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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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Commichau, Felix: Kritische Umschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0238

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230

INNEN-DEKORATION.

Krifilche ilmfchciu,

Musstellungen in Menge geben in diesem
L \ Sommer reichliche Gelegenheit, sich von dem
1 V sieghaften Gedeihen des Kunst-Gewerbes,
und der Innen-Kunst im Besonderen, zu überzeugen.
Vor allem ist es die internationale Ausstellung
für moderne dekorative Kunst in Turin, die die
Blicke der Welt auf sich zieht. Ist sie doch, von
der vorjährigen Veranstaltung der Darmstädter
Künstler-Kolonie abgesehen, die erste Ausstellung
auf grösserer Basis, die der Vorführung rein-neu-
zeitlicher Schöpfungen ausschliesslich dienen soll.
Ihr internationaler Karakter, der dadurch, dass sich
alle zivilisierten Nationen von grösserer Bedeutung
ungemein rege beteiligten, stark zum Ausdruck
gelangt ist, bietet ferner die denkbar günstigste
Gelegenheit die Errungenschaften der einzelnen
Gruppen gegen einander abzuwägen. Die Kunst
kann durch dieses grandiose Rivalisieren nur
gewinnen. Fortschritt reisst mit. — Deutschland steht

1

SU -m- ......1

GRAF1 N GKI.DKKN-EGMON'I

SchränkcHen in poliertem Kirschbaum
Holz. Aiisgrf. von Th. Lange-llamburg

mit Holland und Schottland zweifellos an erster
Stelle. .Eine solche Fülle hat kein Land aufzuweisen.
Ein kleines Heer der eigenartigsten Köpfe; ein
Ueberfluss an jungfräulich-kräftigen Ideen, eine
Masse von Willen und Kraft. Wir wollen stolz
sein! — Der Hauptbericht über die Turiner Aus-
stellung erfolgt soeben in der Deutschen Kunst und
Dekoration. In der »Innen-Dekoration« begnügen
wir uns damit, nur den Repräsentations-Raum
unserer Verlags-Anstalt in zwei Ansichten abzubilden
(siehe farbige Doppel - Beilage). Der Raum liegt
zwischen der grossen Hamburger Halle, die man
in dem Gebäude Deutschlands zu allererst betritt,
und zwischen dem geräumigen Saale Preussens, von
dem er durch eine Glaswand getrennt ist. Die
gesamte Zimmer-Einrichtung ist nach Entwürfen von
Professor Peter Behrens von der Hof-Möbelfabrik
Ludwig Alter in Darmstadt in mustergiltiger Weise
ausgeführt. Ueber die Behrens'sche Raum-Kunst
noch viel der Worte zu machen, ist, so hoffe ich, über-
flüssige Mühe. Eine urwüchsige Kraft, eine seltene
Klarheit über Wollen und Ziel, künstlerisches
Können von immenser Tiefe und grösstem
Reichtum, ein feiner Instinkt für die höchste
Zweckerfüllung — all dieses vereinigt sich in
einer Persönlichkeit. Die grosse, vielbogige
Hamburger Halle, das hessische Zimmer und
nicht zum mindesten der Repräsentations-Raum
unseres Verlages legen erneutes Zeugnis von
den seltenen Fähigkeiten dieses Mannes ab.

Die grosse Ausstellung für Industrie, Ge-
werbe und Kunst zu Düsseldorf lässt, was
Ausdehnung und Aufwendung anbetrifft, die
Turiner Veranstaltung weit hinter sich. Nur
rangiert hier die Kunst nicht nur im Titel an
letzter Stelle. Mag die Maschine, mag der
Fleiss zu Düsseldorf noch so grosse Triumphe
feiern, die für das Rheinland nicht besonders
erfreuliche Thatsache wird nicht verdeckt, dass
auf dem ausgedehnten Boden der Ausstellung
in künstlerischer Beziehung Rückständiges
mehr als ein vollgerüttelt Maß geboten wird.
Ein Boden auf dem solch läppische Dinge' wie
»Die Sekt-Höhle« (eine künstliche Ruine, und
ungefähr das albernste der architektonischen
Darbietungen) noch im Jahre 1902 möglich
sind, ist reif für durchaus neue Saat. Man
lasse doch nur den Geist, der die titanenhaften
Maschinen, die dort Halle auf Halle füllen,
geschaffen hat und antreibt, auf sich wirken!
Es müsste zum mindesten etwas Kraftvolleres
und Gesunderes dabei herauskommen als
diese abgestandene Düsseldorfer Ausstellungs-
Architekur, die im grossen ganzen auf gleicher
 
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