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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Velde, Henry van de: Zum Tode Otto Eckmann's
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0216

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2o8 INNEN-DEKORATION.

Mit Eckmann erlischt vielleicht endgültig die
Sentimentalität in der Ornamentik. Er war, wenn
nicht ihre letzte Stütze, so doch wenigstens der-
jenige, welcher ihr genügend Reiz verlieh, um den
Wunsch ihres Fortbestehens zu erregen. Dieser
wirkliche Reiz verbarg einen vollständigen Mangel
an intellektuellem Wesen. Bei Anderen, welche wie
er die Sentimentalität bestreiten, wird dieser Mangel
sofort sichtbar! Eckmann besass die Gabe der
Virtuosität, jener Virtuosität, welche lähmt und
auf Fleisch und Nerven dessen, der sie ausübt, auf-
reibend wirkt. Bei ihm musste ich immer an Chopin
denken. Weder der eine, noch der andere hat sich
um eine reine Linie und Konstruktion gekümmert.
In einer ornamentalen Komposition Eckmann's ist
keine Linie rein; alle beschreiben einen Zickzack-
Weg. Seine Finger zittern auf jeder Linie, wie die
eines Violinisten auf den Saiten, und alle Formen, die
daraus entstehen, sind unzusammenhängend und ver-
wirrt. Eckmann hatte in seiner Fruchtbarkeit bald
den Bereich der Blumen erschöpft, und seine Wiss-
begierde und das Bedürfnis seine Kundschaft zu
befriedigen, hatten ihm doch alle botanischen Bücher
geöffnet. Von da ab blieb ihm nichts anderes übrig,
als das Gebiet Anderer zu betreten. Dies demütigte
ihn vor sich selber und dies ist wohl der Grund

seines Grolles gegen Andere. — Eine seiner Fähig-
keiten beherrschte alle anderen, und diese ist wohl
der Bewunderung wert. Eckmann besass einen
feinen Farben-Sinn, der durch die Erzeugnisse der
englischen Fabrikanten Jeffrey und Essex angeregt
wurde. - - Für die deutschen Industrieen ist Eckmann
ein wahrer Schatz und glückbringender Genius
gewesen. Alles, was er für sie entworfen hat, war
von Erfolg gekrönt. Einzig sein Name war schon
eine Garantie, und das Bleibende seines Werkes ist,
dass er die Industriellen zu bewegen verstand, ihm in
einer Richtung zu folgen, die gänzlich mit den alt-
hergebrachten, plumpen und langweiligen Nachahm-
ungen brach, und die zur Frische und zum Leben
führte. — Zu einem solchen Leben und einer solchen
Frische, wie es von dem aufgefasst wird, welchem
die ganze Schönheit in einer Blume offenbar wird,
die er mit Entzücken auf einer Wiese entdeckt, sie
begeistert pflückt und der Bewunderung der Anderen

darbietet. PROF. HENRV VAN DE VELDE—WEIMAR.

w ie in allen seinen Aeusserungen will Van de Velde auch
hier nicht als Sprecher für eine Allgemeinheit irgend welcher Art
aufgefasst werden. Seine Gedanken und seine Gefühle bei Eckmann's
Hinscheiden allein beabsichtigt er zum Ausdruck zu bringen und
thut dies mit einer Offenheit, um die ihm nur Der gram sein kann,
der gewohnt ist seinen Gefühlen beliebig zu kommandieren. Wir
selbst haben im Juli-Hefte der D. K. u. D. gesprochen. D. Schriftl.







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'Jeil-Ansicht eines Möbels. Karakterist'/sehe. Skiilpttir-Grnamentik.
 
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