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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Das Deutsche Haus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0304

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292

INNEN-DEKORATION

I

DEUTSCHES HAUS »EHRENHALLE« GEORG KOLBE »GENIUS« BRONZE

DAS DEUTSCHE HAUS

,"Y"7~ohl jeder Deutsche, der vor dem Deutschen Haus
W auf der Pariser Weltausstellung gestanden hat,
nahm die Empfindung mit sich fort, daß hier der Wille
des erneuerten Vaterlandes, das »Gesetz, wonach es
angetreten«, einen ebenbürtigen und zutreffenden
baulichen Ausdruck gefunden hat. Er stand vor einer
Stärke, die zugleich Helle war, vor einer Geschlossen-
heit und Einheit, die zugleich Vielfalt war. Er sah
Stolz ausgeprägt, der ein ruhiges Herz hatte und
innerlich neidlos in diesem großen Treffen der Na-
tionen stand. Und nichts Erwünschteres konnte dem
Bau Albert Speers geschehen, als daß er in das viel-
bemerkte unmittelbare Gegenüber zum Sowjetpavillon
geriet. Als zwei mächtige Riegel längsseits der Seine
schließen das Deutsche Haus und der russische Sok-
kel-Rampenbau den Trocaderoteil der ausländischen
Sektion ab, und in ihrem örtlichen und weltanschau-
lichen Gegenüber hat der »Zufall« eine Symbolik ent-
stehen lassen, die an Deutlichkeit, an Aufschluß und
- Warnung nichts zu wünschen übrig läßt: auf der
deutschen Seite ein »Haus-, auf der russischen der un-
behauste, erregte Mensch im Sturm; dort ein Wohnen
und erdfestes Stehen, hier empörerischer Ansprung
und barbarische Raserei; dort ein Wille, der bindet,

gliedert und ordnet, hier ein Wille, der niederwirft und
zerstört; dort schließlich eine Gestaltung, die sich
unter festem Bestehen auf dem nationalen Selbst dem
Kulturbemühen der Völker willig einfügt, hier ein
Nichts-als-Bewegung, das sich aller Bindung entreißt
und allem Gestalten den Krieg erklärt.

Aber auch von diesem Kontrast abgesehen, bildet
das Deutsche Haus mit seinem 65 m hohen Turm aus
10 Steinpfeilern und seiner 140 m langen Halle, in
unmittelbarer Nachbarschaft der Seine, die nachts den
angestrahlten Burgfried großartig in dunklen Fluten
spiegelt, zweifellos den eindrucksvollsten Baukörper
innerhalb der ausländischen Sektion. Das ganze Ge-
bäude ruht auf einem Rost von 500 Eisenbetonpfäh-
len, die eine Überbrückung der unten durchziehenden
Avenue de Tokio und damit erst den eigentlichen
»Bauplatz« des Deutschen Hauses tragen. Die Stahl-
konstruktion von Turm und Halle ist mit Werkstei-
nen aus Muschelkalk und Juramarmor verkleidet, die
somit die edle Farbe und Struktur charaktervoller
deutscher Werkstoffe ins Bild bringen. Freitreppen-
anlagen und plastischer Schmuck - das goldene Ho-
heitszeichen als Turmbekrönung und die symbo-
lischen Gruppen von Thorak (Abb. S. 297) - gebenden
 
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