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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Vetter, H.: Wohnräume von Emmerich Révész
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Wesen der Raumgemütlichkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0069

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INNEN-DEKORATION

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alle unsere »Beleuchtungskörper« kaum anders als ge-
legentliche Verlegenheitslösungen zu nennen. Offen-
bar deshalb, weil wir »Licht« nicht »körperlich« emp-
finden und aus diesem Grunde nicht imstande sind,
Beleuchtungs»körper« zu gestalten. Am ehesten befrie-
digt uns das indirekte Licht, das die letzten glühenden
Drahtenden der viele Kilometer verzweigten Licht-
maschine verbirgt und uns nur Reflexlicht von Wand
und Decke gewährt. In feierlichen oder festlichen
Stunden aber greifen wir doch zu Kerze oder Fackel,
die weder in ihrer unvergleichlichen Lebendigkeit
noch in ihrem Symbolwert von irgendeiner anderen
Beleuchtungsart erreicht werden.

Der jungen »Wiener Schule«, als deren Vertreterwir
nun auch Emmerich Revesz kennengelernt haben, ist
nach dem Tode Strnads noch kein neuer geistiger Füh-
rer erwachsen und für absehbare Zeit auch nicht zu
erwarten; denn ihre Eigenart besteht zum Teil darin,
daß sie zwar nicht unpersönliche, wohl aber überper-
sönliche Gesetze vertritt (wie etwa das hier angedeu-
tete von Raum und Gerät), in deren strenger Befolgung
die Selbstunterdrückung der Eigenart auch sehr ur-
sprüngliche Begabungen unkenntlich macht, h.a. vetter

VyrESEN DER RAUMGEMÜTLICHKEIT. Merk-
W würdig und schier geheimnisvoll ist der Wert
»Gemütlichkeit« eines Wohnraums. Wie sollen wir
ihn bestimmen? Man könnte sagen: Gemütlich ist ein
Raum, wenn er gutartig, verträglich, menschlich ist.
Aber damit sind wir nicht weiter, als wenn wir ein
Menschengesicht als gutmütig ansprechen, d. h. wir
stellen ein Etwas von Gesamtausdruck fest, ohne
dessen einzelne Elemente angeben zu können. Eine
Höhle kann gemütlich sein und ein Zelt. Vielleicht
haben wir alle unsre gemütlichsten Raumeindrücke
erlebt in Räumen, die mehr vom Zufall als von be-
wußter Planung geformt waren. Blockhäuser, Kabi-
nen, Lauben sind gemütlich; aber es gibt wieder Raum-
enge, die keineswegs gemütlich ist. - Gemütlichkeit
scheint mit Mehrerem zu tun zu haben. So mit dem
Gefühl und der Situation der Geborgenheit; dann mit
einem bequemen Zur-Hand-Sein von verschiedenen
Dingen und Möbeldiensten; dann mit bestimmten
warmen Werkstoffen (Holz, griffige Gewebe); endlich
mit einer gewissermaßen freien, wachstümlichen
Gesamtführung der Formen oder der Gruppierung,
die lebensvoll zur Einfühlung einlädt. - g.m.
 
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