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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 48.1937

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Wohnräume eines deutsch-böhmischen Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10944#0419

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INNEN-DEKO RATION

407

WOHNRÄUME EINES DEUTSCH-BÖHMISCHEN ARCHITEKTEN

Das Ziel aller Wohnungskunst ist jenes häus-
liche Behagen, in dem wir unsre Wohnung als
eine sinnvolle und uns zugehörige Welt erleben.
Wann und unter welchen Voraussetzungen wird eine
Wohnung dazu gelangen, dieses Behagen auszu-
strahlen? - Am besten wohl da, wo der Gestalter
unsres Heims vertraut war mit unsrer Wesensart
und wo er aus dieser Vertrautheit seine Raumfüh-
rung, seine Geräteformen, seine Farben und Werk-
stoffe wählen konnte.

Aber es muß noch etwas hinzukommen. Auch beim
Einsatz des besten Willens wird diese Vertrautheit
nur dann zum Ziele führen, wenn der Architekt
wahrhaft und von innen her die Gabe hat, auf den
Nebenmenschen einzugehen und wenn er selber ein
Mensch ist, der um menschliche Wohngefühle Be-
scheid weiß. Weiter muß er die Gabe haben, das
Wissen um die Wesensart des Auftraggebers in greif-
bare Dinge, Geräte, Raumstimmungen umzusetzen.
Er muß Phantasie haben, er muß in Dinggestalten
denken, ja in ihnen dichten können. Mancher Ar-
chitekt hat sich schon zu dem Grundsatz bekannt:
Wohnungsgestaltung aus dem Charakter des Be-

wohners! Aber wenn der Teufel der Ichverliebtheit
in ihm sitzt, wenn er innerlich eine starre Seele ist,
die den Nebenmenschen nicht ernstnehmen kann
oder ihn überhaupt nicht »sieht«, wenn er den be-
glückenden heimlichen Verkehr eines Menschen-
gemüts mit den Dingformen, mit dem durchs Fenster
an die Wand streifenden Sonnenstrahl nicht mitleben
kann, dann hilft ihm auch die bewußte Einstellung
nicht weiter. Hat er aber die Gaben, von denen hier
die Rede ist, dann wird sich etwas Unerwartetes und
sehr Schönes ereignen. Es wird sich zeigen, daß die
Wohnung, die er einem bestimmten Menschen »auf
den Leib« entworfen hat, auch viele andre Menschen
freundlich anredet. Alle Besucher werden etwas von
einer solchen »persönlichen« Wohnung haben.

Aus den Raumbildern des Architekten Kurt Perl-
see - er ist Deutschblütiger in fremdem Staatsver-
band - spricht eine Gestaltung dieser Art. Eine
quellende, überzeugende Erfindung zeichnet sie aus,
die sich frei in warmherzigen Wohngefühlen bewegt.
Man sieht in seinem Wohnraum (Abb. S. 406/407)
verschiedene Formen von Sesseln mit Tisch, Bank,
Truhe wie in leichtem Geplauder vereinigt. Die Dinge
 
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