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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Mirtow, Paula von: Stein und Beton als Gartenwerkstoffe
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0189

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INNEN-DEKO RAT IO N

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STEIN UND BETON ALS GARTENWERKSTOFFE

Die Zeiten der Tuff- und Grottensteine sind vor-
über. Vorüber sind auch die Zeiten, wo eine An-
sammlung pittoresker Steine verschiedensten geolo-
gischen Ursprungs, nach romantisch-malerischen Ge-
sichtspunkten ausgewählt und gruppiert, als »Alpinum«
in jedem Garten zu finden war. Der Stein als zieren-
des Gartenbeiwerk gehört ebenso der Vergangenheit
an wie die tönernen Zwerge und Rehlein von einst.

Das Gesicht des Gartens ist einfacher und natür-
licher geworden. Der Gartengestalter von heute hat
den romantisch-malerischen Gesichtspunkt verlassen.
Er gestaltet nicht mehr einzelne »Punkte«, die, ohne
Zusammenhang miteinander, willkürlich über eine
unpersönliche, gestaltlose Grünanlage verstreut wer-
den, sondern er baut den Garten als eine organische
Einheit auf. Das Haus und die Umgebung, in welche
der Garten sich einzufügen hat, sind die Quellen, aus
denen der Gartengestalter den leitenden Gedanken für
sein Werk schöpft. In engstem Zusammenhang mit
diesen beiden entsteht der Garten als einheitliches Ge-
bilde, in welchem Wege und Sitzplätze, Rasenflächen,
Bäume, Sträucher und Blumen nicht für sich selbst

stehen, sondern nur aus dem Zusammenhang mit dem
Ganzen ihre Daseinsberechtigung ziehen und nur in
diesem zur vollen Geltung gelangen.

In diesem modernen Garten ist der Stein ein unent-
behrlicher Werkstoff geworden. Er stellt das Binde-
glied zwischen dem natürlichen Pflanzenwuchs und
der von der Kultur geformten Wohnstätte des Men-
schen dar. Zu Wegen, Sitzplätzen, Treppen und
Mauern verarbeitet, ist er ein Stück von Menschen-
hand gebändigte, der Idee unterworfene Natur.

Beton wurde noch vor wenigen Jahren im Garten
nur sozusagen in der Verlegenheit benützt, und
zwar ausschließlich dort, wo der Bauarchitekt aus
technischen Gründen in die Gestaltung des Garten-
geländes eingriff. Da der Gartenarchitekt meist erst
nach Abschluß der baulichen Arbeiten gerufen wurde,
fand er dann etwa bereits einen fertigen Treppen-
eingang, eine Stützmauer oder ein Traufenpflaster
aus Beton vor. Diese ohne Rücksicht auf den künf-
tigen Garten hergestellten Einbauten erschwerten die
Arbeit des Gartengestalters ungeheuer und konnten
kaum jemals mehr ganz in sie einbezogen werden.
 
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