heisse, fast hitzige
Drang zu neuen Ausdrucks-Formen, zu eigener un-
 
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